Kaum eine Stadt ächzt so stark unter der Wohnungsnot wie die deutsche Metropole. An dem Satz „Jeder will nach Berlin“ ist was dran – Zuzügler aus allen Teilen Deutschlands und der Welt sorgen für einen rasanten Bevölkerungsanstieg in der Hauptstadt. Jährlich müssten ca. 15.000 neue Wohnungen in Berlin gebaut werden, um dem Bedarf nachzukommen. Zum Vergleich: Hamburg braucht 9.000 Wohnungen und München ca. 11.500.
Die gute Nachricht: ein neues Stadtquartier ist in Sicht, wenn auch noch nicht genehmigt. Auf dem Gelände der „Siedlung Westend“, das seit 2007 der Eisenbahn Siedlungsgesellschaft, einer Tochter der Deutsche Wohnen AG gehört, sollen, wenn es nach dem Willen des Bauträgers geht, 500 Neubauwohnungen entstehen. Zusätzlich sind eine neue Kita und Einkaufsmöglichkeiten in dem Quartier geplant.
Mit dem Bau kann frühestens ab 2017 begonnen werden. Zunächst muss die bestehende Siedlung Westend, das sind 212 Alliierten-Wohnungen, abgerissen werden. Und das erfordert einiges an Genehmigungsverfahren.
Warum nicht sanieren – fragen sich zahlreiche Berliner. Die Antwort seitens der Deutsche Wohnen lautet: weil ein Neubau nachhaltiger und letzten Endes kosteneffizienter ist. Die jetzige Siedlung Westend stammt aus den 1950er Jahren und ist zum Teil in einfacher Bauweise erstellt. Schallschutz und Wärmedämmung: Fehlanzeige. Energieverlust und Wärmebrücken können mit einer Sanierung nicht beseitigt werden, so die architektonische Fachaussage. Zudem seien die Grundrisse der alten Siedlungseinheiten zum Teil ungünstig geschnitten und die Deckenhöhen zu niedrig. Ein Neubau biete weitaus mehr Perspektiven, sagen die Architekten. Nicht zuletzt: durch die komplette Neugestaltung können mehr Wohnungen entstehen als sich heute auf dem Gelände befinden.
Das Stadtquartier Westend: Neubauwohnungen und Freiflächen
Den Architekturwettbewerb um die Neugestaltung des Quartiers hat das dänische Architekturbüro tegnestuen vandkunsten gewonnen. Die Grundzüge des Viertels stehen bereits fest: Geplant sind 320 Wohnungen mit vier Zimmern, 150 Zwei-Zimmer-Einheiten sowie 40 Einfamilienhäuser. Außerdem werden Artzpraxen, Kitas und Einkaufsmöglichkeiten entstehen. Ein Teil der Neubau-Immobilien wird vermietet, ein weiterer Teil entsteht als Eigentumswohnung.
Ein Fokus für die neue Siedlung liegt auf den Bereichen Ökologie und Energieeffizienz. Zur Warmwasseraufbereitung werden Solaranlagen eingesetzt. Der Durchgangsverkehr wird um das Stadtquartier herum geleitet. Zusätzlich sind Freiflächen und neue Grünanlagen geplant. Trotz der „behutsamen Verdichtung“ des Quartiers soll die Siedlung „offen“ bleiben: Wohnraumenge wollen die Planer unter allen Umständen vermeiden. Ein ehrgeiziges Ziel ist, die Architektur den Kriterien für nachhaltiges Bauen anzupassen und eine abschließende Zertifizierung zu erhalten.
Die nächsten Schritte zur Siedlung Westend
Bevor es mit dem Bauverfahren los geht, sind noch einige Schritte notwendig. Zunächst stehen die Beantragung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans und eine Bürgerbeteiliung im Bezirk Wilmersdorf-Charlottenburg an. Das wird insgesamt zwischen 12 und 18 Monate dauern. Parallel dazu werden die Detailplanungen fortgesetzt. Sobald der Bebauungsplan in Kraft tritt, können die ersten Bauanträge gestellt werden. Läuft alles glatt, kann 2017 mit dem Bau begonnen werden.
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