In Zeiten, in denen Wohnraum in Deutschland gefragter ist denn je, liegt die Lösung womöglich direkt über Ihrem Kopf: Ihr Dachboden! Mit dem richtigen Ausbau kann hier zusätzliche Wohnfläche entstehen. Mit ein bisschen handwerklichem Geschick können Sie viele Arbeiten selbst erledigen und somit Kosten sparen. In diesem Ratgeber führen wir Sie Schritt für Schritt durch den Dachbodenausbau.
- Lohnt sich der Dachbodenausbau?
- Nutzungsänderung
- Was ist das Ziel?
- Dachbodenausbau in 8 Schritten:
- 1. Baugenehmigung
- 2. Sicherheitsmaßnahmen
- 3. Dachboden ausmessen
- 4. Fenster einbauen / austauschen
- 5. Wärmedämmung
- 6. Zimmeraufteilung, Trennwände, Verputzen
- 7. Wasser, Elektro, Heizung
- 8. Fußbodenheizung und Fußboden
Ein Dachbodenausbau bietet zahlreiche Vorteile. Nicht nur machen Sie Gebrauch von (meist) ungenutzter Fläche, sondern steigern zugleich den Wert Ihrer Immobilie und schaffen eine Einkommensquelle, falls Sie die Dachgeschosswohnung im Anschluss vermieten. Doch aufgepasst: Nicht jeder Dachboden ist automatisch für Wohnzwecke geeignet. Wie Sie feststellen, ob Ihr Dachboden wohntauglich ist und wie Sie beim Ausbau vorgehen, erfahren Sie in unserer Schritt-für-Schritt-Anleitung.
Lohnt sich der Dachbodenausbau?
Ob ein Dachbodenausbau für Sie sinnvoll ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Ein entscheidendes Kriterium ist die Höhe des Dachgeschosses, da diese maßgeblich bestimmt, wie viel Wohnfläche Sie später nutzen können. Folgende Vorschriften der Wohnflächenverordnung sind zu beachten:
- Erst ab einer Raumhöhe von mehr als 2 m fließt die Wohnfläche zu 100 % in die Berechnung ein
- Bei einer Raumhöhe zwischen 1 und 2 Metern wird die Wohnfläche zu 50 % berücksichtigt
- Flächen unter 1 Meter werden gar nicht zugerechnet
Die Hälfte der Dachgeschossfläche sollte mind. 2,30 m hoch sein, damit Sie sich später wohlfühlen können. Im Allgemeinen ist ein Dachgeschossausbau nur ratsam, wenn der Neigungswinkel des Daches mindestens 35 Grad beträgt, da Sie sonst nur im Bereich des Firstes aufrecht stehen können. Andererseits, wenn die Dachneigung 50 Grad oder mehr aufweist, ist sogar ein zweigeschossiger Ausbau möglich.
Tipp: Durch die Vergrößerung des Kniestocks (die Höhe des vertikalen Teils der Wand, bevor die Dachschräge beginnt) kann bei einem geringen Neigungswinkel mehr Raumhöhe geschaffen werden. Im Wesentlichen wird bei dieser Baumaßnahme das Dach gestützt und die bestehende Wand durch eine höhere Wand ersetzt. Da solch ein Vorhaben allerdings einiges an Planung und Know-how erfordert, sollten Sie professionelle Handwerker für die Umsetzung beauftragen.
Nutzungsänderung
Ein weiterer wichtiger Punkt: Das Dachgeschoss muss dem Wohnen gewidmet sein. Falls dies nicht der Fall ist, muss eine Nutzungsänderung beim zuständigen Bauamt beantragt werden. Diese weist z.B. die Statik nach. Durch neu errichtete Wände, Möblierung, Böden und Ähnliches entsteht zusätzliches Gewicht. Ist die Statik nicht ausreichend, ist ein Dachausbau (zumindest zu Wohnzwecken) nicht gestattet.
Außerdem sollten Sie einen Blick auf den B-Plan (Bebauungsplan) werfen oder sich beim Bauamt beraten lassen, um Auskunft über die Geschossflächenzahl (Gfz) zu erhalten. Die Gfz gibt an, wie viel Wohnfläche Sie auf den Geschossen in Ihrem Haus verbauen dürfen, und ist abhängig von der Größe Ihres Grundstückes.
- Eine Beispielrechnung: Der B-Plan gibt an, dass Ihr Grundstück 500 m² groß ist und die Gfz bei 0,5 liegt. Somit dürften Sie auf allen Geschossen insgesamt 250 m² Grundfläche verbauen.
