Grüner, nachhaltiger und inklusiver als die meisten anderen Stadtteile in Köln soll der Neuzugang unter den „Veedeln“ in der Domstadt werden: Kreuzfeld wird entsprechend dem Entwurf „The Woodhood – Kreuzfeld Gartenstadt 2.0“ entwickelt. Ende 2021 ging dieses Konzept als Siegerentwurf aus einem Wettbewerbsverfahren unter sechs internationalen Planungsbüros hervor. Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker bezeichnet Kreuzfeld schon jetzt als „Vorzeigestadtteil“. Aber was bedeutet das konkret? Wer wird in Kreuzfeld wohnen, welche Wohnformen wird es geben und was ist das Ökologische an Kreuzfeld?
Der Stadtteil Kreuzfeld wird westlich von Blumenberg entstehen. Er soll, so die Stadt Köln, „einen städtebaulichen Übergang zwischen der neuen Stadt Chorweiler und dem gewachsenen Ortsteil Roggendorf/Thenhoven“ bilden. Damit gehört Kreuzfeld zum Bezirk Chorweiler. Auf einer Fläche von 80 ha sind 3.000 Wohnungen geplant. Die Wohnformen sollen so gestaltet sein, dass eine soziale Durchmischung über alle Altersgruppen und Nationalitäten hinweg erreicht wird. Dementsprechend wird es Wohnformen geben, die sich an unterschiedliche Einkommensklassen richten. Laut Stadt Köln soll die Bebauung vom Einfamilienhaus bis zu Geschosswohnungen reichen. Auch genossenschaftliches Wohnen, Baugruppen und altersgerechte Wohnangebote sowie Pflegeeinrichtungen sollen dafür Sorge tragen, dass in Kreuzfeld „einem möglichst großen Bevölkerungsquerschnitt neuer Wohnraum angeboten werden kann“. Neben den innovativen und inklusiven Wohnformen plant die Stadt Köln die Ansiedlung von Arbeitsplätzen, Bildungsträgern sowie Kunst- und Kulturangeboten im neuen Ortsteil. Ob und wie viele Eigenheime es geben wird, ist jedoch sehr fraglich.
Naturnah und ökologisch
Neben einer sozialen Durchmischung soll Kreuzfeld aufgrund seines ökologischen Konzeptes eine Sonderstellung unter den Kölner Stadt- beziehungsweise Ortsteilen einnehmen: Das Konzept umfasst mehrere Elemente, die von der Nutzung regenerativer Energien über den Verzicht auf Autos innerhalb der einzelnen Wohneinheiten bis hin zu einer gezielten Verschattung und Durchlüftung des Veedels reicht.
Zunächst einmal sollen in Kreuzfeld möglichst wenig Bewohner pro Quadratmeter leben. Die Bewohner leben in den so genannten „Hoods“, also einzelnen Wohn- oder Quartiersinseln. Zwischen diesen „Hoods“ bildet Landschaftsgrünraum, wie die Stadt Köln es bezeichnet, grüne Fugen. Auf diese Weise entstehen in sich abgeschlossene Wohnbereiche innerhalb des Ortsteils, die (nahezu) autofrei sind. Ungenutzte Dachflächen sollen begrünt werden, um zum Klimaschutz einerseits beizutragen und andererseits der Erwärmung der Hoods an heißen Sommertagen entgegenzuwirken. Zusätzlich sollen bauliche Maßnahmen an den Gebäuden für Verschattung sorgen. Diese sind jedoch, wie die Stadt Köln unterstreicht, „Teil der Gebäudeausführung und werden über einen entsprechenden Gebäudestandard festgelegt“. Dass sich der Worringer Bruch im Umfeld von Kreuzfeld befindet, soll zusätzlich zu einer Abkühlung im Sommer beitragen.
Auch das Mobilitätskonzept für Kreuzfeld setzt innerhalb Kölns Maßstäbe: In jeder Hood wird es eine Mobilitätsstation mit Parkpalette geben. Hier können die Bewohner ihre privaten PKW abstellen. Gleichzeitig ist angedacht, dass es Leihfahrzeuge geben wird, damit möglichst viele Kreuzfelder auf das eigene Auto verzichten (können). Um innerhalb der Hoods mobil zu sein, sind die Mobilitätsstationen so positioniert, dass sie von jedem Standort im Hood fußläufig gut zu erreichen sind. Leihfahrräder und, wie es von Seiten der Stadt Köln heißt, „sonstige Transportmittel, ermöglichen die Mobilität innerhalb der Hoods. Außerdem verläuft innerhalb der „Hoods“ der „Loop“, ein ringförmiges Verkehrsnetz. Dieses ist für Lieferverkehre, für Geschäfte, Müllabfuhr, Krankenwagen und Feuerwehr sowie den Öffentlichen Nahverkehr nutzbar. Schließlich soll Kreuzfeld über das Nahverkehrsnetz an die umliegenden Stadtteile angebunden sein.
Planungshorizont: Einzugstermine ab Ende des Jahrzehnts
Bis dass die ersten Bewohner nach Kreuzfeld ziehen können, wird noch einige Zeit vergehen: Aktuell befindet sich das Projekt in der integrierten Planung, die noch bis Mai 2023 andauern wird, wie die Stadt Köln mitteilt. Dieses Verfahren mündet in das Bebauungsplanverfahren zur Schaffung des Planungsrechts. Dieses wird voraussichtlich rund drei Jahre in Anspruch nehmen. Parallel zu diesem Verfahren werden weitere Planungen vorangetrieben: Hierzu zählen insbesondere die Konzepte für öffentliche Verkehrs- und Grünflächen, die öffentlichen Einrichtungen, zu denen insbesondere auch Kitas und Schulen sowie Jugendeinrichtungen gehören. Auch die Planung der privaten Versorgungseinrichtungen, worunter auch der Einzelhandel und Gesundheitseinrichtungen fallen, werden in den kommenden Jahren konkretisiert. Welche Wohnformen es konkret geben wird, muss ebenfalls noch entschieden werden. Erst danach kann mit der parzellenweisen Vermarktung begonnen werden. Vorsichtige Schätzungen gehen davon aus, dass ab Ende der 2020-iger Jahre die ersten Bewohner nach Kreuzfeld werden ziehen können.
Mit Kreuzfeld entsteht in Köln dringend benötigter Wohnraum. Der ökologische Ansatz ist ebenfalls ein Gewinn für die Domstadt. Außerdem schließt Kreuzfeld die Lücke zwischen Blumenstadt und Roggendorf/Thenhoven und kann, so das Konzept, zu einer Steigerung der Attraktivität der Region im Kölner Norden beitragen. Ob und wieweit Kreuzfeld, anders als Chorweiler, zum Lebensraum für Kölner aller Altersgruppen und Ethnien sowie sozialer Schichten werden wird, bleibt abzuwarten. Als Wohntraum für Familien, die sich ein Eigenheim in einem modernen Vorort der Domstadt wünschen, scheint Kreuzfeld eher nicht der richtige Ort zu sein. Denn in Kreuzfeld, so die bisherigen Planungen, wird es wohl vorrangig Mietimmobilien geben.
Text: Nicole Ziese
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