Connecting Minds, Creating the Future
Die Expo 2020 in Dubai ist eine Premiere: Es ist die erste Weltausstellung im arabischen Raum. Auf dem 4,38 km² großen Expo-Gelände stehen rund 400 Bauwerke – Länderpavillons, Restaurants und vieles mehr. Bis zu 25 Millionen Besucher werden erwartet, wovon rund 70 % von außerhalb der Vereinigten Arabischen Emirate anreisen. Über 200 Länder, internationale Organisationen und Unternehmen werden in Dubai vertreten sein – darunter Deutschland als Spitzenreiter im Bereich „Sustainability“ (Nachhaltigkeit) mit dem Deutschen Pavillon. Lesen Sie weiter, um das Wichtigste über die Expo und insbesondere das Deutsche Pavillon zu erfahren.
In den 181 Tagen der Weltausstellung, die aufgrund der Pandemie vom 1. Oktober 2021 bis zum 31.März 2022 stattfindet, soll es darum gehen, Innovationen vorzustellen, Ideen zu teilen und die Zusammenarbeit zu fördern – alles unter dem Leitspruch „Connecting Minds, Creating the Future“. Im Fokus stehen die Themenbereiche „Sustainability“, „Mobility“ und „Opportunities“.
Architektur-Meisterwerk im Zentrum der Weltausstellung
Im Herzen des Expo-Areals thront die Al Wasl Plaza mit einer beeindruckenden Höhe von 70 Metern. Als Dach des Bauwerks fungiert eine riesige Kuppel mit einer filigranen Wabenstruktur, die zugleich eine 360-Grad-Projektionsfläche ist – die weltweit größte.
Das arabische Wort „Al Wasl“ ist nicht nur der historische Name für Dubai, sondern bedeutet auch „Verbindung“ – passend zu dem Motto der Weltausstellung: „Connecting Minds, Creating the Future“. In der Plaza finden unter anderem die Eröffnungs- und Abschlusszeremonie statt.
Von der Al Wasl Plaza ist auch der zentral gelegene Deutsche Pavillon – auf einer Fläche von rund 4.600 m² – zu sehen. Im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie hat die Koelnmesse GmbH die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Pavillon (ARGE) mit der Realisierung des Deutschen Pavillons beauftragt. Er zählt zu den Themenpavillons im Bereich Nachhaltigkeit und gilt als Ort des Wissens, des Forschens, des Austauschs und der Begegnung.
Rundgang durch den Deutschen Pavillon
Aus der Idee des Anthropozäns (des Zeitalters, in dem der Mensch zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren auf die Umwelt geworden ist) folgt ein Auftrag an die Menschheit und schließlich auch an den einzelnen Menschen. Der Deutsche Pavillon will vermitteln, dass jeder etwas für Nachhaltigkeit tun kann – sowohl Jung als auch Alt.
Auf dem Weg durch den Deutschen Pavillon begegnen den Besuchern viele Aspekte eines Campus: Beim Betreten des Gebäudes werden alle „immatrikuliert“ und erhalten ihr eigenes Namensschild. Danach führt der Weg in die „Welcome Hall“, wo ein Bällebad aus 100.000 kleinen Bällen auf die Besucher wartet. Diese können auf ein Lesegerät gelegt werden, um eine kurze Geschichte, einen Fakt o.Ä. zum Thema Nachhaltigkeit zu erfahren. Erwähnenswert ist, dass diese Plastikbälle aus Recyclingkunststoff bestehen und nach der Expo lokalen Kinderkrippen und Schulen geschenkt werden. Anschließend absolvieren die Besucher das eigentliche „Curriculum“ des Campus.
Im „Energy Lab“ inmitten von dunklen, pulsierenden Energieleitungen werden Lösungen für die Energieversorgung der Zukunft vorgestellt (z. B. wie man Energie aus Meereswellen gewinnt). Von dort geht es weiter in das „Future City Lab“, in dem Besucher Teil einer allumgebenden urbanen Landschaft sind, in der sie Innovationen für die Stadt von morgen kennenlernen. Zum Beispiel die Neuentwicklung eines Fahrstuhls, der horizontale Fahrten und eine smarte Steuerung erlaubt oder Bakterien, die Plastik aus fossilen Rohstoffen aufnehmen und in wiederverwertbares und kompostierbares Bioplastik upcyceln.