Gut zu wissen: Das Dachgeschoss zählt nicht immer automatisch zur Gfz. Es ist von Baugebiet zu Baugebiet unterschiedlich. Die für Ihr Baugebiet geltende Regelung finden Sie im B-Plan. Alternativ können Sie diese Info bei dem zuständigen Bauamt einholen.
Was ist das Ziel?
Wenn Sie sich für den Dachbodenausbau entschieden haben, ist es wichtig, folgende Frage zu beantworten: „Welches Ziel soll der Ausbau erfüllen?“ Möchten Sie neuen Wohnraum schaffen, ein Büro realisieren, ein Spielzimmer für die Kleinen einrichten oder benötigen Sie lediglich mehr Abstellfläche? In letzterem Fall sind keine aufwendigen Baumaßnahmen notwendig, allerdings bietet es sich trotzdem an, das Dachgeschoss aus Energiespargründen zu dämmen.
Bevor Sie mit Ihrem Projekt beginnen, ziehen Sie am besten einen Zimmerer und Energieberater zu Rate. Diese Experten helfen Ihnen bei Fragen wie:
- Welche Dämmmaßnahmen sind empfehlenswert?
- Kann ein Badezimmer oder eine Küche eingebaut werden und sind die nötigen Leitungen vorhanden?
- Ist eine Fußbodenheizung sinnvoll?
- Kommen Dachgauben in Frage?
Dachbodenausbau in 8 Schritten:
1. Baugenehmigung
Ob Ihr Dachbodenausbau genehmigt werden muss, hängt vom Umfang und den Vorschriften der Landesbauordnung ab. Änderungen am Außengebäude, wie zum Beispiel der Einbau von Gauben oder der Anbau eines Balkons, sind immer genehmigungspflichtig. Zu beachten ist, dass Gauben nicht in jedem Wohngebiet gebaut werden dürfen. Ein Infogespräch mit dem zuständigen Bauamt gibt Aufschluss. Wie bereits eingangs erwähnt, muss das Dachgeschoss dem Wohnen gewidmet sein. Anderenfalls müssen Sie zuerst eine Nutzungsänderung beantragen. Ein weiterer wichtiger Punkt: Wenn mit dem Ausbau neuer Wohnraum entsteht, müssen Pkw-Stellplätze verfügbar sein.
2. Sicherheitsmaßnahmen
Beim Dachgeschossausbau sind vielfältige Sicherheitsaspekte zu berücksichtigen, um die Bewohner und das Gebäude zu schützen. Neben der statischen Überprüfung des Dachbodens sind brandschutztechnische Maßnahmen, wie der Einsatz feuerresistenter Baustoffe oder Brandschutztüren, zu beachten. Eine optimale Wärmedämmung sichert ein angenehmes Raumklima und minimiert Energieverluste. Für die Installation von Elektroleitungen und möglichen Änderungen am Dachstuhl sollten Sie unbedingt einen Fachmann an Bord holen, um Risiken zu minimieren. Ein sicherer Zugang zum Dachgeschoss und definierte Rettungswege sind ebenfalls essenziell. Zudem sollten Sie zu Beginn des Ausbaus das Dach gründlich auf mögliche Lecks oder Feuchtigkeit überprüfen, um zukünftige Probleme zu vermeiden.
3. Dachboden ausmessen
Zur Planung der Zimmeraufteilung, bei Einbau einer Küche oder Einrichtung der Möbel ist es wichtig zu wissen, wie viel Raum der Dachboden bietet. Die Fläche zu berechnen kann allerdings aufgrund von Dachschrägen etwas komplexer sein als das Ausmessen anderer Räume. Beginnen Sie mit der Ermittlung der Grundfläche, indem Sie die Länge und Breite des Dachbodens messen und diese Werte miteinander multiplizieren. Nun gilt es zu beachten, dass die Fläche unter der Dachschräge erst ab einer bestimmten Höhe vollwertig bzw. zu 50 Prozent zur Wohnfläche zählt (siehe Abschnitt „Lohnt sich der Dachbodenausbau?“). Daher müssen Sie den horizontalen Abstand von der Wand bis zu dem Punkt messen, an dem die Dachschräge diese Mindesthöhe erreicht und die resultierende Fläche von der Gesamtgrundfläche abziehen. Beachten Sie, dass durch die Dämmung, Deckenverkleidung und den Fußbodenaufbau der Abstand zwischen Boden und Decke verringert wird. Dies bedeutet, dass die endgültige Wohnfläche nach dem Dachbodenausbau kleiner ausfallen wird.
Achten Sie auch auf Besonderheiten wie Dachfenster oder Gauben. Schornsteine oder Aufzugsschächte, die den nutzbaren Raum verringern, sollten ebenfalls von der Fläche abgezogen werden. Bei Unsicherheiten ziehen Sie am besten einen Fachmann wie einen Architekten oder Gutachter zu Rate. Falls vorhanden, können auch Baupläne oder Dokumentationen bei der Berechnung helfen. Wichtig ist, immer die lokalen und vertraglichen Bestimmungen zur Wohnflächenberechnung im Auge zu behalten, da diese variieren können.
