Networking at it’s best: Für drei Tage verwandelt sich die Messe München in einen anziehenden internationalen Mikrokosmos für Immobilienprofis. 1770 Aussteller nutzen die Expo Real 2024 in München, um ihre Produkte und Dienstleistungen vorzustellen. Auch die Bundesbauministerin Klara Geywitz schaute vorbei. Noch bis 9. Oktober netzwerkt die Immobilienbranche und ist optimistisch gestimmt.
Punkt 9 Uhr, die Tore der Messe München öffnen sich – und damit das Versprechen eines spannenden Tages mitten im Immobilien-Mikrokosmos der Expo Real 2024. Tausende Menschen strömen an diesem Montagvormittag in die Eingangshalle des Messegebäudes. Manche von ihnen sind mit dem Taxi und Koffer angekommen und haben zuvor gar nicht im Hotel vorbeigeschaut, um ihr Gepäck abzuladen. Andere wiederum reisen entspannt mit dem Auto an oder haben bereits das Wochenende in München verbracht, um noch die letzten Tage des diesjährigen Oktoberfests mitzunehmen und dann in aller Ruhe am Montag die sieben Hallen der Expo Real 2024 zu entdecken. neubau kompass war ebenfalls vor Ort.
Die Expo Real ist eine internationale Fachmesse für Immobilien und Investitionen. Sie gilt als das größte und wichtigste Branchentreffens Europas. Sowohl institutionelle Investoren und Kapitalanleger als auch private Immobilienkäufer informieren sich hier über die neuesten Trends und sammeln vielversprechende Direktkontakte.
Schon morgens ist sehr viel los, und im Laufe des Tages wird klar: Die Branche schöpft Hoffnung, nicht nur aufgrund des regen Besucherandrangs. Nach der jüngsten Krise gab es schließlich zwei EZB-Leitzinssenkungen, die das Geschäft nicht unbedingt beflügelt, aber zumindest stabilisiert haben. Und so wird am Montag durchaus eine große Portion Optimismus verbreitet – mit Blick auf das neue Jahr 2025.
Spannende Impulse – Bauministerin Geywitz präferiert „natürliches Renditemodell“
Während der drei spannenden Immobilientage in München stellen sich 1770 Aussteller aus 34 Ländern vor. Außerdem gibt es stündlich vielfältige Branchenvorträge. Die Titel reichen von „Immobilienfinanzierung in Krisenzeiten: Licht am Ende des Tunnels in Sicht?” bis hin zu „Ein Jahr vor der Bundestagswahl – hat Wohnungsbau noch eine Chance?”. Bei letzterem Format ist sogar Klara Geywitz, die Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, zu Gast.
Klara Geywitz diskutiert zusammen mit Rolf Buch, Vorstandsvorsitzender der Vonovia SE, Ingrid Simet, Ministerialdirektorin Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr, und Peter Hübner, Präsident des Hauptverbands der deutschen Bauindustrie. Moderiert wird die Podiumsveranstaltung von Tim-Oliver Müller, Managing Director vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie. Politik ist ein wichtiger Stabilisierungsfaktor für die Branche, die nicht im politisch luftleeren Raum agiert. Daher ist es ein wichtiges Signal, dass auch Klara Geywitz an der Expo Real teilnimmt und sich mit den hochrangigen Immobilien-Vertretern austauscht. Die Bundesministerin macht hierbei klar, dass die Politik nicht jedes freifinanzierte Gebäude fördern könne. Aber natürlich müsse es ein „natürliches Renditemodell“ geben, sonst wandern Investitionen, unter anderem in den Aktien- und Kunstmarkt.
Lösungsansätze, wie die geplante Baugesetzesnovelle „Gebäudetyp E“, werden noch im Bundestag diskutiert, und niedrigere Grundstückskosten über das Baugesetz könnten ebenfalls helfen, Bauen einfacher und günstiger zu machen. Was das serielle Bauen betrifft, möchte Klara Geywitz nicht zurück in die 70er-Jahre des seriellen Wohnungsbaus kehren. Die Bundesbauministerin wünscht sich mehr Freiheit für Architekten und hält den aktuellen Markt sowie dessen Akteure für wesentlich versierter in Bezug auf die präzise Erkennung von Kundenwünschen.
Neues Motto von Vonovia-Chef Buch: „Going to 2025!”
Die Bundesbauministerin stellte in Aussicht, dass vor der Bundestagswahl noch die TA Lärm „in der Pipeline“ sei, wobei Ingrid Simet hierbei Nachjustierungsbedarf sieht. Außerdem sei man noch in Gesprächen mit Robert Habecks Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), wie Gebäude zukunftsorientierte Energieversorgung erhalten, bei denen kein gemeinschaftliches Konzept greift, wie zum Beispiel eine Fernwärme-Versorgung.
