Noch existieren die Pläne nur auf dem Papier: die Pläne für ein neues Viertel in Köln. Das soll nicht etwa in einem der Randgebiete der Stadt entstehen, sondern im Herzen der Stadt. Genauer gesagt im Schatten von Colonius und Herkuleshochaus. Entstehen soll es auf dem Gelände „Am Gleisdreieck“. Die Pläne für das neue Viertel, das Ehrenfeld und die Innenstadt verbinden soll, stammen von dem Architekten Hadi Hand. Ob diese tatsächlich umgesetzt werden, ist wohl mehr eine Frage politischer Mehrheiten, als eine Frage nach der Sinnhaftigkeit seines Plans.
Zwischen der Inneren Kanalstraße, Eisenbahngleisen und dem Start- und Endpunkt der Stadtautobahn A 57 liegt ein Grundstück, das wie ein Fremdkörper im innerstädtischen Bereich anmutet. Im Schatten von Colonius und Herkuleshochhaus, fußläufig zu Innenstadt und Ehrenfeld gelegen, befindet sich dieses als Gewerbegebiet genutzte Gelände. Mitten zwischen Vierteln, in denen gewohnt, gelebt und gearbeitet wird, bildeten lange Jahre ein Autohaus und Verwaltungsgebäude des Finanzamtes ein Bollwerk mitten in der Stadt. Wohl jeder, der mit dem Zug an diesem Gelände vorbeikommt, wundert sich über diese Brachlandschaft in einer Stadt, die unter dem Mangel an Wohnungen und (neuen) Wahrzeichen leidet. Ändern könnte sich dies, wenn die Pläne des Architekturbüros Bergblau Architektur von Hadi Hand zeitnah umgesetzt werden und an dieser Stelle ein neuer Stadtteil zum Wohnen, Arbeiten und Entspannen entstehen würde.
Die Pläne stehen unter dem Oberthema „Vernetzung und Anbindung des Quartiers mit der Umgebung“. Das neue Wohnviertel soll die isolierte Lage des Geländes „Am Gleisdreieck“ aufheben. Diese Vernetzung soll auf mehreren Ebenen geschehen: Zum einen geht es um die Vernetzung der „Hochpunkte“ in der Stadt, also der bereits vorhandenen Hochhäuser, dem Colonius sowie dem Kölner Dom. Denn im Zentrum des neuen Quartiers ist ein Hochhaus geplant, das mit 154 m von der Höhe her zwischen der des Kölner Doms und des Köln-Turms rangieren wird. Außerdem wird das neue Quartier, wenn es so kommt wie geplant, zu einer Verschmelzung zwischen den bislang weitgehend voneinander isolierten Stadtbereichen Innenstadt und Ehrenfeld führen. Als dritte Komponente wird es nach den Plänen des Architekten Hand eine strukturelle Anbindung des Gebietes an die umliegenden bestehenden Grünachsen der Stadt sowie den Grüngürtel geben.
Im Zentrum des neuen Viertels ist ein Hochhaus geplant, das sowohl durch seine Höhe als auch durch sein extravagantes architektonisches Konzept eine Signalwirkung als „Stadttor“ haben soll. Dem Namen „Prisma Cologne“ entsprechend wird das neue Hochhaus eine prismenartige Fassade erhalten. Die zwei Fassadenseiten in Ost-West-Ausrichtung sind prismatisch strukturiert und deren schräge Teilflächen reagieren auf den Sonnenstand des jeweiligen Tageszeitpunktes. Das Dach des Hochhauses ist in Form einer Spitze konzipiert, die wie ein „Fühler“ in den Himmel ragt. Rund um das Hochhaus ist eine Blockbebauung mit vielen Innenhöfen geplant. Und auch beim „Prisma Cologne“ sind Dach- und Zwischenbegrünungen eingeplant. Gewölbte Lärmschutzwände und eine Überdeckelung sorgen für eine Reduzierung des Lärms der Autobahn.
Das Viertel soll, wie auch bei den umgebenden Stadtteilen der Fall, eine Mischnutzung haben. Das bedeutet, dass hier Wohnungen, Büros und Geschäfte kombiniert werden. Die großzügigen Grün- und Freiflächen sollen für eine hohe Wohn- und Aufenthaltsqualität sorgen. Die Büro- und Geschäftsräume sind vorrangig in den Erdgeschossen geplant, während die oberen Geschosse für Wohnungen vorgesehen sind. Das Viertel soll, nach den Vorstellungen des Architekten, auf keinen Fall den Charakter eines Büro- und Gewerbeparks erhalten. Die parkähnlich gestaltete grüne Mitte wird mehrere Funktionen übernehmen: Sie dient als Lärmschutz, als grüne Lunge, als Ruhe- und Erholungsort für die Bewohner sowie Arbeitnehmer, der dort angesiedelten Geschäfte sowie als fehlendes Glied in der Kette der Grünräume zwischen Ehrenfeld, Grüngürtel und Innenstadt. Das gesamte Quartier soll weitgehend autofrei bleiben.
Der Entwurf entstand in Eigeninitiative des Architekturbüros Bergblau Architektur, der der Stadt unterbreitet wurde. Die Idee wird aktuell wieder erneut diskutiert. Ob, wann und in welcher Form der Entwurf umgesetzt werden wird, ist also noch nicht entschieden. Allerdings gibt es bereits Vorschläge zu einer zweiten Projektphase, die eine Anbindung hin zur Liebigstraße mit dem Schlachthof und dem anschließenden Gewerbegebiet vorsieht. Zudem gibt es die Vision 2.0. Diese sieht vor, dass das neue Viertel einen eigenen Bahnhof erhalten wird.
Text: Nicole Ziese
Titelbild: Bergblau Architektur
Lesen Sie nächste Woche das Interview mit Architekt Hadi Hand zum geplanten neuen Quartier.
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Zum Beispiel die 14 Eigentumswohnungen im Bauvorhaben „Green Side City“ in Köln-Höhenberg.