Tipp: Während der Vermessungsarbeiten sollten Sie eine Markierung setzen, die als „Meterriss“ bezeichnet wird. Diese Markierung liegt genau 1 Meter über dem endgültigen Fußbodenaufbau und stellt einen wichtigen Bezugspunkt für nachfolgende Bauaktivitäten dar.
4. Fenster einbauen / austauschen
Die Fenster bauen Sie als erstes ein, bevor Sie sich der Dämmung und anderen Baumaßnahmen widmen. Dies hat den Vorteil, dass bereits beim Dämmen mehr Licht im Raum ist und man nicht neu angebrachte Dämmung beim späteren Fenstereinbau wieder entfernen muss. Sie haben eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach? Dies beeinflusst, wo Sie Dachfenster und Gauben einbauen können.
Hinsichtlich der Fensterarten haben Sie die Wahl zwischen Gauben-, Dachflächen- und Giebelfenstern. Während Gauben den Raum zusätzlich vergrößern und das Fenster vertikal in die Dachfläche eingebaut wird, bieten Dachflächenfenster durch ihre schräge Positionierung oft einen höheren Lichteinfall.
Für Heimwerker mit etwas Geschick besteht die Möglichkeit, Fenster, die exakt zwischen zwei Dachsparren passen, selbst einzubauen. Doch Vorsicht: Wenn Sparren für den Fenstereinbau entfernt werden müssen, sollten Sie unbedingt einen Zimmermann hinzuziehen. Er verfügt über das notwendige Know-how, um die Stabilität des Daches zu gewährleisten und kann bei Bedarf auch Dachgauben fachgerecht einbauen.
5. Wärmedämmung
Der Dachbodenausbau ist nicht nur eine Frage des Designs, sondern auch der Energieeffizienz. Hier spielt die Dämmung eine entscheidende Rolle. Sie verlangsamt den Wärmeaustausch und sorgt so für ein kühleres Dachgeschoss im Sommer und Wärme im Winter. Als Materialien stehen Ihnen neben Mineral- oder Glaswolle auch Holzweichfaserdämmung oder die hochpreisige Schafswolle zur Verfügung.
Um den richtigen Dämmstoffbedarf zu ermitteln, sind die Sparrenabstände, -tiefe und -breite entscheidend.
Je nach Methode wird der Dämmstoff unterschiedlich eingesetzt: Die Zwischenspaarendämmung platziert ihn zwischen den Sparren, die Auf- und Unterspaarendämmung darüber bzw. darunter. Bei der Aufdachdämmung liegt das Material direkt unter der wasserführenden Schicht des Daches. Eine sorgfältig angebrachte Dampfbremse (eine Folie, die über das Dämmmaterial platziert wird) ist unerlässlich. Sie verhindert, dass Kondenswasser in die Dämmung eindringt und sollte daher möglichst luftdicht verklebt oder befestigt werden.
Die Kosten für Dämmung, Dachfenster und Dacheindeckung variieren je nach Fläche des Dachgeschosses sowie den verwendeten Materialien. Im Durchschnitt sollte man mit ca. 30.000 bis 40.000 Euro rechnen. Diese Investition steigert jedoch nicht nur die Energieeffizienz Ihres Zuhauses, sondern auch den Wohnkomfort und den Immobilienwert insgesamt. Wichtig: Beachten Sie die aktuellen Vorgaben der Energieeinsparverordnung (EnEV). Bei einer Nutzfläche von über 50 Quadratmetern muss der Dachbodenausbau den Neubaustandard erfüllen.
6. Zimmeraufteilung, Trennwände, Verputzen
Beim Ausbau eines Dachgeschosses spielt die richtige Zimmeraufteilung eine entscheidende Rolle, insbesondere wenn es um die Ausrichtung der Räume geht. Hier ist es ideal, die Räume nach dem Lauf der Sonne zu planen, um von natürlichem Licht und angenehmen Raumtemperaturen zu profitieren.
- Planen Sie das Bad und die Küche auf der (Nord-)Ost-Seite, um das morgendliche Sonnenlicht optimal zu nutzen und angenehm in den Tag zu starten.
- Ein Frühstücksplatz oder eine Wohnküche sollte nach (Süd-)Osten ausgerichtet sein, wo die warmen Sonnenstrahlen Sie beim ersten Kaffee begrüßen.
- Für Kinderzimmer und Dachterrassen ist eine Süd-Ausrichtung optimal, um die Sonne in den (Nach-)Mittagsstunden zu genießen.
