Kondenswasser – oft eine Sache des Lüftmanagements

Kondenswasser – oft eine Sache des Lüftmanagements

Es ist gerade im Herbst und Winter ein leidiges Thema: Kondenswasser an Fenstern, Fensterrahmen und Wänden. Es betrifft Dachfenster und Terrassentüren genauso wie die klassische Dachschräge und sucht Altbau-Wohnungen ebenso heim wie das Neubau-Haus. Das Kondenswasser allein ist nicht gefährlich, sondern eher ärgerlich. Wer es aber einfach „laufen“ lässt, muss in seinen vier Wänden Schimmel fürchten. Wie es zur Kondenswasser-Bildung kommt und was Sie aktiv dagegen tun können, beleuchtet Kerstin Funke in diesem Beitrag.

Die Ursachen kennen

Viele denken, dass Kondenswasser nur oder vor allem bei Altbauten vorkommt. Das stimmt nicht, denn auch Neubau-Immobilien, an die sehr viel höhere Anforderungen hinsichtlich der Energieeffizienz gestellt werden, sind davon betroffen. Heutzutage ist bei neu errichteten Häusern die Gebäudehülle so dicht, dass die in den Wänden enthaltene Feuchtigkeit und die, die wir im Alltag selbst erzeugen, nur schwer entweichen kann und dafür ordentlich Zeit benötigt. Im Altbau sorgt oft eine schlechte Isolierung der Wände oder der Fensterlaibungen für beschlagene Scheiben. Lüften ist in jeder Immobilie das A und O, um Schimmel, Feuchtigkeitsschäden und „dicker“ Luft erst gar keine Basis zu bieten.

Frische Luft ist nicht nur für unsere Lunge gut, sondern trägt auch zum wohngesunden Ambiente unserer Immobilie bei – das ist auch ein wichtiger Punkt für das Homeoffice. Das Bild stammt von User Gerd Altmann auf Pixabay.

Hinter der Entstehung von Kondenswasser in einem Gebäude steckt ein ganz einfaches physikalisches Prinzip: Je wärmer die Raumluft ist, desto mehr Luftfeuchtigkeit kann sie aufnehmen und transportieren. Trifft dann die warme Raumluft auf kältere – sprich schlecht isolierte – Wände oder Fensterelemente, schlägt der Wasserdampf aus der Luft dort als Wasser nieder. Die Folge: Feuchte Wände und Schwitzwasser an den Fenstern. Während man gegen beschlagene Fenster recht unkompliziert mit einem Handtuch zum Abtrocknen und einem regelmäßigen Durchlüften des Raums vorgehen kann, ist eine feuchte Wand etwas für den sachverständigen Fachmann: Schimmelgefahr! Am Fensterrahmen und auf Gummifalzen lässt er sich zwar häufig noch wegwischen und erfolgreich mit einem Schimmelspray behandeln. Wenn Schimmel aber auf Mauerwerk bzw. an der Wand zu sehen ist, sollten Sie einen Profi kommen lassen. Denn wenn der Schimmel dort erst mal einzieht, geht er schnell auf die Gesundheit. Da helfen dann auch keine Anti-Schimmel-Sprays oder Hausmittel wie Essig, der im ungünstigen Fall das Wachstum des Pilzes sogar noch befeuern kann. Sparen Sie sich das Geld für solche Mittel und setzen Sie besser auf professionelle Tests und Lösungen. Denn was Sie sehen, ist wahrscheinlich nur ein Bruchteil des tatsächlichen Schimmelbefalls. Oft bemerkt man nur einen überschaubar großen Fleck an der Wand, während die große Schimmelfläche hinter der Tapete ist. Gerade dort ist er aber sehr gefährlich: Denn so kann er sich im schlimmsten Fall über das ganze Haus ausbreiten und wird erst erkannt, wenn der Schaden schon groß ist. Ein Infrarot-Thermometer kann Kälte- und Wärmebrücken und eine schlechte Dämmung aufdecken helfen. Dieses Instrument hat dann auch der Schimmelgutachter oder ein erfahrener Heizung- und Sanitär-Fachmann dabei, um zu prüfen, wo die Schwachstelle ist und wie diese behoben werden kann.

Warum Neubauten ’schwitzen‘

Wasser und Neubau ist seit jeher eine untrennbare Kombi. Selbst ein Holzhaus kommt beim Keller nicht ohne Beton oder Ziegel aus. Während der Bauphase ist das Gebäude Regen, Hagel und Schnee ausgesetzt, und auch beim Bau selbst wird jede Menge Wasser verwendet. Experten schätzen, dass je nach Größe eines konventionell gebauten Hauses bis zu 20.0000 l Wasser wieder aus dem Bau hinaus müssen, die mit Beton, Putz, Mörtel und Estrich eingearbeitet wurden. Die Zeit, die beispielsweise der Estrich braucht, um zu trocknen, hängt von seiner Zusammensetzung, aber auch von der Temperatur und Feuchtigkeit der Luft ab. In jedem Fall werden zum Trocknen des Hauses bis zur Schlussphase des Baus immer wieder professionelle Trocknungsgeräte eingesetzt, denn bei Ziegeln müsste man sonst mit dem Einzug noch 3 bis 12 Monate warten, bei Beton sogar über 2 Jahre. Wichtig zu wissen: In einem Neubau ist bei Fertigstellung immer noch eine Restfeuchte von 1500 bis 2000 l Wasser.

