In der zweiten Folge unserer Reihe zu beliebten Dachtypen stellen wir heute Dächer vor, die eine Spur außergewöhnlicher gestaltet sind und nicht selten ihr Umfeld um ein mediterranes Flair bereichern. Es lohnt sich der Blick nach oben. Viel Freude beim Lesen!
Walmdach – stattlich und stilvoll
Für Bauherren, die nicht auf Extrakosten schauen müssen, kann das Walmdach eine stilvolle Bereicherung sein. Es hat vier Dachflächen, die sich am Dachfirst treffen. Gibt es keinen Dachfirst und berühren sich alle vier Dachflächen an einem Punkt (an einer Spitze) wird die Dachform als Zeltdach (s.u.) bezeichnet. Die Dachschrägen an der Giebelseite werden als Walme bezeichnet.
Im Detail:
Eine Sonderform des Walmdachs sind z.B. das Krüppel- und das Schopfwalmdach. Bei diesen Formen fallen die gewalmten Dachflächen wesentlich kleiner aus als die restlichen Dachflächen.
Vorteile:
- Stilvoll! Das Walmdach überzeugt mit einer sehr wertigen Optik.
- Resistent! Dank der vier abgeschrägten Dachflächen ist das Haus wind- und regenresistent.
- Stabil! Das von vier Seiten gestützte Dach hält hohe Schneelasten aus.
- Wartungsarm! Walmdächer besitzen eine längere Lebensdauer.
- Umweltfreundlich! Dank der zusätzlichen Dachflächen bieten Walmdächer beste Voraussetzungen für die Installation von Photovoltaikanlagen.
Nachteile:
- Die Konstruktion von Walmdächern ist im Vergleich sehr aufwändig und materialintensiv.
- Der Dachraum ist nur eingeschränkt zu nutzen.
- Der Einbau von Dachfenstern ist kostspielig.
Gut zu wissen:
Das Walmdach ist eine der ältesten und auch eine der teuersten Dachformen der Architektur, die man oft mit großen Bauernhäusern oder herrschaftlichen Villen verbindet. Heute werden Walmdächer gerne bei modernen Fertigholzhäusern umgesetzt, da die Dachform die Außenfassade schützt und allgemein als stilvoll empfunden wird.
Ein Krüppelwalmdach ist eine gute Alternative für alle, die mehr Platz brauchen: Die ebenfalls sehr stabile Dachform verfügt über Stellwände und ermöglicht es, den Dachraum des Hauses effektiv zu nutzen.
Das Zeltdach – schön mediterran
Das Zeltdach ist perfekt für kleinere Grundrisse. Im Gegensatz zum Walmdach gibt es beim Zeltdach keinen Dachfirst. Hier treffen sich die drei oder vier geneigte Dachflächen am Firstpunkt.
Im Detail:
Zeltdächer (3 Dachflächen) bzw. „Pyramidendächer“ (4 Dachflächen) sind besonders im mediterranen Raum verbreitet. Bei uns findet man diese Dachform oft bei sogenannten „Stadthäusern“ oder „Stadtvillen“ mit quadratischem und relativ kleinem Grundriss. Bei der Konstruktion kommt es auf eine genaue Bemessung der Neigungswinkel an, diese sollten weder zu steil noch zu flach sein.
Vorteile:
- Einfach! Trotz der 3-4 Dachflächen punktet das Zeltdach mit einer einfachen Konstruktion für kleine Grundflächen.
- Individuell! Zeltdächer besitzen mediterranes Flair.
- Warm! Da der Dachraum separat genutzt wird (z.B. als Stauraum) ist der Wohnraum gut isoliert – im Sommer nicht zu heiß und im Winter nicht zu kalt.
- Umweltfreundlich! Die 3-4 Dachflächen bieten mindestens eine Fläche mit der richtigen Ausrichtung für die Nutzung von Photovoltaikanlagen.
Nachteile:
- Für große und komplexe Grundrisse gilt diese Dachform als ungeeignet.
- Der Dachraum kann in der Regel nicht als Wohnraum genutzt werden (hängt von der Neigung ab).
- Die Dachform ist nicht geeignet für Regionen mit hoher Schneelast.
- Bei geringer Dachneigung kann Entwässerung Probleme machen.
Gut zu wissen:
Zeltdächer eignen sich vor allem für Häuser mit einem quadratischen bzw. annähernd quadratischen Grundriss. Die Baukosten steigen, je komplexer der Grundriss ist.
Mansarddächer – prächtig und urban
Ein Dach mit Geschichte ist das Mansarddach. Die Basis für die Konstruktion dieser Dachform kann ein Pultdach, ein Walmdach oder Satteldach sein. Die Dachseiten laufen zunächst gleichmäßig nach außen, knicken dann ab und enden in einem deutlich steileren Winkel. Durch diese starke Dachneigung sieht es so aus, als ob die (abgeknickten) Dachflächen beinahe senkrecht auf der Hauswand stehen. Aus der Ferne kann deshalb oft nicht zwischen Fassade und Dach unterschieden werden. Diese starke Neigung (zwischen 65 und 75 %) sorgt für zusätzlichen Wohnraum oberhalb der Traufe, das sogenannte „Mansard”.
Im Detail:
Benannt ist das Mansarddach übrigens nach den französischen Architekten und Baumeistern François Mansart und Jules Hardouin-Mansart, die die Dachform im 17. Jahrhundert vor allem bei edlen Schlössern und anderen Prachtbauten umsetzten und damit berühmt machten. Reiche Bürger imitierten diese Dachform später für Stadthäuser und Villen.
Vorteile:
- Großzügig! Eine Dachform mit viel Wohnraum.
- Elegant! Diese Dachform hat innen wie außen einfach sehr viel Klasse.
- Clever! Da die Wandhöhe bei Neubauten in vielen Gebieten begrenzt ist (Höhe zur Dachkante = Limit), bietet das Mansarddach die Möglichkeit, das Dachgeschoss innerhalb dieser Vorgaben zu erweitern. Das Mansarddach lässt also ein weiteres Geschoss zu, ohne dabei die maximale Bauhöhe zu überschreiten.
- Stark! Mansarddächer sind stabil genug, auch hohe Schneelasten zu tragen.
Nachteile:
- Die Dachkonstruktion gilt als aufwendig.
- Einen Schwachpunkt in der Konstruktion gibt es beim „Knick“.
- Die Dämmung eines Mansarddaches ist kostenintensiv.
- Die Beleuchtung des Wohnraums erfolgt in der Regel ausschließlich über die Giebelflächen, Dachfenster sind oft keine Option.
- Die Installation von Solar- & Photovoltaikanlagen ist in der Regel schwierig.
Nicht selten tauchen in Exposés Begriffe auf, deren Bedeutung sich nicht auf den ersten Blick erschließt. Zum Beispiel “Split-Level-Bauweise”. In diesem Beitrag erfahren Sie, was es mit dieser außergewöhnlichen Bauweise auf sich hat.
Text: Tanja Zimmermann
Das Titelbild stammt aus dem Bauvorhaben „Van B. Very urban living“ von Bauwerk Capital