- Die Wohn- und Schlafräume hingegen können nach Westen platziert werden, sodass Sie hier von kühleren Temperaturen profitieren.
- Treppen, Flure und Vorratsräume sind am besten im Norden zu positionieren, da sie weniger Tageslicht benötigen.
Nachdem Sie die Raumaufteilung festgelegt haben, geht es an den Bau der Trennwände. Hier kommen vor allem Trockenbauwände aus Gipskartonplatten zum Einsatz. Für Nassbereiche wie das Badezimmer sollten Sie imprägnierte grüne Platten verwenden (reduzieren die Aufnahme von Feuchtigkeit), während graue Platten sich für normale Zimmer eignen. Diese montieren Sie auf ein vorab installiertes Ständerwerk. Anschließend verputzen Sie die Wände noch, um ihnen das gewünschte Finish zu geben. Mit ein wenig handwerklicher Erfahrung und dem richtigen Werkzeug ist es durchaus möglich, diese Arbeiten in Eigenregie durchzuführen.
7. Wasser, Elektro, Heizung
Die Elektroinstallation ist meist mit weniger Aufwand verbunden, da es oft schon bestehende Leitungen gibt, in die man die neuen Kabel legen kann. Doch selbst wenn es scheinbar einfacher wirkt, sollten immer professionelle Elektriker die Arbeiten durchführen, um Sicherheit und Funktionstüchtigkeit zu gewährleisten.
Komplexer gestaltet sich dagegen die Einbindung von Wasser- und Heizungsleitungen. In manchen Fällen ist ein Deckendurchbruch notwendig, um die nötigen Leitungen zu verlegen. Dies erfordert präzise Planung und handwerkliches Geschick. Es macht Sinn, Bad und Küche möglichst nebeneinander zu planen, da dies die Verlegung der Wasser- und Abflussleitungen erleichtert und somit Kosten und Zeit spart.
Wichtig ist, dass solche Installationen immer Fachleute übernehmen, da sie nicht nur kompliziert sind, sondern bei unsachgemäßer Durchführung zu erheblichen Schäden oder Gefahren führen können. Zudem sind beispielsweise Wasserzähler gesetzlich vorgeschrieben und müssen geeicht sein. Nach der Installation der Heizungsanlage dokumentiert der Heizungsbauer in einem Protokoll den Zeitpunkt des Einbaus, was für die spätere Wartung und gegebenenfalls für Garantieansprüche wichtig ist.
8. Fußbodenheizung und Fußboden
Der Vorteil einer Fußbodenheizung im Dachgeschoss liegt auf der Hand: Anders als herkömmliche Heizkörper benötigt sie keinen Wandplatz. In Dachgeschossen mit ihren charakteristischen Schrägen ist die senkrechte Wandfläche ohnehin limitiert, sodass eine Fußbodenheizung mehr Wohnraum freigibt. Besonders im Badezimmer zeigt sich eine Fußbodenheizung als vorteilhaft, da sie nach dem Duschen für wohlige Wärme sorgt.
Je nach Zustand des bestehenden Bodens sind unterschiedliche Vorarbeiten notwendig. Bei einem intakten und ebenen Untergrund kann oft direkt eine Trittschalldämmung verlegt werden. Sollten jedoch größere Höhenunterschiede im Boden vorhanden sein, müssen Sie ggfs. Estrich verwenden, um eine stabile Basis für die Fußbodenheizung zu schaffen.
Es gibt grundsätzlich zwei gängige Optionen für eine Fußbodenheizung:
- Strommatte: Hierbei handelt es sich um eine elektrische Fußbodenheizung, die komplett über Strom betrieben wird. Solche Systeme sind dünner und oft einfacher zu verlegen, haben jedoch höhere laufende Kosten im Betrieb.
- Wasserbasiert: Diese Art der Fußbodenheizung funktioniert über warmes Wasser, das durch spezielle Leitungen im Boden zirkuliert. Die Installation erfordert einen Anschluss an das zentrale Heizsystem des Hauses.
Unabhängig von der gewählten Methode müssen die zugehörigen Leitungen oder Matten sorgfältig und gleichmäßig im Boden verlegt werden, um eine homogene Wärmeabgabe sicherzustellen. Abschließend verlegen Sie den gewünschten Bodenbelag über der Fußbodenheizung und dürfen sich auf ein wohliges Ambiente freuen. Ihr Dachboden ist einzugsbereit!
Sie sind aktuell auf Wohnungssuche? Dann schauen Sie bei neubau kompass vorbei und entdecken Sie Ihre passende (Dachgeschoss-)Wohnung!
Title Image: | © artursfoto / iStock |