Interview mit Jabra Soliman von RKW Architektur + design.lab zum Thema: 5.000 Neubauwohnungen an Toulouser Allee

Vor wenigen Wochen berichteten wir über die Idee, durch Überbauung der Nord-Süd-Bahntrasse an der Toulouser Allee rund 5.000 Neubauwohnungen mitten in der City zu realisieren. Das Konzept dazu stammt vom RKW Architektur + design lab und wir freuen uns sehr, dass Jabra Soliman, Assoziierter Partner und einer der Mentoren des design labs, uns mehr zu dieser spannenden Idee und Möglichkeiten der Düsseldorfer Stadtentwicklung verrät.

Die Idee zur Überbauung der Nord-Süd-Achse stammt von dem 2019 in Ihrem Haus gegründeten design.lab. Wie können wir uns die Arbeit des labs vorstellen – Sind die Mitglieder des design.labs auch im „laufenden Geschäft“ Ihres Büros tätig oder beschäftigen sie sich in Vollzeit mit neuen Möglichkeiten der Stadtentwicklung?

Die Mitglieder des design.lab sind ganz „normal“ bei uns im Büro tätig, manche in der Wettbewerbsabteilung, andere in der Ausführungsplanung – und aus den unterschiedlichsten Abteilungen. Aber manchmal ziehen sie sich da raus, setzen sich zusammen und visionieren gemeinsam! Denn das design.lab macht eigentlich genau die Dinge, für die im normalen Büroalltag keine Zeit bleibt. Die Dinge, die aber eigentlich Grundlage unseres architektonischen Denkens und unserer Herangehensweise sein sollten. Wie kann die Stadt von morgen aussehen? Welchen Fragen müssen wir uns stellen? Verdichtung statt Suburbanisierung – sind wir darauf vorbereitet? Wie könnten städtebauliche und typologische Antworten für diese neue Urbanität für das 21. Jahrhundert aussehen? Im design.lab gibt es keinen Investor, kein gesetztes Raumprogramm, keine Vorgaben – wir entwerfen unsere Visionen ohne Einschränkungen. Und alle dürfen daran mitwirken. Und auch mal polarisierend sein und zur Diskussion anregen. Die „jungen Wilden“ gehen unbefangen an eine solche Aufgabe, so wie wir es alle noch aus dem Studium kennen. Manchmal sollte man sich wieder zurückerinnern an diese Zeit und einfach mal „herumspinnen“, freier denken und alte Strukturen aufbrechen.

Jabra Soliman – Assoziierter Partner RKW Architektur + design.lab

Wie sind Sie auf die Idee zur Überdachung der Nord-Süd-Bahntrasse gekommen und warum ausgerechnet dort?

Die Themen Nachverdichtung, Zukunft der Stadt, Wohnungsknappheit, Flächenrecycling oder innovative Mobilitätskonzepte sind ja durch die Gesprächsinitiativen der Stadt sowieso in der Luft. Wir haben uns mit dem design.lab dann einfach angeschaut, wo wir in Düsseldorf bzw. in der Innenstadt Düsseldorf überhaupt noch den Platz haben, 5000 Wohnungen unterzubringen. Und da gibt es ehrlich gesagt nicht mehr so viele Möglichkeiten. Naja, und dann sind wir auf diesen „Nicht-Raum“ der Gleise gekommen. Warum diese nicht einfach mit einer Art grünen Wohnbrücke überbauen? Und damit die städtebauliche „Naht“ wieder schließen? Benachbarte Stadtteile würden wieder zusammenrücken, plötzlich könnte es eine Durchwegung zwischen dem Rheinufer und allen Stadtteilen geben. Aus dem Flächenrecycling einer Mononutzung könnte eine Multichance für städtisches Leben entstehen: mit viel Grün, Raum für Erholung, mehr Identität, neuem Wohnraum und innovativen Verkehrskonzepten – ein lebendiges Stadtquartier mitten im Düsseldorfer Zentrum.

Visualisierunge der überdachten Nord-Süd-Bahntrasse an der Toulouser Allee. Bild: RKW-Architektur +

Finden Sie, dass es in Düsseldorf weitere Potenziale zur sinnvollen Nachverdichtung gibt – und haben Sie im design.lab schon welche in der Pipeline?

Ja, natürlich gibt es das. Und die Stadt ist hier sehr engagiert – das städtebauliche Entwicklungskonzept für Düsseldorf, das Raumwerk D, widmet sich der Aufgabe Antworten auf Herausforderungen der Stadt von heute und morgen zu finden. Wie baut man eine kompakt gemischte Stadt weiter? Wie kann kluge Stadtentwicklung den Verkehr verringern? Kann der Boom der Stadt Düsseldorf grüner machen?
Unser design.lab arbeitet derzeit an mehreren Projekten, welche wir heute leider noch nicht verraten können. Es geht unter anderem um eine Antwort bzw. Diskussionsgrundlage für ein aktuell stark polarisierendes Vorhaben im Norden der Stadt.

So sieht die Ecke aktuell noch aus. Bild: RKW-Architektur +


Sehen Sie eine Möglichkeit, dass das Objekt auch ohne Olympia 2032 eine Chance hat?

Wir hoffen es sehr! Denn eigentlich war unsere Vision auch für die Stadt gedacht – unabhängig vom Olympischen Dorf. Diese Nutzung würde sich natürlich anbieten, aber ist nicht zwingend dafür nötig. Wohnraum wird immer gebraucht, vor allem in dieser Lage. Derzeit prüfen wir die technische Realisierbarkeit mit unseren Fachplanern. Und wenn diese Voraussetzungen geklärt sind, können wir damit starten, Unterstützer und Förderer mit ins Boot zu holen bzw. mit der Bahn zu sprechen. Die Resonanz auf unseren Entwurf war ja durchweg positiv – auch seitens des Oberbürgermeisters. Und wer weiß, vielleicht wird irgendwann aus einer Vision ein Stückchen Realität?

Aus Sicht Ihres visionären Teams: Was wünschen Sie sich für die Düsseldorfer Stadtentwicklung in den nächsten Jahren?

Dass sie weiter so im Fokus des öffentlichen Interesses bleibt wie im Moment. Danke an dieser Stelle an die Stadtverwaltung und deren Initiativen – weiter so!  Wenn wir uns aber etwas wünschen dürfen, dann würden wir uns wünschen, dass der Blick etwas weniger auf den kommerziellen Erfolg gelegt wird … Umweltschutz und Freiräume für die Menschen sollten noch mehr an Bedeutung gewinnen. Wir vom design.lab haben uns für die Zukunft vorgenommen, auch über den Tellerrand hinaus nicht nur in Düsseldorf visionäre Antworten zu suchen. Wir wollen uns noch grundsätzlicher mit gesellschaftlichen und architektonischen Fragestellungen beschäftigen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Wir sind gespannt, wie es mit der Vision der 5.000 Neubauwohnungen in der Düsseldorfer City weiter geht. In der Zwischenzeit entstehen interessante Neubauprojekte in der Stadt ebenso wie im Düsseldorfer Umland.

Neubauprojekt „Roß134 Düsseldorf“. Bild: AKA Immobilien

Zum Beispiel in Golzheim: In zentraler Lage realisiert AKA Immobilien 7 Eigentumswohnungen im Bauvorhaben „Roß134 Düsseldorf“.

Finden Sie weitere Neubauprojekte in Düsseldorf auf dem neubau kompass.

Titelbild: RKW + Architektur


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