Stoß- und Querlüften heißt die Devise

Ihr Bauträger hat Ihre Immobilie zur Übergabe weitgehend getrocknet. Vor dem Einzug ist es aber trotzdem ratsam, das leere Haus 2 bis 4 Wochen kräftig zu beheizen und mehrmals pro Tag, am besten zwei- bis viermal, quer- und stoßzulüften. Das fühlt sich vielleicht wie ein Nebenjob an, ist aber die Voraussetzung, dass Sie in Ihrer Immobilie möglichst wohngesund leben. Beim Querlüften öffnet man Fenster, die gegenüber liegen, sodass ein Durchzug entsteht. Beim Stoßlüften werden möglichst viele bis alle Fenster für eine bestimmte Zeit geöffnet, damit ein Luftaustausch möglich wird. 5 bis 15 Minuten intensives Lüften reichen im Regelfall, wenn man es richtig macht. So können auch die Zimmer nicht auskühlen – was hilft, Energie zu sparen und den Schimmel auszusperren. Sie wissen ja, da war noch die Sache mit den kalten Wänden und der Luftfeuchtigkeit…

Handtuch raus, abwischen und gut durchlüften. So hat Kondenswasser keine Chance, Schimmel entstehen zu lassen. Das Bild stammt von User StockSnap auf Pixabay.

Faustregel für die Lüftdauer vor und nach dem Einzug: Je wärmer die Lufttemperatur außen ist, desto länger wird gelüftet. Denn wärmere Luft kann im Verhältnis deutlich mehr Feuchtigkeit aufnehmen als kalte. Zum Vergleich: Liegt die Lufttemperatur bei 25 °C und die Luftfeuchtigkeit bei theoretischen 100 %, dann beträgt der Wasseranteil der Luft rund 23° g/m³. Wenn die Luft 20 °C warm ist, beträgt der Wasseranteil der Luft schon nur noch 17,28 g/m³. Deutlich weniger Feuchtigkeit kann die Luft bei 10 °C aufnehmen. Dann hat Wasser daran einen Anteil von 9,39 g/m³.

Wie lange und wann sollten Sie am besten richtig durchlüften? An heißen Sommertagen sollten Sie auf den Morgen, auf die Zeit zwischen 5 und 7 Uhr, und den späteren Abend, das heißt auf die Zeitspanne von 22 bis 0 Uhr, setzen. Dann hat sich die Luft außen abgekühlt und Sie lassen keine feuchtwarme Luft herein. Bei richtig kalten Temperaturen, etwa von Dezember bis Februar, kann schon eine Lüftdauer von 5 Minuten ausreichend sein. Im kühleren Herbst und zu Beginn des Frühlings, im November und März, können Sie auf 10 Minuten erhöhen. Im April und September dürfen es 15 Minuten sein, und in den Sommermonaten von Juni bis August ist eine Lüftdauer von einer halben Stunde sinnvoll.

Bewusst heizen

Mindestens in den ersten beiden Jahren ist ein besonders gutes Lüftmanagement in Ihrem Haus oder Ihrer Wohnung sehr wichtig. Sie möchten neben den Dämpfen von Farben, Baustoffen, Möbeln und Fußböden und der Baufeuchte ja schließlich auch die Feuchtigkeit in der Luft loswerden, die Sie selbst über Ihren Atem, durch das Kochen oder etwa Duschen erzeugen. Es geht also beim Lüften nicht nur um die Zufuhr von „guter“, sauerstoffreicher Luft, sondern auch darum, eine möglichst gesunde Luftfeuchtigkeit im Innern herzustellen. Diese sollte in den Wohn- und Schlafräumen bei 40 bis 60 % liegen und darf in Küche sowie Bad mit 50 bis 70 % etwas höher sein.

Auch Haustiere schätzen trockene Isolierglasfenster mit ungestörtem Ausblick. Schließlich möchte der Waldkater ja auch beim Chillen hin und wieder wissen, was die Vogelbande draußen wieder vorhat. Das Bild stammt von User Andrey_and_Lesya auf Pixabay

Wie sieht es aber mit der Heizung aus? Als ideale Temperaturen für ein gemütliches Wohnen mit einer optimalen Luftfeuchtigkeit gelten 18 °C im Schlafzimmer, 18 bis 20 °C in der Küche und 21 bis 23 °C im Bad, Wohnbereich und Kinderzimmer. Der Keller darf gern 10 bis 15 °C „kalt“ sein und eine Luftfeuchtigkeit von 50 bis 65 % haben. Die gemeinnützige Beratungsgesellschaft mbH co2online setzt die empfehlenswerten Zimmertemperaturen sogar niedriger an. „Bewusst“ und ohne Schimmelgefahr heizt man nach Ansicht der Experten, wenn man das Schlafzimmer auf 16 °C temperiert, die Wohnräume auf 20 °C einstellt und dem Bad ein Grad mehr, 21 °C, gönnt.