Nachdem das Motto im vergangenen Jahr bei vielen Ausstellern lautete: „Survive until 2025!” wurde es diesmal von Rolf Buch umgetitelt in: „Going to 2025!” Die nächste Bundesregierung müsse funktionieren, mahnte der Vonovia-Chef an. Die Immobilienbranche erwirtschafte 19 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Keine Regierung könne es sich leisten, das Thema Bauen während ihrer Regierungsarbeit nicht angemessen zu berücksichtigen.
Optimistischer fällt die Prognose in der Runde zur „Immobilienfinanzierung in Krisenzeiten: Licht am Ende des Tunnels in Sicht?” aus. Mirjam Mohr, Vorstandsmitglied der Interhyp AG, bescheinigt der Branche 2025 „weiterhin positives Wachstum“ sowie leicht gestiegene Preise und eine gute Zinsentwicklung. Heiko Maaß, Managing Director Commercial Real Estate der LBBW, hat zwar ein bisschen Sorge, dass die EZB-Regulatorik zu sehr in die Banken-Geschäftspolitik eingreift, allerdings blickt er ebenfalls positiv ins neue Jahr, wenn bei der nächsten Expo Real dann die LBBW und Interhyp zusammengewachsen seien.
Vom Scheich bis zu den Popcorn-Ladies
Die Internationalität der diesjährigen Messe ist in jeder Ausstellungshalle förmlich zu spüren, und das liegt nicht nur am Stimmengewirr. Viele Projektentwickler aus fernen Ländern, zum Beispiel aus Montenegro und Saudi-Arabien, nutzen die Expo Real in München, um ihre Ideen und Projekte auch deutschen Investoren vorzustellen.
Und so kommt es schon vor, dass ein als Scheich verkleideter Mitarbeiter durch die Gänge zieht und Besuchern im Vorbeigehen Café mit exotischen Kräutern wie Ginger bewirtet. Hesham Mahdi von New Murabba betont, seine Firma wolle zeigen, wie gastfreundlich die Saudis sind.
Weiter vorn sind Laura Thunich, Referentin der Geschäftsführung und des Vorstands der GIEAG, und Mila Kitic, studentische Aushilfe der Geschäftsführung von ATMIRA, damit beschäftigt, Popcorn für die Besucher herzustellen. Ihr Fazit des ersten Tages: „Toll“ und „sehr voll“. Sie hätten beide zu tun, denn das Popcorn locke viele Leute an.
Positives Feedback unter den Besuchern
Ebenfalls angelockt vom gesamten Messegeschehen wird Adriano Nocerino. Der Italiener ist extra aus Mailand gereist, um die Expo Real 2024 zu besuchen. Schon der erste Tag habe einen „guten Eindruck“ bei ihm hinterlassen, es sei alles bestens organisiert und stille Orte wie Silent Booths und Gesprächslounges würden die Qualität der Unterhaltungen verbessern. Diese separaten Kennenlernmöglichkeiten erlebe er zum ersten Mal bei einer Messe. Außerdem sei das Ausstellerangebot kompakt arrangiert, sodass Besucher nicht so lange laufen müssen, um beispielsweise die nächste Halle zu erreichen.
Wichtiger Treff für eine „Großzahl von Gleichgesinnten”
Bei Nadine Rasche aus Magdeburg fällt das Fazit des ersten Tages ebenfalls positiv aus. Es sei „besser als 2023“ und gebe „mehr Aussteller und mehr Besucher“, sagt sie. Die Aussteller präsentieren sich bei der Gestaltung ihrer Stände sehr innovativ und ästhetisch, findet Nadine Rasche. Thomas Lück aus dem Rhein-Neckar-Gebiet ist angenehm überrascht, dass das Projektgeschäft weiterhin läuft. Er besucht die Expo Real schon zum fünften Mal und freue sich darauf, dort eine „Großzahl von Gleichgesinnten” zu treffen.
Gegen Abend leeren sich dann allmählich die Reihen, wobei sich an manchen Ständen richtige Menschentrauben gebildet haben. Angehende Aftershowpartys bahnen sich in einigen gut gefüllten Gängen an, die Stimmung ist heiter und gesellig. Die Immobilienbranche begrüßt die Nacht nach einem erfolgreichen Messetag. Es wird angestoßen.
Und draußen vor dem schön beleuchteten Eingang und dem Messesee stehen Aussteller und Besucher für Taxis an. Der ein oder andere will nun doch mal das Hotel aufsuchen und sein Gepäck abstellen. Morgen ist auch noch ein Tag – neue Chance, neues Glück.
Text: | Melanie Ludwig |
Title Image: | Messe München GmbH |