Nicht nur Kapitalanleger, auch Selbstnutzer ziehen beim Immobilienkauf häufig bestimmte Klassifizierungen für die Lage von Neubauprojekten zu Rate. Diese sollen im kommenden Jahr umfangreich überarbeitet werden, was Folgen für den Immobilienmarkt haben kann.
Die Stadt, in der sich die neue Wohnung oder das neue Haus befindet, spielt eine große Rolle bei der Preisgestaltung von Objekten. Dazu gibt es bislang klare Einteilungen: München, Berlin und Hamburg sind Top-Standorte der Kategorie „A“; die altehrwürdige Universitäts- und Fahrradstadt Münster ist „B“-Kategorie, Freiburg und Heidelberg lassen sich der Kategorie „C“ zuordnen. Orte wie Tübingen galten bisher als Kategorie „D“.
Seit 2017 zählt zu den erklärten Zielen der Gesellschaft für immobilienwirtschaftliche Forschung (giF), dass es neuer Kategorien zur Klassifizierung von Städten bedarf. Dem zugrunde liegt nicht zuletzt die Entwicklung auf dem deutschen Immobilienmarkt. „D“-Städte wie etwa Tübingen werden immer gefragter und dabei wird die Klassifizierung „D“ dem Standort gar nicht mehr gerecht. Zudem entsprechen die bisherigen A- bis D-Kategorien in erster Linie dem Markt für Büro- und Gewerbeimmobilien und lassen sich nicht 1:1 auf den Wohnungsbau-Sektor übertragen.
Deshalb erarbeitet die Kompetenzgruppe „Wohnen“ der Gesellschaft für Immobilienforschung nun in Kooperation mit dem Vermarkter Engel und Völkers neue Wohnungsmarktsegmente zur Einordnung der Städte. Davon profitieren neben Tübingen auch weitere Orte, zum Beispiel die Allgäu-Stadt Kempten mit phänomenalem Bergblick (bislang ebenfalls Kategorie „D“ oder das wunderschöne Konstanz am Bodensee.
Was macht eine Stadt als Standort attraktiv – außerhalb der gängigen Kriterien wie Arbeitgeber, Anzahl der Beschäftigten oder auch Kultur- und Freizeitwerte? Damit beschäftigen sich Vermarkter und Marktforscher aktuell neu, um vielleicht schon im kommenden Jahr entsprechend überarbeitete Städte-Cluster präsentieren zu können.
Käufer erkennen neue Potenziale
Es profitieren Käufer, die damit schneller Potenziale von bisherigen „C“ und „D“-Standorten erkennen können und unter Umständen ein Schnäppchen finden und auch Kapitalanleger, um Mieten neu definieren und begründen zu können. Des Weiteren hat so eine Klassifizierung auch Auswirkungen auf den späteren Wiederverkaufswert der Immobilie.
Zentral: der Studentenanteil einer Stadt
Eine Kategorie des neuen Städte-Clusters wird definitiv das Cluster „Studentenstadt“ sein. Das macht sich zum Beispiel Tübingen zunutze, aber auch Trier, Mainz und weitere Hochschulstandorte mit einem Anteil an Studierenden über 12 Prozent können davon profitieren. Einig sind sich die Beteiligten der Kompetenzgruppe Wohnen darin, dass es inhaltliche Kriterien sind, die künftig stärker bei der Klassifizierung von Standorten für Neubauprojekte eine Rolle spielen sollen.
Auch wenn die neuen Städte-Cluster derzeit bei der Gesellschaft für immobilienwirtschaftliche Forschung noch „in Arbeit“ sind, lohnt es sich für Immobilienkäufer mitunter, sich neue Fragen zu stellen, um Quadratmeterpreise realistisch einschätzen zu können. Diese könnten lauten: „Wie hoch ist der Studentenanteil in der Stadt“ oder auch „Welche Entwicklungsperspektiven gibt im Ort und im Umland?“
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