Von 2000 bis 2021 sind in Deutschland fast 145 Milliarden Euro an Schäden durch
Extremwetterereignisse entstanden, 80 Milliarden davon allein seit 2018. Doch noch
wichtiger als der finanzielle Einschlag ist, dass Menschen, Tiere und ganze Ökosysteme
dem Klimawandel zum Opfer fallen. Angesichts dieser Herausforderungen stellt sich die
Frage: Was unternimmt die Bundesregierung in puncto Klimaschutz und was kann Deutschland von anderen Ländern lernen? Im Fokus steht dabei unter anderem die Neugestaltung von Städten.
Investition in den Klimaschutz essenziell
Studien deuten auf eine weltweite Zunahme von Extremwetterereignissen hin. Höchste Zeit, in großem Umfang in den Klimaschutz zu investieren. Nur so ist es möglich, dem Klimawandel entgegenzuwirken und auf Naturkatastrophen vorbereitet zu sein.
Umweltstaatssekretärin Christiane Rohleder des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) erklärt: „Investitionen in ambitionierten Klimaschutz und vorsorgende Klimaanpassung sind entscheidend, um die Widerstands- und Anpassungsfähigkeit der Ökosysteme zu erhöhen. Das dient auch dem Schutz der Menschen. Mit einer vorsorgenden Klimaanpassungsstrategie und einem Klimaanpassungsgesetz werden wir einen verlässlichen strategischen Rahmen für die Klimavorsorge in Deutschland schaffen. Die Zahlen der Studie zeigen deutlich, dass es für die Klimaanpassung einen enormen Finanzierungsbedarf gibt. Die Zahlen zeigen aber auch, dass die Kosten ohne wirksame Klimaanpassung noch viel höher sein werden.“
Globale Vorbilder: Was kann Deutschland von anderen Ländern lernen?
Kopenhagen wurde 2011 von einem schweren Wolkenbruch heimgesucht, der die Stadt unter Wasser setzte. Die Reaktion? Eine Transformation hin zu einer Schwammstadt. Parks und Innenhöfe wurden zu multifunktionalen Reservoirs umgebaut, die an normalen Tagen als Erholungsflächen dienen und bei Starkregenereignissen als Wasserspeicher genutzt werden können. Je nach Größe fassen diese Reservoirs mehrere Millionen Liter, die andernfalls Straßen oder Häuser überfluten würden.
Dieses innovative Modell hat in den letzten Jahren auch in Deutschland Anklang gefunden. Ein Vorzeigeprojekt ist das Schumacher Quartier in Berlin, das als Schwammstadt geplant ist und in dem bis Mitte 2030 über 5.000 Wohnungen entstehen sollen.
Costa Rica: Vorreiterrolle bei erneuerbaren Energien und Naturschutz
Costa Rica, ein kleiner Staat in Zentralamerika, ist ein weiteres Beispiel für ein Land, das ein hohes Umweltbewusstsein an den Tag legt. 25 Prozent der Landfläche steht unter Naturschutz, mehr als 90 Prozent des Stroms wird aus erneuerbaren Energien gewonnen. Durch umfassende Renaturierungsprojekte von Wäldern und Küstengebieten und den Ausbau erneuerbarer Energien schützt das Land seine natürlichen Ressourcen, die biologische Vielfalt und verbessert gleichzeitig die Lebensqualität seiner Bürger.
Kann Deutschland aus vergangenen Fehlern lernen?
Vor dem Hintergrund, dass Deutschland zunehmend von Überschwemmungen betroffen ist, muss jedoch ein Umdenken im großen Stil erfolgen – sowohl bei der Gestaltung von Städten und Wohngebieten als auch beim Einsatz von Technologien wie Frühwarnsystemen und Künstlicher Intelligenz. Die Ahrtal-Flutkatastrophe im Juli 2021, bei der 135 Menschen ihr Leben verloren, zeigt, wie wichtig eine klimaangepasste Infrastruktur und gut funktionierende Frühwarnsysteme sind. Diese Klimaschutzmaßnahmen hätten die Flut möglicherweise abgemildert und Menschenleben gerettet.
Neben Gewittern und starken Regenfällen stehen viele Länder, und auch Deutschland, vor einer weiteren Herausforderung: Dürren und Hitzewellen. Einer Statistik von Statista zufolge gab es im Jahr 2019 in Deutschland rund 47 Prozent mehr hitzebedingte Todesfälle als in der Referenzperiode von 2000 bis 2005.
Im Hinblick auf ökonomische und Ökosystemschäden durch Klimakatastrophen zeigen sich nach Angaben des Umweltbundesamtes (UBA) in ländlichen Gebieten Schäden z.B. durch Waldbrände, Trockenheit in Land- und Forstwirtschaft oder Temperaturveränderungen in Gewässern. Die nationale Dürre im Jahr 2018 ist ein Paradebeispiel hierfür.
Was unternimmt die Bundesregierung?
Angesichts des Klimawandels arbeitet die Bundesregierung an einer vorsorgenden Klimaanpassungsstrategie mit messbaren Zielen, um den Herausforderungen proaktiv zu begegnen. „Die neue Strategie soll dazu beitragen, Maßnahmen zur Klimaanpassung zielgerichteter aufzusetzen, die Erfolge (und gegebenenfalls Lücken) in der Vorsorge vor Klimaschäden besser als bisher bewerten und im Bedarfsfall nachsteuern zu können. Dafür entwickeln die zuständigen Bundesministerien nach eigenen Angaben Ziele in den Themenbereichen Wasser, Infrastruktur, Land und Landnutzung, Wirtschaft, menschliche Gesundheit und Pflege sowie Stadtentwicklung, Raumordnung und Bevölkerungsschutz sowie Übergreifendes“ (BMUV 2024).
Doch der wahre Test wird die Umsetzung dieser Strategien sein und die Bereitschaft von internationalen Erfolgen zu lernen – von der beschleunigten Transformation des Energiesystems bis hin zur Stärkung der Infrastruktur. Erste positive Signale setzt die Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG 2023). Diese sieht in Deutschland bis 2030 einen Anteil von 80 Prozent erneuerbarer Energien vor. Um dieses Ziel zu erreichen, gilt ein besonderer Fokus der Förderung von Technologien wie Solar, Windkraft und Wasserstoff.
Fazit
Deutschland steht an einem kritischen Punkt im Kampf gegen den Klimawandel. Durch das Lernen von globalen Best Practices im Klimaschutz, der Implementierung ähnlicher Anpassungsstrategien und durch das Schaffen von Umweltbewusstsein in der Bevölkerung kann Deutschland nicht nur seine eigene Zukunft sichern, sondern auch eine führende Rolle im internationalen Klimaschutz übernehmen. Die Zeit zu handeln ist jetzt – mit Mut, Innovation und dem Willen, Städte und Gemeinden für kommende Generationen lebenswert zu machen.
Text: | Janek Müller |
Titelbild: | Boy Wirat / iStock |