Bewährte Wege gehen an einen neuen Standort: Mit dem Ziel „BR hoch drei“ zieht es den Bayerischen Rundfunk weg von seinen traditionsreichen Gebäuden im Münchner Zentrum in den Norden der Stadt, nach Freimann. Der Umzug, mit dem der Sender seine Redaktionen unter einem Dach zusammenlegen wird, steht nicht zur Diskussion, wohl aber die künftige Nutzung des rund 80.000 m² großen Areals in der Maxvorstadt, von dem seit 1929 gesendet wurde.
Auf dem Stammgelände des Bayerischen Rundfunks (BR) in der Münchner Innenstadt entsteht bis 2030 ein neues Stadtquartier: Der Munich Media Hub – ein öffentlich zugänglicher Campus für Medien und Kultur.
Der Südteil des Funkhaus-Areals in der Maxvorstadt mit dem BR-Hochhaus wird zum Munich Media Hub auf ca. 20 % der bislang genutzten Fläche umgebaut, heißt es vom BR. Die übrige Fläche will der Sender verkaufen und damit größtenteils die Umgestaltung finanzieren. Zu dem Nutzungskonzept gehören z.B. Büroflächen, ein gläsernes Studio und ein grüner Innenhof, hier sind ein Café und Musikveranstaltungen sowie Ausstellungen geplant.
Riemerschmid-Bau: Nicht an den Steinen rütteln
Die Grundstücke in der Nähe des Hauptbahnhofs und damit mitten in der Stadt beherbergen bekannte und das Stadtbild prägende Bauten. Politiker im Münchner Stadtrat sind sicher: Man würde sie vermissen, sollte ein Abriss drohen. Das steht beim BR eher nicht im Fokus der Planung. Denn: Zu den Bestandsgebäuden des Senders gehört der Riemerschmid-Bau, der im Jahr 1929 nach gut einjähriger Bauzeit eingeweiht und als Deutschlands modernstes Funkhaus gefeiert wurde. Das Gebäude am Rundfunkplatz 1 mit seiner unverwechselbaren Fassade, das Architekt Richard Riemerschmid entwarf, steht unter Denkmalschutz. Es wurde während des Zweiten Weltkriegs durch Luftangriffe schwer beschädigt, bald nach Kriegsende wieder aufgebaut und 1955 um Anbauten zu verschiedenen Zwecken erweitert. An den Steinen gibt es nichts zu rütteln.

BR-Hochhaus ist Teil der Münchner-Skyline
Noch mehr ein Stück der Münchner Skyline ist das Hochhaus an der Arnulfstraße, das mit seiner Höhe von 64 m über die Stadt hinaus bekannt ist. Es steht nicht unter Denkmalschutz, gehört aber zu München wie die Frauenkirche. Das Logo des BR ist weithin sichtbar.
Der Studiobau an der Marsstraße, so sieht es bislang zumindest aus, wird voraussichtlich abgerissen, denn eine andere Nutzung ist hier schwer vorstellbar. Gebaut wurde er in den 1960-er Jahren in einer Raum-in-Raum-Bauweise, um den akustischen Anforderungen zu entsprechen. Eine Umnutzung, da sind sich alle sicher, könnte schwierig werden.
Fest steht: Der Bayerische Rundfunk möchte sein Eigentum im Zentrum der Stadt behalten und auch weiter nutzen, aber anders. Dabei soll kreatives Leben am Standort bleiben: mit einer Nutzung als Innenstadtstudio, dem Bau eines Multifunktionssaals, als Standort des BR-Rundfunkorchesters sowie für die Verwaltung und die Gremien. 30.000 der 80.000 m² würden dafür nach derzeitigem Stand der Planungen noch für den Medienstandort nötig sein. Der Multifunktionssaal könnte dabei eine Location für kleinere Konzertveranstaltungen werden, ohne anderen Austragungsorten wie denen im geplanten Werksviertel Konkurrenz zu machen.
Funkhaus-Gelände neu komponieren
Wie all das städtebaulich aussieht, steht noch nicht fest. Der BR jedenfalls wünscht sich, das innerstädtische Gelände mit der Arnulf- und Marsstraße und zwischen Rundfunkplatz und Hopfen- und Herbststraße „aufzubrechen“, den geschlossenen Eindruck wegzubauen und zugänglicher zu machen. Die Fassade des altehrwürdigen Riemerschmid-Baus wird bei der Neuordnung des Funkhaus-Geländes erhalten bleiben. Die Zukunft des Hochhauses bleibt abzuwarten.
Wettbewerb für den City-Standort
Nicht alle Mitarbeiter werden nach Freimann umziehen, deshalb bleibt nahe der Hackerbrücke am bisherigen Standort Fläche „übrig“. Hier wären Büro- und Gewerbeprojekte möglich, denkbar ist auch eine Erweiterung um circa 15.000 m², um neuen Nutzungsmöglichkeiten noch mehr Raum zu geben. Mehr Infrastruktur bedeutet in diesem Fall: mehr Arbeitsplätze. Einige Politiker wie die rot-grüne Stadtratsmehrheit plädieren folglich für mehr Wohnraum, der Stadtrat betrachtet diese Ziele mit Skepsis und weist auf die bestehende Nachbarschaft mit der Spaten-Franziskaner-Brauerei und dem Augustiner-Biergarten hin. Rückt Wohnraum dahin näher, seien wohnunverträgliche Zustände zu befürchten. Statt einer regulären Wohnbebauung sind temporär nutzbare Einheiten im Gespräch: Boarding-Wohnungen, die beispielsweise Gästen wie Musikern für eine absehbare Zeit vermietet werden könnten. Der BR wird nun einen städtebaulichen und landschaftsplanerischen Wettbewerb ausloben. Bis Mitte des Jahrzehnts, so die Voraussage, könnte ein Bebauungsplan entwickelt werden, eine „Neukomposition“ würde damit bis Ende des Jahrzehnts möglich sein.
In Freimann Kräfte bündeln: „BR hoch drei“
Währenddessen laufen die Arbeiten am neuen Standort in Freimann auf Hochtouren. Die Architekten Fritsch und Tschaidse planten dafür die Gebäude, die bald Produktions- und Studioflächen beherbergen sollen und mit denen im 1. Bauabschnitt das sogenannte „Trimediale Aktualitätenzentrum“ entstehen wird. Ein multimediales „Wellenhaus“ gibt den Hörfunkwellen des BR genug Raum zum Senden. Damit bündelt der viertgrößte Sender der ARD seine Kräfte an einem neuen Ort mit dem Ziel, medienübergreifende Zusammenarbeit einfacher zu gestalten. Hörfunk, Fernsehen und Online-Bereiche bekommen Schritt für Schritt ein neues gemeinsames Zuhause.

Fernsehen betreibt der BR bereits seit 1954 am Standort in Freimann. Richtfest für das neue Zentrum wurde bereits am 10. Oktober 2018 gefeiert. Im Laufe der Zeit werden auf dem Gelände, das an Schwabing grenzt, bestehende Gebäude abgerissen, neue für Büro und Technik errichtet und Studios entstehen. Auch Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen auf dem BR-eigenen Gelände sind in Planung. Der Umzug von rund 1000 Mitarbeitern von der City in den Norden ist bis 2024 geplant.
Wir halten dich auf dem Laufenden, wie es weitergeht mit dem Gelände des Bayerischen Rundfunks nahe dem Münchner Hauptbahnhof.
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Text: Andrea Hunkemöller
Update: Felix Dehn
Dieser Beitrag erschien zuerst im August 2022.
Title Image: | BR / Fabian Stoffers |