So viel steht schon mal fest: „Kein Fremdkörper aus Stahl“ sollen sie werden, die Neubau-Immobilien, welche die Bayerische Hausbau auf dem Gelände der ehemaligen Esso Häuser errichten will. Darin sind sich Anwohner, Politiker und Stadtplaner schon mal einig. Wie die neuen Gebäude in St. Pauli konkret aussehen werden, darüber wird ein Beteiligungsverfahren entscheiden, bei dem so viele Vorstellungen und Ideen wie möglich realisiert werden sollen.
Das bislang größte und innovativste Beteiligungsverfahren der Hansestadt
Es ist das bislang umfangreichste Planungsverfahren in der Hansestadt, es ist teuer und es startet Ende August. Mit den Vorbereitungen beauftragt wurde die „Planbude GbR“, die eigens im Rahmen der heftigen Diskussionen um die Essohäuser gegründet wurde. Ziel ist, einen innovativen Planungsprozess für das Gelände zu ermöglichen. Das Beteiligungsverfahren soll eine große Chance für den Stadtteil sein.

Der gesamte Stadtteil St. Pauli wird in das Planungsverfahren mit einbezogen. Dazu wird die Planbude als erstes am Spielbudenplatz ein Ensemble aus mehreren Containern errichten – mit Dachterrasse. Hier können sich die Bewohner treffen, austauschen und Brainstorming betreiben. Geplant sind auch Workshops. Die Kosten für diese Container (nur so viel: der Betrag ist fünfstellig) werden von der Bayerischen Hausbau übernommen. Die Gesamtkosten für das Beteiligungsverfahren wird aller Voraussicht nach die Behörde für Stadtentwicklung und Umbau (BSU) tragen.
Alle Bewohner St. Paulis sollen Zugang zum Beteiligungsverfahren erhalten
Wichtig ist den beteiligten Politikern, dass alle Bewohner St. Paulis Zugang zu dem Planungsverfahren bekommen. Deshalb wird ein Team aus Mitarbeitern der unterschiedlichsten Fachrichtungen zunächst daran arbeiten, neue Planungsmethoden zu entwerfen, um „alle ins Boot“ zu holen. Insgesamt 6 Monate soll allein dieser Schritt dauern. Im Anschluss ist ab Februar 2015 ein städtebaulicher Wettbewerb angesetzt.
Lange diskutiert – abgerissen wurde trotzdem
Lange hat der Streit um die Esso-Häuser gedauert, an dessen Ende die Entscheidung zugunsten des bayerischen Bauträgers fiel. Dieser hat sich auf das Planungsverfahren eingelassen, Insider vermuten, um erstens überhaupt eine Chance auf die Realisierung des Bauprojektes zu haben und zweitens, die Anwohner , denen ein Stück Kiez verloren geht, milder zu stimmen.
240 Neubauwohnungen auf dem Spielbudenplatz
Entstehen werden in den kommenden Jahren auf dem Spielbudenplatz insgesamt 240 Neubauwohnungen – die Hälfte davon ist als Sozialwohnungen für die bisherigen Bewohner der Essohäuser geplant. Eine kleine Entschädigung und ein Kompromiss für diejenigen, die sich mit allen Mitteln gegen den Abriss der Häuser an der Reeperbahn gestemmt haben.
Mit dem Verschwinden der maroden Gebäude in der ersten Maihälfte ging auch ein Stück St. Pauli-Kiez verloren. „Es war wie eine Beerdigung“, so eine ehemalige Bewohnerin. Abgerissen wurde letzten Endes, weil die Gebäude als massiv einsturzgefährdet galten. Bei kaum einem Neubauprojekt in Hamburg sind die Wogen so hoch geschlagen wie bei den Essohäusern. Es bleibt jetzt nach den zahlreichen Turbulenzen zu hoffen, dass auch der Beteiligungsprozess – im guten Sinne – Beispielcharakter haben wird.
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