Österreichisches Know-how im Holzbau macht jetzt in Frankfurt Furore. Über kaum eine Architektur wird in der Mainmetropole derzeit mehr gesprochen als über den „Timber Pioneer“ – ein Holz-Hybrid-Gebäude im Europaviertel in unmittelbarer Nachbarschaft zum derzeit auch im Bau befindlichen 60 Meter hohen F.A.Z. Tower.
Der Timber Pioneer ist ein Projekt von UBM Development und Paulus Immobilien, das von der oberösterreichischen Holzbaufirma Wiehag ausgeführt wird. Der achtgeschossige Bau wird das erste Frankfurter Bürohaus in Holz-Hybrid-Bauweise sein. Über 14.000 m² Bürofläche sind geplant. 1000 m² Fläche wird für den Einzelhandel im Erdgeschoss zur Verfügung stehen.
Timber Pioneer, das ist wirklich ein Green Building-Pionier – und zwar ganz konkret: Denn der intensiv begrünte Holz-Hybridbau soll 57 % leichter als ein vergleichbarer konventioneller Massivbau sein, womit gewährleistet ist, dass der Rohbau der Bürogeschosse CO₂-neutral errichtet werden kann. Insgesamt sollen im Laufe der Bauarbeiten 80 % weniger CO₂ ausgestoßen werden.

Weiterhin wird das Gebäude mit einer Sensorik ausgestattet, welche den Einsatz der Heiz- und Kühlsegel und den außenliegenden Sonnenschutz regelt. Radabstellplätze und E-Ladestationen sind ebenfalls Teil des nachhaltigen Konzepts. Wiehag-Geschäftsführer Erich Wiesner resümiert anlässlich der Pressevorstellung des Projektes: „Bauen mit Holz ist aktiver Klimaschutz.“ Das Know-how seiner Firma im Ingenieur-Holzbau ist derzeit auch in den USA gefragt: Derzeit liefert Wiehag in Milwaukee die Teile für den beinahe 90 Meter hohen „Ascent Tower“ – den bald höchsten Holz-Tower der Welt.
Die CO₂-Emissionen des gewöhnlichen Hochbaus sind gewaltig: Etwa sechs Prozent der weltweiten Emissionen entstehen durch die Produktion des im Hochbau eingesetzten Betons und Stahls – das ist so viel wie der gesamte Flug-, Schiffs- und Bahnverkehr. Es ist also immens wichtig, Alternativen zu entwickeln.
Fertigstellung 2023
Frankfurt als deutsches Green Building-Zentrum will nun auch Holz-Hauptstadt werden. Schon jetzt stehen rund 260 zertifizierte und zur Zertifizierung angemeldete Green Building-Gebäude in der Mainmetropole. Besonders viele davon im Europaviertel, das als eines der ersten Stadtquartiere Europas mit dem Nachhaltigkeitszertifikat DGNB Platin ausgezeichnet wurde, das Klima, Lärmschutz und Verkehrskonzepte bewertet.
Was aktuell noch ein Nischendasein führt, das Bauen mit Holz, könnte sich bald zum neuen Nachhaltigkeitstrend entwickeln. Der Timber Pioneer mit seiner optimalen Verkehrsanbindung und Nahversorgung, der 2023 vollendet sein soll, könnte das Leuchtturmprojekt sein, welches diesen Markt so richtig in Schwung bringen kann, hofft Christian Paulus, Geschäftsführer der Paulus Immobilien Gruppe, der auch betont, wie gut die Zusammenarbeit mit der Stadt Frankfurt funktioniert. Aspekte der Nachhaltigkeit haben derzeit zu Recht politischen Rückenwind.
Den Timber Pioneer zu bauen, das ist tatsächlich eine Pionierarbeit. Doch ist diese getan, dann haben es zukünftige Projekte einfacher. Und so könnte sich die Bau- und Architekturgeschichte – die Jahrhunderte eine Geschichte der Holzbauweise war – nun wieder stärker dem Holz als Baustoff zuwenden. Denn was das Raumklima und die Gebäudedämmung anbelangt, ist Holz weiterhin kaum zu übertreffen. Holz, das Temperatur und Luftfeuchtigkeit auf natürliche Weise reguliert, ist der Baustoff der Vergangenheit und der Zukunft – und wirkt sich positiv auf die Gesundheit der hier arbeitenden Menschen aus.
1.500 Kubikmeter Fichtenholz für den Bau
Insgesamt werden in dem achtgeschossigen Gebäude 1.500 Kubikmeter Fichtenholz zum Einsatz kommen. Geplant wurde es von dem Berliner Büro Eike Becker Architekten.

Der 1962 geborene Berliner Architekt hat viel Erfahrung mit ungewöhnlichen Bauten. 1997 etwa entwarf er zusammen mit Geert Lovink und anderen für die documenta X in Kassel einen „Hybrid WorkSpace“. Innovativ ist auch die von dem Künstler James Turrell gestaltete Fassade des Konferenzturms der Hauptverwaltung der Verbundnetz Gas AG in Leipzig, die zwischen 1992 und 1997 gebaut wurde. In Frankfurt realisierte das Büro bisher die ma|ro Büro- und Geschäftshäuser, das Wohn- und Geschäftshaus Bernem und aktuell auch den F.A.Z. Tower in der Nachbarschaft des Timber Pioneer.
Fazit: Holz ist eine ökologische Alternative für konventionelle Baustoffe mit einer ungemein guten Ökobilanz. Die zeitsparende Holz-Hybrid-B-Buweise, bei der Holz, Beton und Stahl mit ihren verschiedenen Vorteilen kombiniert werden, schont Ressourcen wie Sand – der mittlerweile auch zu den knapp werdenden Rohstoffen der Welt zählt. Wärmeschutz und Raumklima, optimale Luftfeuchtigkeit und Wohlfühlfaktor – all das sind weitere Vorteile. Man darf gespannt auf die Zukunft der Holz-Hybrid-Bauweise sein: In Japan plant man derzeit einen Holz-Hybrid-Skyscraper, der 350 Meter hoch werden soll. Fertigstellung ist voraussichtlich im Jahr 2041. Warum sollte so etwas nicht auch am Main möglich sein? Willkommen in der holz-hybriden Zukunft Frankfurts!
Ein ebenfalls sehr außergewöhnliches Neubauprojekt ist „Wilhelm Tells Stadthäuser“, angeboten von der P-Zwo Immobilien GmbH.

Dieses und weitere Bauvorhaben in Frankfurt und Umgebung finden Sie auf dem neubau kompass.
Viel Erfolg bei der Immobiliensuche!
Text: Marc Peschke
Titelbild: bloomimages