So bewerten Immobilien-Experten den KfW-Förderstopp für den Neubau

So bewerten Immobilien-Experten den KfW-Förderstopp für den Neubau

Vor Kurzem hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz die Förderung von neuen Effizienzhäusern auf Eis gelegt. Das Konzept werde komplett überarbeitet und in absehbarer Zeit wolle man ein neues Programm vorstellen heißt es aus dem Ministerium. Dabei bleibt die Förderung für Effizienzhäuser im KfW 40 Standard in diesem Jahr noch bestehen, wenn auch mit reduzierten Mitteln. Fazit: Was die Förderung energieeffizienter Neubau-Immobilien betrifft, sieht es aktuell nicht hundertprozentig glänzend aus. Dennoch sollten Immobilienkäufer jetzt nicht den Kopf in den Sand stecken. Denn: der Erwerb einer Neubauwohnung oder eines neuen Eigenheims lohnt sich mittel- bis langfristig in jedem Fall.

Das bestätigt zum Beispiel Danny Wolf, Geschäftsführer von Best Place Immobilien: einer der Experten, die wir zum Thema Förderstopp befragt haben.

Herr Wolf, wie schätzen Sie den Förderstopp für die Effizienzhaus Immobilien ein?

Danny Wolf: Der Förderstopp wird kurzzeitig eher wie eine Baubremse wirken. Bauherren sind bereits verärgert und über kurz oder lang muss die neue Bundesregierung eine echte Alternative entwickeln. Fordern und fördern gehören zu einer sozialen Klimapolitik. Wie hoch die Investitionen in den Klimaschutz bei einem Neubau zukünftig sein müssen, um dann eine Förderung in Form eines günstigen Kredits, eines Tilgungszuschusses oder anderer Förderformen zu erhalten, ist Stand jetzt unbekannt. Die bereits hohen Baukosten werden vermutlich durch nochmals höhere Anforderungen an neue Klimaschutzmaßnahmen weiter steigen. Für Häuslebauer, Bauträger und Käufer hätte ich mir einen geregelten Übergang zwischen alter und neuer Förderung gewünscht, was auch die Antragsflut bis zum Förderstopp vermieden hätte. 

Neubauprojekt von Best Place in Berlin-Kaulsdorf: Lion-Feuchtwanger 61

Was raten Sie Immobilienkäufern jetzt in Bezug auf den Erwerb von Neubauprojekten?

DW: Falsch wäre, wenn sich jetzt Käufer auf Bestandsimmobilien stürzen. Auch für Altbauten wird es zukünftig erhöhte Richtlinien bei Sanierung und Umbau geben. Die EU strebt eine Sanierungspflicht für nicht ausreichend gedämmte Altbauten an. Mit relativer Sicherheit werden die Auflagen bei einer Altbausanierung sukzessive erhöht. Vor dem Hintergrund der bislang skizzierten Ansätze der neuen Bundesregierung, nämlich für ein schnelleres Bauen durch serielle und modulare Bauweise zu sorgen, sehe ich in der derzeitigen Neubauqualität unabhängig vom KfW-Standard eine langfristige Wertsteigerung. Wohnqualität hängt weniger von der Erfüllung von Standards ab, sondern von der Ausstattung, der handwerklichen Qualität und schließlich auch der Lage. Außerdem profitieren Käufer noch immer von historisch niedrigen Zinsen, was ebenfalls für den Kauf einer hochwertigen Neubauimmobilie spricht.

Prof. Dr. Stephan Kippes lehrt Immobilienmarketing an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen und leitet unter anderem das Marktforschungsinstitut des IVD Süd e.V. (Immobilienverband Deutschland). Auch mit ihm haben wir über die aktuelle Fördersituation gesprochen.

Herr Kippes, welche Auswirkungen hat der KfW Förderstopp Ihrer Ansicht nach auf den Immobilienmarkt?

Prof. Dr. Stephan Kippes: Das Hin und Her um die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) die zunächst mit sofortiger Wirkung gestoppt worden war, war sehr ungeschickt. Derartige Maßnahmen zerstören Vertrauen und bremsen die Wohnungsproduktion. Die Begründung des Stopps war: die vom Bund zur Verfügung gestellten Fördermittel seien ausgeschöpft. Dies war eine sehr überraschende Entscheidung, zu einem sehr überraschenden Zeitpunkt, die letztendlich auch ohne die nötige Vorwarnung kann. Wenigsten werden jetzt Anträge die bis zu dem überraschenden Stopp am 24.1.22 eingingen auf Basis der bisherigen Regelung bearbeitet.

Es stellt sich die Frage, ob man mit derartigen falschen Impulsen dem Ziel der Ampelregierung 400.000 Wohnungen pro Jahr zu bauen etwas Gutes tut. Er stellt sich weiterhin auch die Frage, ob dies fair gegenüber denjenigen ist, die eine derartige Förderung bis zum angekündigten Ende dieses Programms am 31.1. noch fristgerecht beantragen wollten und die erst dabei waren die notwendigen Unterlagen einzureichen aber in ihren Kalkulationen mit der Förderung gerechnet haben und eigentlich rechnen durften. Dies ist gegenüber diesen Bauwilligen, als auch gegenüber der Branche insgesamt ein sehr problematisches Signal.

Warum lohnt sich der Kauf einer energieeffizienten Immobilie Ihrer Ansicht nach dennoch?

SK: Dies muss man jeweils im Einzelfall untersuchen. Es ist davon auszugehen, dass es in Zukunft für noch effizientere Umweltstandards weiter Förderungen gibt. Grundsätzlich ist es aber – auch wenn die Förderung nur Teile der Zusatzkosten für energetische Verbesserungen abdeckt – positiv, einen ökologischen Beitrag zu leisten.

Überzeugt davon, dass der Immobilienerwerb sich weiterhin lohnt, ist auch Werner König, Abteilungsleiter Bauträger und Neubau, bei der Bietigheimer Wohnbau GmbH.

Herr König, was bedeutet Ihrer Ansicht nach der Stop der Förderung von Effizienzhaus-Immobilien für den Wohnungsbau? 

Werner König: Zunächst hat die neue Bundesregierung dadurch große Unsicherheit verbreitet. Unsicherheit ist für jedes Geschäft, somit auch den Verkauf von Neubauwohnungen, immer schlecht. Einige Interessenten werden deshalb ihre Erwerbsabsichten zurückstellen und abwarten, was als Nachfolgeprogramm kommt, das aber erst für 2023 angekündigt ist.

Was raten Sie Immobilienkäufern jetzt in Bezug auf den Erwerb von Neubauprojekten?

WK: Trotzdem kaufen, denn die Preise werden getrieben durch die weiter steigenden Materialpreise und die Handwerkerknappheit auch weiter steigen.

Neubauprojekt in Neuhausen auf den Fildern: In den Akademiegärten 1 und 3 

Welche Chancen bietet der Immobilienkauf nach wie vor?

WK: In jedem Fall eine sichere Geld- und Kapitalanlage sowie eine gute Altersvorsorge. Außerdem ein wachsendes Wertsteigerungspotenzial und Zukunftssicherheit.

Vielen Dank allen für das Gespräch!

Klimaschutz im Gebäudesektor ist nach wie vor das Thema der Stunde und dürfte es auch in den kommenden Jahren bleiben. Eine Möglichkeit, um den CO2-Ausstoß zu verringern, bietet Redevelopment, die Umnutzung alter Bürogebäude. Mehr dazu lesen Sie hier.

Text: Julia Niewöhner

Titelbild: pixabay


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