Eine neue Art der Gartenstadt: „Tobias Mayer Quartier“ in Esslingen

Eine neue Art der Gartenstadt: „Tobias Mayer Quartier“ in Esslingen

Streuobsthain, Rasenlichtung, Gemeinschaftsgärten: Das klingt nach „schöner wohnen“. Grund genug also, bei einem Neubaugebiet von einem poetischen Gesamtkunstwerk mit Sinnlichkeit in der Gestaltung zu reden? Ja. Das Tobias Mayer Quartier in Esslingen soll eine Gartenstadt neu definieren, in der Miet- und Eigentumswohnungen ein neues Zuhause schaffen – mit sozialer Solidarität und der Möglichkeit, eigene Wünsche auszuleben. Was geschieht also demnächst im Esslinger Stadtteil Hohenkreuz?

Darüber sind sich alle Beteiligten in diesem Jahr einig geworden. Einstimmig fiel die Wahl für die Gestaltung des rund drei Hektar großen Areals auf den Entwurf des Wiener Büros „Studio Vlay Streeruwitz“.  Aus Stuttgart kommen die zwei Büros, die sich den dritten Platz teilen: Wittfoht Architekten und LEHENdrei sind die beiden weiteren im Bunde, die das neue Quartier geplant haben und es in einem Bürgerdialog der Öffentlichkeit präsentierten. Entwickler sind die Esslinger Wohnungsbau GmbH sowie die Baugenossenschaft Esslingen eG.

Ein facettenreiches grünes Umfeld

Dabei ist die Verteilung der künftigen Aufgaben klar definiert. Vlay und Streeruwitz gestalten Kettenhäuser auf der Ostseite, die beiden anderen Büros L-förmige Gebäude auf der Westseite. Die Bebauung rückt überall an den Rand des Grundstücks, um etwas zu erreichen, das Bewohner und Besucher gleichermaßen entzücken soll: abwechslungsreiche und fließende Raumfolgen mit viel Atmosphäre, eingebunden in ein facettenreiches grünes Umfeld.

StudioVlayStreeruwitz/Carla Lo

Viel Wohnraum schaffen: Dafür sorgen die sogenannten Kettenhäuser auf der östlichen Seite. Kettenhäuser sind Reihenhäuser, die nicht Wand an Wand gebaut werden. Vielmehr wird die Reihe aufgelockert durch niedrigere Bauelemente. Sogenannte Etagenpromenaden und Laubengänge sollen 3 bis 4 Gebäude miteinander verbinden. In den Kopfbauten sind mehrere Wohnungen oder eine Großwohnung möglich, die mittleren Gebäude bekommen kleinere Wohnungen. Die Erdgeschosse sind zum Beispiel einer Kita, Ateliers und Gemeinschaftsräumen vorbehalten, direkt an der Palmstraße und damit am „Gartenfeld“.

L-förmige Gebäude in Massivbauweise

Am westlichen Rad entlang der Tobias-Mayer-Straße entstehen hingegen winkelförmige Gebäude, die in ihrer Höhe variieren. So sind gleich an der Straße Häuser mit 4 bis 5 Geschossen geplant, die Gebäude zum Park hin werden höher. Loggien kragen etwas über die Fassade hinaus und sind so platziert, dass sie am Wohn-Ess-Bereich liegen, aber auch den Küchen Licht geben. Weitere Freiräume sind Dachterrassen, die hohen Gebäude erhalten eine Dachbegrünung mit Photovoltaik. Raumhohe Fenster mit textilem Sonnenschutz prägen die Fassadengestaltung.

Kettenhäuser in Hybridholzbauweise

Während die L-förmigen Häuser in Massivbauweise errichtet werden, gilt für die Kettenhäuser das Prinzip der Hybridholzbauweise. Fertige Wandpanelle (Holzrahmen mit Dämmung und Beplankung), Bodenplatten aus massivem Brettsperrholz und mehrgeschossige Massivholz-Scheiben sowie Aufzugsschächte werden vorgefertigt auf die Baustelle geliefert. „In einem Tag können Wände, Träger und Stützen aufgestellt werden, in einem weiteren Bodenplatten. Folglich kann ein Geschoss in zwei Tagen errichtet werden. Der Innenausbau folgt im zeitsparenden Trockenbaumodus“, erklärt Shaira Haas von der Projektentwicklung der Esslinger Wohnungsbau GmbH. Entlang der Palmstraße sind 3 Kettenhäuser geplant. Jedes Kettenhaus kann 22 Wohnungen und 5 Wohngemeinschaften oder Wohncluster aufnehmen.

