Der „Green Innovation Park“ (GIP) ist beispielhaft für ein Neubauprojekt, das Innovation und Nachhaltigkeit unter einen Hut bringt. Südlich von Stuttgart, direkt an der A81 bei Sulz / Vöhringen, soll auf einer alten Industriebrache bis 2030, in zwei Abschnitten, ein ökologischer Innovationscampus für nationale und internationale Unternehmen, Start-ups und Scale-ups entstehen.
Wo beginnt Nachhaltigkeit? Für manche bedeutet das, ihr Duschwasser aufzufangen und für die Toilettenspülung zu verwenden – während andere beispielsweise niemals auf die Idee kommen würden, Essensreste umkommen zu lassen und diese lieber für den Folgetag aufheben oder kompostieren. Neben diesen alltäglichen, „kleinen“ Bemühungen die Umwelt zu schonen, kann Nachhaltigkeit auch auf einer größeren Umweltskala erfolgen: zum Beispiel im Bausektor. Der „Green Innovation Park“ (GIP) ist beispielhaft für ein Neubauprojekt, das Innovation und Nachhaltigkeit unter einen Hut bringt.
Die schlauen Köpfe hinter dem Green Innovation Park
Initiator des Projekts ist die SÜLZLE Gruppe, ein Familienunternehmen, das sich auf die Bereiche Stahlhandel, Anlagenbau, Gebäudetechnik und Umwelttechnik spezialisiert. Der GIP wird in Zusammenarbeit mit Partnern wie dem auf Bau und Immobilien spezialisierten Beratungsunternehmen Drees & Sommer, den Architekten von kadawittfeldarchitektur, dem Energieunternehmen E.ON sowie dem Systemlösungsanbieter für digitale Infrastrukturen PHOENIX CONTACT realisiert.
Der Gewerbepark soll unter anderem eine Energiezentrale, Büroflächen für Start-ups, ein Boardinghouse für Übernachtungen, soziale Einrichtungen mit einem Kindergarten, Labore und weitere Forschungseinrichtungen beherbergen. Das Projekt steht nach jahrelanger Vorarbeit nun in den Startlöchern. Als Baubeginn ist das Jahr 2022 anvisiert.
Reduktion von CO2 im Bausektor
Seit geraumer Zeit steht die Frage im Raum, wie sich der CO2-Ausstoß reduzieren lässt – ob in puncto fossiler Brennstoffe, Landwirtschaft oder Entwaldung. Oft wird hierbei jedoch der Bau- und Gebäudesektor übersehen, der laut dem aktuellen Bericht des UN-Umweltprogramms für knapp 40 % der CO2-Emissionen weltweit verantwortlich ist. Genauso wichtig wie die Entscheidung der Reduktion von „CO2-Sündern“, ist die Suche nach Alternativen. In der Baubranche kommen hierfür vor allem Technologien wie Photovoltaik, Geothermie, Wasserstoff und E-Mobilität in Frage.
Diese Energieerzeuger können sowohl im kleinen Stil – zum Beispiel im Eigenheim – als auch in größeren Projekten zum Einsatz kommen. Der geplante Green Innovation Park bei Stuttgart-Zürich an der A81, der sich über eine Gesamtfläche von ca. 140.000 qm erstreckt, vereint Nachhaltigkeit und Innovation – von der modularen Bauweise über die grünen, recyclingfähigen Baumaterialien bis hin zu einem CO2-neutralen Energiekonzept.
Patrick Schneckenburger, Geschäftsführer E.ON Energy Solutions, erklärt: „Der Green Innovation Park ist beispielhaft für ein innovatives und integriertes Energiekonzept. Die optimale Nutzung von lokalen Energiequellen verbindet die Sektoren Wärme, Kälte, Strom sowie Mobilität und ermöglicht eine CO2-neutrale Versorgung.“ Im Fokus stehen dabei Technologien wie Batteriespeicher, Dach-, Fassaden- und Freiland-Photovoltaik und Kraft-Wärme-Anlagen.
Auch die Architektur widerspiegelt den allumfassenden Nachhaltigkeitsanspruch des Neubauprojekts, was z.B. in der modularen und kreislaufgerechten Bauweise und dem alles verbindenden grünen Fassadenband zum Ausdruck kommt. Weiterhin sollen die recyclingfähigen Materialien, die begrünten Dächer, ein vielfältiger Nutzungsmix und die differenziert gestalteten Freiräume den Green Innovation Park für die Zukunft rüsten, erklärt Gerhard Wittfeld, Geschäftsführender Gesellschafter bei kadawittfeldarchitektur.
Zudem gilt dem Aspekt Innovation ein besonderes Augenmerk. Auf dem Gewerbegebiet sind einige Begegnungsflächen geplant, um Innovationsprozesse und die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Unternehmen zu fördern.
Eine nachhaltige Zukunft durch Innovation
Der sogenannte „Innovation Boulevard“ – eine große Begegnungsfläche auf dem Campus – will die übergreifende Kommunikation zwischen unterschiedlichen Anliegern und Akteuren stärken. Durch die Zusammenarbeit unterschiedlicher Fachdisziplinen an Innovationsprozessen sollen Technologien in der Entwicklung und Produktion vorangetrieben werden, um eine nachhaltige Zukunft zu ermöglichen. Die weitere Entwicklung des Familienunternehmens SÜLZLE soll ebenfalls im GIP stattfinden.
Darüber hinaus soll die intelligente Gebäudeautomation Menschen im GIP untereinander vernetzen: „Mit einem integralen Smart Building Design betrachten wir den Green Innovation Park aus einer 360°-Perspektive. Dabei liegt unser Fokus darauf, den Green Innovation Park gemeinsam mit den Projektpartnern zu einem Lebensraum zu entwickeln, der sich den individuellen Bedürfnissen anpasst und dabei zugleich anpassbar sowie erweiterbar ist“, erklärt Stefan Volgmann, Geschäftsführer von PHOENIX CONTACT.
Neues Zuhause für innovative Unternehmen, Start-ups & Co.
Der Green Innovation Park ist laut Drees & Sommer SE ein Innovationscampus für nationale und internationale Unternehmen, Start-ups und Unternehmen in der Wachstumsphase – sogenannte Scale-ups – mit ganzheitlichem Nachhaltigkeitsanspruch in den Bereichen Energie, Bau, Ökologie und Digitalisierung. Das Gewerbegebiet der Zukunft steht auch weiteren interessierten und passenden Firmen offen.
Das Budget lässt erkennen, dass es sich hier um ein Leuchtturmprojekt handelt. Bisher hat das Familienunternehmen SÜLZLE nach Angaben von Drees & Sommer SE schon einen zweistelligen Millionenbetrag investiert. Für die Planung und den Bau von Campus 1 und 2, die Energiezentrale und das Rechenzentrum im GIP seien mehr als 100 Millionen Euro budgetiert.
Auch die Region rund um Stuttgart-Zürich profitiert von dem Green Innovation Campus. Durch die Ansiedlung von Unternehmen und Start-ups werden eine Reihe neuer Arbeitsplätze geschaffen. Das wertet den Wohnstandort Stuttgart und Umgebung zusätzlich auf.
Lesen Sie mehr zum Thema in unserem Interview mit Heinrich Sülzle und Andreas Sülzle, den Initiatoren des Green Innovation Parks:
Titelbild: Green Innovation Park / SÜLZLE
Text: Janek Müller