Im nächsten Erlebnisbereich, dem „Biodiversity Lab“ lernen Teilnehmer unter einem riesigen Mobile über die Schönheit und Verletzlichkeit der Natur. Das Motto lautet: „Die Natur zu schützen ist oft günstiger als jede technische Lösung“. Werden Ökosysteme unter Laborbedingungen untersucht, versteht die Wissenschaft erstmals die hochkomplexen Wechselwirkungen innerhalb der Systeme, wie beispielsweise die verheerenden Auswirkungen europäischer Regenwürmer auf die Ökosysteme Nordamerikas.
Zwischen den Labs finden sich die Besucher auf den Terrassen des offenen Atriums wieder und erleben den Campus in seiner spektakulären Vielschichtigkeit. Viele der Exponate lassen sich nur gemeinsam bedienen (Zusammenarbeit und Austausch sind Grundwerte des Deutschen Pavillons). In der „Graduation Hall“ wartet schließlich eine überraschende Abschlussinszenierung auf die Teilnehmer. Sie sitzen alle auf Schaukeln und müssen gemeinsam versuchen, die Schaukeln in einen Takt zu bringen. Ein besonderes Finale, das große Gefühle weckt und zeigt: Schon kleinste Bewegungen – minimales Engagement im übertragenen Sinne – können Großes bewegen, wenn man zusammenarbeitet.
Nachhaltigkeit beginnt bei der Planung…
Jedoch nicht erst bei der Ausstellung im Deutschen Pavillon soll erkennbar werden, dass Nachhaltigkeit im Fokus steht. Dies will bereits die Planung des Pavillons unter Beweis stellen. Die schlauen Köpfe hinter dem Deutschen Pavillon haben das Modell auf die lokalen Gegebenheiten adaptiert. So wurden beispielsweise bei der Anordnung der Baukörper die Nutzung natürlicher Verschattung sowie die unterschiedlichen Sonnenstände eines Tages und innerhalb der sechs Monate berücksichtigt. Die einzelnen Kuben (Gebäudekörper) sind vertikal angeordnet und umschließen ein überdachtes Atrium, dem sie zugleich Sonnenschutz bieten.
In puncto Nachhaltigkeit: Das Restaurant verzichtet auf den Einsatz von Kunststoff-Einwegprodukten wie beispielsweise Plastikteller, Plastikbecher und Trinkhalme während des Betriebs des Pavillons. Lebensmittel, die vor Ort zubereitet werden, sollen möglichst regional sein. Auf allen Ebenen sind Menschen zu sehen, die den Pavillon erkunden, sich unterhalten, austauschen und die Campusatmosphäre genießen.
…und setzt sich beim Bau fort
Um auch bei der Konstruktion des Deutschen Pavillons Nachhaltigkeit zu erzielen, wurde auf Leichtbau gesetzt: das bedeutet, mit so wenigen Bauteilen bzw. -materialien und so geringer Gebäudemasse wie möglich einen möglichst großen nutzbaren Raum zu schaffen. Das wirkt sich nicht nur positiv auf die aufzuwendende Energie für die Errichtung des Baus aus, sondern auch auf den Transport der Materialien. Zudem werden viele der Exponate der Expo anschließend zurück nach Deutschland transportiert und weiter genutzt.
Auf Beton oder Glas wurde bei der Fassade verzichtet, da beide Materialien zum einen schwer sind und zum anderen nur bedingt recyclebar sind. Stattdessen besteht die Fassade in weiten Teilen aus ETFE-Folie, für welche nur sehr wenig Material notwendig ist. Zudem sind ETFE-Folien anschließend wieder für die Produktion neuer Folien nutzbar. Das Dach besteht aus einer Vielzahl von Einzelstrukturen, die intelligent zusammengefügt wurden und anschließend andernorts in anderer Form weitergenutzt werden.
Nach der Expo im März 2022 werden mehrere der Gebäude zur Modellstadt „District 2020“ umkonzipiert – eine fortschrittliche Smart-City, die Wohnraum für 145.000 Menschen schaffen soll.
Ein weiterer interessanter Beitrag zum Thema Nachhaltigkeit ist unser Ratgeber Urban Mining.
Titelbild: facts and fiction | NÜSSLI Adunic | LAVA