Eine Temperatur-Differenz von über 5 °C zwischen den einzelnen Räumen begünstigt Luftzug und damit auch wieder Schimmel. Angesichts der hohen Energiekosten gilt heute mehr denn je: Heizen Sie bewusst und energiesparend, aber beachten Sie die empfohlenen Mindesttemperaturen. So genießen Sie ein gemütliches Ambiente und gesunden Schlaf – ohne „Schwammerl“ als Mitbewohner.

Unter dem Lichtmikroskop und 400-fach vergrößert sieht der Stachybotrys chartarum wie ein Kunstwerk aus. Er gehört als Erreger der gefährlichen Stachybotrymykose auf keinen Fall an die Wand. Seine Toxine können über die Haut aufgenommen werden und schädigen die Gesundheit. Das Bild stammt von schimmel-schimmelpilze.de

Raumthermostate helfen, die richtige Temperatur im Blick zu haben. Bei vielen Neubauten erscheint die Raumtemperatur standardmäßig im Display der Fußbodenheizungssteuerung. Im Baumarkt gibt es außerdem Luftfeuchtemesser, sogenannte Hygrometer. Auch dieses Gerät, das inzwischen meist digital arbeitet, kann Sie dabei unterstützen, die Raumluft in Ihrer Immobilie zu kontrollieren. Verlassen Sie sich aber nicht allein auf die Messtechnik. Lüften sollte ganz selbstverständlich zum Tagesrhythmus gehören.

Wasserdampf Marsch – Störenfried Luftfeuchtigkeit

Ob Eigennutzer oder Mieter: In der Küche und im Bad muss besonders gut gelüftet werden – und keinesfalls so, dass Sie einfach mal die Tür zu den Wohnräumen öffnen. Denn wir wissen ja: Warme Luft zieht immer dorthin, wo es kälter ist. Im Zweifelsfall landet der Wasserdampf vom Duschen also an der Wand oder Decke des Flurs oder im Schlafzimmer – je nach Grundriss. Abluftventilatoren und manuell einschaltbare Lüftungen im fensterlosen Bad sollten regelmäßig auf ihre Funktion überprüft werden und auch aktiv genutzt werden. Und auch auf das Aufhängen von nasser Wäsche in der Wohnung bzw. im Haus sollten Sie besser verzichten. Tipp: Im Garten oder auf dem Balkon trocknet die Wäsche bei trockenem Wetter selbst im Winter.

Unter dem Lichtmikroskop und 400-fach vergrößert sieht der Stachybotrys chartarum wie ein Kunstwerk aus. Er gehört als Erreger der gefährlichen Stachybotrymykose auf keinen Fall an die Wand. Seine Toxine können über die Haut aufgenommen werden und schädigen die Gesundheit. Das Bild stammt von schimmel-schimmelpilze.de

Schluss mit gekippten Fenster

Jetzt kommt noch eine schlechte Nachricht für Fans des gekippten Fensters. Das Umweltbundesamt und auch jeder Schimmelgutachter rät entschieden davon ab, Fenster „auf Kipp“ zu stellen – und das nicht nur, weil dadurch Zug entsteh. Durch dauerhaft gekippte Fenster geht viel teuer erkaufte Wärme verloren. Zugleich tragen sie nur in geringem Maße zum Luftaustausch bei. Da das angrenzende Mauerwerk und die Fensterrahmen bei kalten Außentemperaturen stark auskühlen, kondensiert hier die Luftfeuchtigkeit schneller. Zur Gefahr, sich durch Zug einen steifen Nacken zu holen, kommt somit auch noch die des Schimmels im Mauerwerk.

Sie sehen, dass das Thema „Trockenwohnen“ von Neubau-Immobilien schon auch ein wenig Köpfchen braucht und nicht auf die leichte Schulter genommen werden sollte. Der Trend beim Neubau geht mehr und mehr zu nachhaltigen, ressourcenschonenden Materialien. Wir gehen davon aus, dass in der weiteren Zukunft, wenn immer mehr Fertig-Module und recycelte Materialien beim Bau verwendet werden, der Einsatz von Wasser deutlich minimiert werden kann. Wo stehen wir gerade in Sachen Nachhaltigkeit beim Bau? Der neubau kompass-Beitrag Mit nachhaltigen Materialien im Wohnungsbau Klimaziele erreichen gibt einen guten Überblick über neue und wiederentdeckte alte Baumaterialien, die gemeinsam mit der richtigen Technik helfen, Wohnen klimaneutral zu gestalten.

Das Titelbild stammt von User GimpWorkshop auf Pixabay.


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