Eins der spannendsten Neubau-Quartiere in München ist derzeit das „Z“ in Laim. Neben 150 Eigentumswohnungen und weiteren Mieteinheiten wird es viele Gemeinschaftsflächen und Möglichkeiten zum Community-Wohnen geben. Ein Kerngedanke des für die Konzeption verantwortlichen Büros su und z Architekten besteht darin, die künftigen Bewohner, ob Alt oder Jung, miteinander zu vernetzen. Im Interview erzählt Florian Zielinski, verantwortlicher Architekt für das Projekt, was bei einem Quartier dieser Art zu beachten ist.
Ein großes Ziel beim gestalterischen Prozess zum Projekt „Z“ lautet: „Anders als der gegenwärtige Einheitsstil“ – Wie wird das umgesetzt?
Florian Zielinski: Ich gebe die Frage direkt zurück: Ist es nicht traurig, dass wir in der Baubranche von einem gegenwärtigen Einheitsstil sprechen? Vieles, was in den letzten Jahren, Jahrzehnten entstanden ist, sieht gleich aus. Das stimmt. Und das ist ein Problem. Das Korsett, bestehend aus Auflagen, Normen und Regeln, ist eng. Es ist sehr schwer auszubrechen, etwas Andersartiges zu kreieren. Und es bedarf großer Bemühungen aller Akteure. Unser Ziel seit jeher ist es, nachhaltigen, qualitativ hochwertigen und identitätsstiftenden Wohnraum zu schaffen. Im Ergebnis entstehen andersartige Räume. Nicht andersherum.

Wie kann man sich den Entwicklungsprozess für die Konzeption eines neuen Quartiers wie „Z“ vorstellen? Steht am Anfang ein Brainstorming mit Kollegen, hat der Bauherr bereits konkrete Vorstellungen, wie läuft die Konzeption ab?
FZ: Jedes Bauvorhaben ist einzigartig und entwickelt im Laufe der Zeit eine eigene Dynamik. Man kann also nicht von einem standardisierten Kreativprozess sprechen. Aber klar, gute Ideen entstehen nur im engen Dialog mit den Bauherren. Im Fall von „Z“ war der Bauherr vorbereitet und hatte genaue Vorstellungen. Die Familie Ballauf hatte sich im Vorfeld viele Gedanken gemacht, auch, wie das Quartier in naher und ferner Zukunft auszusehen hat. Im Mittelpunkt ihrer Überlegungen steht und stand immer die Gemeinschaft. Unsere Aufgabe war es, diese Vision in Architektur in Form von Begegnungsflächen im Innen- wie im Außenraum zu übersetzen.

Welche Anforderungen stellt der Anspruch des „Community Wohnens“ an Sie als Architekt?
FZ: Beim Community Wohnen geht es, wie der Name schon sagt, eben nicht nur ums Wohnen allein. Es geht um sehr viel mehr. Es geht darum, wo und wie sich Menschen, Bewohner eines Hauses, ja eines ganzen Viertels, begegnen. Wir mussten in den vergangenen Jahren feststellen, dass bei vielen Wohnungsbauprojekten dieser gemeinschaftliche Ansatz verloren gegangen ist. Leider. Wir fordern deshalb: Jedes Haus braucht einen Eingangsbereich mit Aufenthaltsqualität, Erschließungszonen, die sich zum Verweilen und Quatschen mit dem Nachbarn einladen. Und wieso verwenden wir überhaupt den Begriff „Community Wohnen“? Wohnen sollte, so unsere Position, immer auch den gemeinschaftlichen Gedanken aufgreifen.
„Nachhaltigkeit“ – dieses Wort taucht in zahlreichen Kontexten auf, auch in der Architektur. Wie sieht Nachhaltigkeit in der architektonischen Gestaltung eines Wohnquartiers aus?
FZ: Betrachten wir einmal den Bestand von heute. Was steht noch immer? Was funktioniert noch immer? Und wichtig: was bleibt auch künftig? Die Antwort ist: Nachhaltige, langlebige Bauweisen sowie Materialien. Wir sollten aus der Vergangenheit lernen und begangene Fehler nicht nochmals begehen. Nachhaltiges Bauen sollte die Regel sein, nicht die Ausnahme. Wir können es uns nicht mehr leisten mit kostengünstigen, nicht nachhaltigen Materialien „schnell, schnell“ zu bauen. Beim Projekt „Z“ stand der Zyklus des Gebäudes stets im Zentrum: Langlebige Fassaden, recycelbare Materialien und flexible Flächen, die sich den veränderten Bedürfnissen der Bewohner entsprechend anpassen lassen, sind das Ergebnis.
Was braucht ein neues Stadtquartier, um heutzutage hohe Wohn- und Lebensstandards zu schaffen?
FZ: Wir brauchen neuen Wohnraum, viel neuen Wohnraum. Wir sollten jedoch keine Angst vor der Dichte, die entstehen wird, haben. Wichtig ist, Dichte attraktiv zu gestalten und zu ordnen, sodass diese nicht in ihrer Wucht spürbar ist. Themen wie Verschattung, Freiflächen und Blickbeziehungen spielen hier eine Rolle. Zudem sollten wir ein vielfältiges Angebot schaffen, sodass sich jeder zuhause fühlt und die Architekturen genutzt und angenommen werden. Im Fall von „Z“ haben wir ein Raumkontinuum geschaffen. Die Räume fließen, es gibt keine Grenzen oder Sackgassen. Eine spannende räumliche Situation folgt auf die nächste. Wir lösen die Dichte auf, verzahnen und vernetzen sie. Es entstehen diagonale Blickbeziehungen, ein Wechselspiel aus nah und fern.
Vielen Dank für das Gespräch!
Finden Sie weitere Neubauprojekte in der Region München auf dem neubau kompass.
Alle Bilder in diesem Beitrag sind Visualisierungen des Neubauprojekts „Z“ in Laim. (Credits su und z Architekten)