Bis zum Jahr 2030 sollen in Hamburg rund 100.000 Neubauwohnungen entstehen. Angesichts der wachsenden Wohnungsknappheit in der Hansestadt ist das dringend nötig. Allerdings: wo sollen diese neuen Wohneinheiten realisiert werden? Dazu haben sich Stadtplaner jetzt Gedanken gemacht. Sie setzen auf Nachverdichtung bestehenden Wohnraumes und auf Aufstockung.
Maßnahmen zur Aufstockung sehen vor, dass auf bestehende Gebäude neue Staffel- und Dachgeschosse gesetzt werden. Damit spart man Wohnflächen, denn gebaut wird auf diese Weise in die Höhe. Im Frühling 2016 waren Planer auf der Fachkonferenz der Stadtentwicklungsbehörde begeistert von der Idee. Insbesondere in Altona wurden bereits Flächen ausgesucht, wo Aufstockungen sinnvoll und machbar wären. An Hauptverkehrsstraßen etwa befinden sich oft „nur“ Einzelhäuser und Häuser mit zwei Stockwerken. Hier könne man ansetzen, so die Stadtplaner, die überzeugt sind, dass allein an drei Straßen in Altona auf diese Weise 20.000 neue Wohneinheiten entstehen könnten. „Mehr Stadt in der Stadt“ lautet das Motto. Ganz so einfach ist es jedoch leider nicht.
Nachverdichtung hat Vorteile…
Zunächst hat Nachverdichtung zahlreiche Vorteile. Man spart Bauflächen und es gibt im direkten Umfeld bereits eine entsprechende Infrastruktur. Zudem gehen Aufstockungen oft mit energetischer Sanierung der Bestandsgebäude einher, so die Fachleute. Damit würde auf lange Sicht sogar der Energie-Standard eines Wohnhauses aufgewertet heißt es weiter.
…und sorgt für Anwohnerproteste
Allerdings kommt es in der Hansestadt immer öfter auch zu Protesten innerhalb der Anwohnerschaft. Man organisiert Demos im Viertel und sammelt Unterschriften gegen die Nachverdichtung. Diese Proteste sind dort am stärksten, wo Menschen direkt von der Nachverdichtung betroffen sind. Wenn die Freiflächen der neuen Wohneinheit sich vermeintlich zu dicht an der eigenen Wohnung befinden oder wenn der Baustellenlärm rund um die Uhr extrem stört.
Hinzukommt, dass mehr Menschen im Viertel auch für mehr Verkehr und den damit verbundenen Lärm sorgen. Auch das ist für zahlreiche Anwohner ein Grund, sich zu organisieren und gegen die neuen Stockwerke zu protestieren.
Außer der aktuell beliebten Aufstockung gibt es weitere Möglichkeiten, neuen Wohnraum zu schaffen. Zum Beispiel durch Anbau: wo möglich, können bestehende Gebäude auf diese Weise um weitere Wohnungen erweitert werden. Oder durch die Bebauung von Innenhöfen. Bei Bauherren ist diese Maßnahme sehr beliebt. Bei den Bewohnern der entsprechenden Bestandsgebäude, deren Hof bebaut wird, jedoch weniger.
Eine Alternative: Konversion
Eine weitere häufige Möglichkeit, um neuen Wohnraum zu schaffen, ist Konversion (die Bebauung von ehemaligen Gewerbeflächen oder Kasernengeländen). Konversion war einige Zeit in Hamburg insbesondere bei der Umnutzung ehemaliger Bunker beliebt. Diese Bauvorhaben waren in vergleichsweise kurzer Zeit vergeben, was nicht zuletzt für die Beliebtheit der Bauwerke und den Komfort der neuen Wohneinheiten spricht.
Ein weiteres Beispiel für Konversion ist die „Neue Mitte Altona“, zu sehen auf unserem Titelbild. Hier entsteht mittlerweile auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs ein komplett neues Wohnquartier.
Oder das sehr umfangreiche Sanierungs-und Neubauvorhaben „Unter den Linden“ in Hamburg-Langenhorn. Hier realisiert man im Rahmen von Neubau und Kernsanierungsarbeiten auf dem Parkgelände der ehemaligen Klinik Ochsenzoll über 400 neue Wohneinheiten.
Hamburg muss wie viele Metropolen in Deutschland kreativ werden, um der Knappheit an Bauflächen beizukommen. Aktuell entstehen in der Hansestadt zahlreiche neue Bauvorhaben für unterschiedliche Zielgruppen. Interessante Neubauprojekte finden Sie auf dem neubau kompass.