Manch Autofahrer mag zusammenzucken, wenn er nach Starnberg reinfährt – immerhin ist das alte Gewerbegebiet im Norden der Kreisstadt keine Augenweide. Bald könnte hier jedoch einer der schönsten Stadtteile Deutschlands entstehen. Mit dem Neubauprojekt „Moosaik“ wollen die Unternehmer Rudolf und Robert Houdek die verlassenen Produktionshallen bis 2028 in ein modernes Quartier umwandeln.
Zwischen der Moosstraße und Petersbrunner Straße in Starnberg soll ein Bereich entstehen, der Arbeit, öffentliche Einrichtungen, Wohnen und Freizeit zusammenführt: das moderne Neubau-Quartier „Moosaik“. Das Highlight des Projekts: eine Brücke vom Gewerbegebiet über die B2 zum Starnberger See.
Mehr als ein Stück Land
Das Neubauprojekt „Moosaik“ hat einen gewissen sentimentalen Charakter. Quasi aus dem Nichts baute Rudolf Houdek 1962 in Starnberg einen Wurstwarenbetrieb auf, der mittlerweile unter dem Namen „Houdek Arzberg GmbH“ zu den Bekanntesten Deutschlands gehört. Die Produktion, die einst auf dem Gelände in der Moosstraße stattfand, geschieht inzwischen im oberfränkischen Arzberg. Das alte Grundstück in Starnbergs Gewerbegebiet sollte eigentlich an internationale Investoren übertragen werden. Rudolf Houdek, Enkel des Firmengründers, zusammen mit seinem Cousin Robert Houdek, entschieden sich jedoch dafür, am Verkaufsprozess aktiv teilzunehmen, damit das Areal in der Familie bleibt. Jetzt haben die Cousins vor, daraus eins der modernsten Stadtviertel Deutschlands entstehen zu lassen.
Für jeden etwas dabei
Der Name „Moosaik“ beschreibt gut, was schon bald zu Starnbergs Wahrzeichen werden könnte: ein bunt gemischtes Quartier, das auf einer Fläche von knapp 35.000 m² alle Lebensbereiche unter einen Hut bringt. Geplant sind mehrere 4- bis 6-stöckige Gebäude sowie im Zentrum zwei Häuser mit 8 Stockwerken, natürlich mit Fokus auf zeitgemäßer Architektur. Die Hälfte der Fläche ist als Wohngebiet gedacht, wo bis zu 500 Mietwohnungen für verschiedene Altersgruppen verfügbar sein werden – geförderter Wohnraum und barrierefreie Wohnungen stehen auch auf der Agenda. Doch noch nicht genug: ein Hotel, Büros, Handwerksbetriebe, Restaurants, der Einzelhandel, Kitas und sogar ein Zentrum für Feuerwehr und Rotes Kreuz sollen außerdem das Licht der Welt erblicken.
Fokus auf Umwelt und Infrastruktur
Für eine nachhaltige und ökologische Bauweise setzten die Projektleiter entsprechende Materialien ein wie beispielsweise eine Kombination aus Beton und Holz. Ergänzend sorgt ein ressourcenschonendes Energiekonzept für höchstmögliche Klimaneutralität. Weiterhin liegt ein besonderes Augenmerk auf der Infrastruktur. Eine sternförmige Anordnung von Wegen und Plätzen mit einfacher Weiterführung auf angrenzende Grundstücke ist vorgesehen. Somit entstehen attraktive Blickachsen und die bestmögliche Anordnung der einzelnen Bauelemente. Geschmückt wird das Ganze durch zahlreiche Grünflächen sowohl auf dem Boden als auch auf Dächern, Terrassen und Balkonen. Um ruhige und möglichst sichere Begegnungsbereiche für Menschen zu schaffen, wandert der Verkehr unter die Erde. Somit entsteht oberirdisch eine autofreie Zone, die zahlreiche Entfaltungsmöglichkeiten bietet.
Schnelle Wege zum See und zur Innenstadt
Der Starnberger See ist ein beliebter Erholungs- und Rückzugsort für viele Stadtmenschen und vor allem im Sommer immer einen Besuch wert. Wichtig ist den Projektentwicklern von „Moosaik“ daher auch die optimale Anbindung an den See mittels einer Brücke. Diese führt Fußgänger und Radfahrer sicher und in Kürze über die verkehrsreiche Münchnerstraße. Angekommen am See, erstmal entspannen und ein paar Bahnen schwimmen. Wer dann noch Lust auf die lebendige Innenstadt hat, erreicht auch diese bequem dank der guten Infrastruktur von „Moosaik“.
Die kreativen Köpfe hinter „Moosaik“
Mit der Scherbaum Unternehmensgruppe, Bernd Schwarz Projektentwicklung und der Kehrbaum Architekten AG haben die Houdeks wichtige Partner an Bord geholt. Das Architektenbüro um Klaus Kehrbaum hat es sich zur Aufgabe gemacht, ganze Stadtbezirke neu zu gestalten. Für Passau entwickelte das Architektenbüro 2008 unter dem Namen „Neue Mitte Passau“ ein Konzept, mit dem die historische Altstadt um ein großes Einkaufshaus, eine Tiefgarage, Büroflächen und einen zentralen Omnibusbahnhof erweitert wurde. In diesem Zusammenhang wurden mehr als 2.300 Parkplätze geschaffen, um das bekannte Parkplatzproblem in Passau zu lösen.
Kürzlich haben die Architekten mit „Swan Island & Swan City“ ein noch größeres Projekt in Angriff genommen. In China entsteht die „Swan Island“, ein moderner Erholungsort auf 400.000 m². Die Architekten wollen hier Innen- und Außenqualitäten miteinander verbinden. Die Insel ist über eine Brücke mit der „Swan City“ verbunden – China’s Stadt der Zukunft, die auf einer Fläche von 800.000 m² Miet- und Eigentumswohnungen, Etagenwohnungen, Villen sowie verschiedenste Freizeit-, Shopping- und Versorgungseinrichtungen für Alt und Jung bietet.
Deutschlands Stadt der Zukunft
Nun steht mit „Moosaik“ Deutschlands Stadt der Zukunft in den Startlöchern: ein vielfältiges, modernes Quartier mit zahlreichen Arbeits- und Freizeitmöglichkeiten und wichtigen öffentlichen Einrichtungen. Mit perfekter Anbindung an den Starnberger See und die Innenstadt lässt „Moosaik“ kaum Wünsche offen. Auch wenn einige Details des Projekts noch unbekannt sind, hat das Neubauprojekt bereits bei den Stadträten großen Anklang gefunden. Der erste wichtige Schritt ist mit dem Aus- und Umbau der Petersbrunner Straße schon gelungen – nun gilt es, Bürger und Träger öffentlicher Belange in das Vorhaben miteinzubeziehen.
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Text: Janek Müller
Titelbild: kehrbaum architekten