München im Baugemeinschafts-Boom: in einer Stadt, wo sich Wohnungssuchende häufig beklagen, dass die Immobilien „unter der Hand“ weggehen, tendieren immer mehr Menschen dazu, sich eine Baugruppe zu suchen und ihre Vorstellungen vom Eigenheim gemeinsam zu verwirklichen. Das individuelle Bauen in der Gruppe wird in der Isarmetropole immer beliebter – nicht nur bei jungen Familien, sondern auch bei Einzelpersonen jeglichen Alters.
Der Architekt, Ingenieur und Stadtplaner Rainer Vallentin hat mit der baugemeinschaft nord auf dem Gelände der ehemaligen Funkkaserne das Neubauprojekt stadtgestalten domagkpark realisiert. Wir haben mit ihm über Vorteile und aktuelle Trends zum „Bauen in der Gruppe“ gesprochen.
Herr Vallentin, Baugemeinschaften boomen in München. Können Sie aktuell hinsichtlich der Immobilientypen Trends bei Baugemeinschaften feststellen?
Rainer Vallentin: Wir können 3 zentrale Trends feststellen. Zum einen errichten Baugemeinschaften solide Gebäude und investieren daher in wartungsarme und bauphysikalisch sichere Konstruktionen sowie in eine robuste Haustechnik.
Ferner realisieren Baugruppen Gebäude mit hochwertigen Energiestandards, z.B. Passivhäuser mit Photovoltaikanlagen, die auch von den Energiekosten her zukunftsfähig im Sinne einer Risikoabsicherung gegenüber steigenden Energiepreisen sind.
Drittens ist Gemeinschaft wieder gefragt: neben den Wohnungen weisen Baugruppen häufig Gemeinschaftseinrichtungen in Form von Gemeinschaftsräumen, Gäste-Apartments, Werkstätten und Freianlagen (z.B. Pflanzbeete) auf, die ein gemeinschaftsorientiertes Wohnen ermöglichen.
Heißt das, dass immer mehr Menschen das gemeinschaftliche Bauen und Wohnen dem Individualismus vorziehen?
Rainer Vallentin: Die Entwicklung ist derzeit zu sehen. Und wir sehen auch, dass etwas auf Quartiersebene passiert. Wer in einer Baugruppe aktiv ist, vermeidet von vorne herein, in eine anonyme Wohnsiedlung einzuziehen. Soziale Kontakte entstehen bereits vor dem Einzug und es etablieren sich viele Aktivitäten über das Wohnen im engeren Sinne hinaus, die am Ende ein lebendiges urbanes Quartier schaffen.
Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen beim gemeinschaftlichen Bauen?
Rainer Vallentin: Es besteht ein hoher Kooperations- und Organisationsaufwand. Und der Prozess, bis eine Gemeinschaft komplett ist und die Ziele feststehen kann sich hinziehen.
Die größte Herausforderung ist, auch wenn es zahlreiche Einzelvorstellungen gibt, das gemeinsame Ziel nicht aus den Augen zu verlieren und Wohnvorstellungen konsequent umzusetzen. Hier stehen erfahrene Architekten zur Seite, die mit diesen Fragen und Prozessen viel Erfahrung haben.
Danke für das Gespräch!
Auch das Neubauprojekt „stadtgestalten domagkpark“ auf unserem Foto ist im Rahmen einer Baugemeinschaft entstanden.
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