Bürgerbeteiligung beim Wohlfühl-Quartier

Ein Wohnquartier zum Wohlfühlen: Das wollten auch die Bürger, die von Anfang an ihre Meinung sagen durften. Und sie durften mitreden. So wurden der Bürgerausschuss, Wohnungssuchende und Bewohner des Stadtteils in die Entwicklung einbezogen. Einigkeit herrscht in vielen Dingen. So war es wichtig, faire Miet- und Kaufpreise anzubieten in einem klimagerechten Quartier, das auch für Besucher offen ist. Die Eigentumsverhältnisse sind zum jetzigen Zeitpunkt noch offen. Fest steht, dass freifinanzierte, aber auch sozial geförderte Wohnungen sowie Miet- und Eigentumswohnungen im Quartier gebaut werden.

StudioVlayStreeruwitz/Carla Lo

Wichtiges Thema war und ist das Mobilitätskonzept. Es setzt auf kurze Wege und stellt ausreichende Abstellmöglichkeiten für Fahrräder in den Erd- und Untergeschossen einiger Gebäude bereit. Eine Station mit Lastenfahrrädern und ein lokales Car-Sharing sind Teil des Konzepts sowie eine zentrale Abgabestation für Pakete. Neue Hohenkreuzer, die sich für das besondere Wohnen in Esslingen interessieren, statten dem Vernetzungslabor einen Besuch ab. Hier gibt es für Kinder und Erwachsene Antworten auf viele Fragen, etwa zum Thema Bus- und Bahnverbindungen in der Nähe. Wo finde ich was?

Gartenwildnis und Gartenkabinette

Garten, Garten, Garten: Auf der großen Fläche zwischen der Bebauung im Osten und im Westen liegt der Fokus auf Grün. Eine phantasievolle Gartengestaltung, die den Bewohnern Freiraum gibt, ist zentrales Thema. Umgesetzt wird es mit Carla Lo Landschaftsplanung, das Energiekonzept entwickelt das IPJ Ingenieurbüro P. Jung. Die Palmstraße wird zur Spielstraße umgestaltet, eine Sichtachse zur St. Bernhard-Kirche soll beibehalten werden und verbindet damit optisch das Neue mit dem Alten.

StudioVlayStreeruwitz/Carla Lo

Gartenkabinette zum gemeinsamen Gärtnern, ein Gartenforum für Feste, eine Gartenwildnis zur Entspannung, Gartenpavillons mit Obst und Gemüse: Die grünen Räume, mit viel Phantasie gestaltet, fließen ineinander und bekommen mit einer Bepflanzung, die zu jeder Jahreszeit prachtvoll blühen soll, das, was ein poetisches Gesamtkunstwerk voller Sinnlichkeit werden soll. Selbstverständlich ist hier Raum für kleine Bewohner und Gäste. Das Roberto H Migge Universum ist gestaltet als ein Collage-Garten, der voller vielfältiger Möglichkeiten steckt.

Baubeginn des neuen Quartiers ist voraussichtlich im Juli 2023. Schritt für Schritt wird das neue Vorzeigeobjekts Esslingens in den nächsten 15 Jahren entwickelt. Nicht zuletzt findet im Jahr 2027 die Internationale Bauausstellung in der StadtRegion Stuttgart (IBA27) statt. Ein großes Ereignis mit einem gekonnten Kontext zu dem, was die Hohenkreuzer planen.

Idyllisches Esslingen a. Neckar/ Bild Nina Popovic/unsplash

Esslingen, nur eine kurze Fahrzeit entfernt von Stuttgart, ist ein idealer Wohnort für alle, die es einen Tick ruhiger mögen. Hier entsteht auch das Bauvorhaben Talstraße 158 -160, angeboten von Weiß Immobilien.

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Text: Andrea Hunkemöller

Titelbild: StudioVlayStreeruwitz/Carla Lo


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