Düsseldorf im Wandel? Ja. Flingern, seit rund 150 Jahren als Industriestandort in der Stadt am Rhein bekannt, wird sich in den nächsten Jahren zu einem facettenreichen Areal mausern, das Wohnen im Grünen verspricht. Auf rund 9,2 Hektar des derzeitigen Metro-Campus entsteht ein Bauprojekt, das den Gedanken von Leben, Arbeiten und Freizeitgestaltung in den Fokus rückt. Bis sich der erste Spaten symbolisch in den Boden bohrt, geht noch Zeit ins Land, aber das Konzept steht. Und das ist weitgehend autofrei.
Quartiere mit Charakter
Eigentümer des Grundstücks ist Swiss Life Asset Managers, die das Areal von Metro Properties erworben haben. Den städtebaulichen Wettbewerb gewann das Team von Acme aus London mit Stadt Land Fluss aus Berlin und Kieran Fraser Landscape Design aus Wien. Mit der Entscheidung für die Architekten ist der Fokus auf eine Neugestaltung gerichtet, die mit einem besonderen Konzept Furore machen soll. Dort, wo jetzt noch ein Metro Großmarkt und ein Media Markt stehen, werden vier Quartiere mit vier ganz eigenen „Charakteren“ wachsen, die sich bei aller Unterschiedlichkeit zu einem großen Ganzen verbinden – und neue Lebensräume in Form von rund 1500 Neubauwohnungen schaffen werden.
Das Quartiers-Quartett
Doch der Reihe nach. Mittelpunkt ist das „Campus-Quartier“, das zentral liegt und eine begrünte Fläche erhält. Dieses Quartier dient als Treffpunkt für jedermann, als Marktplatz, zum Austausch der neuen Bürgerinnen und Bürger in Flingern. Um das Campus-Quartier siedeln sich Gastronomie, Geschäfte und Veranstaltungsräume an.
Das Campus-Quartier ermöglicht den Zugang zu den drei weiteren „Puzzlestücken“ und damit auch zum „Park-Quartier“. Seine Bestimmung: Um eine Grünfläche in der Mitte entstehen Wohnungen sowie Flächen für das Arbeiten im „Kiez“. Ein Logistik-Hub und ein Mobilitäts-Hub verbinden die neuen Gebäude mit der Infrastruktur in der Nachbarschaft und tragen dazu bei, hier ein weitgehend autofreies Leben zu ermöglichen durch eine gute Verknüpfung von Verkehrsmitteln als Alternativangebot zum eigenen Pkw.
Das „Green-Lane-Quartier“ wird an seinem östlichen Ende mit Pflegewohneinheiten bebaut und mehreren Kindertagesstätten, um Senioren neuen Lebensraum zu geben und den Menschen, die im Areal arbeiten, nahe gelegene Unterbringungsmöglichkeiten für die kleinen Bewohner. Dieses Quartier grenzt direkt an das dort auch verbleibende Verwaltungsgebäude der Metro an und stellt eine Verbindung zwischen den alten und neuen Flächen her.
Vom Campus-Quartier geht es auch in das „Garten-Quartier“, bei dem im Mittelpunkt eine große Grünfläche entsteht. Mehrere „Punktbauten“ werden durch Brücken miteinander verbunden. Die Punktbauten erhalten private Nutzungsbereiche, aber auch solche für gemeinschaftliche Aktivitäten. Hier entstehen als neues und gut erreichbares Angebot gerade für Familien eine Schule und ein Kindergarten.
Grünes Konzept als roter Faden
Viel Grün, wohnen, arbeiten, Betreuung von Kindern und Senioren: Ein Nutzungsmix, der viele Zielgruppen anspricht. Zu der Gestaltung auf lange Sicht gehört es auch, dass bei der Realisierung des neuen Projekts höchste ESG-Standards erreicht werden. Was bedeutet: Kriterien aus dem Bereich Umwelt, Soziales und verantwortungsvolle Unternehmensführung behalten die Nachhaltigkeit im Blick.
So dient das grüne Konzept, das sich wie ein roter Faden durch die Quartiere zieht, nicht nur der Freizeitgestaltung vor der Haustür. Unversiegelte Flächen lassen gut das Wasser versickern, sollte es zu Starkregen kommen. Retentionsgärten sorgen dafür, Überflutungsgefahren auf ein Minimum zu reduzieren. Zum Klimaschutz beitragen werden begrünte Dächer und Fassaden. Dächer, die nicht begehbar sind, werden als Solargründächer realisiert. Gesammeltes Regenwasser kann für Außenbereiche nützlich sein.
Industriegeschichte aus Flingern nicht vergessen
Flingern, früher Heimat beispielsweise der Farbwerke H. Schminke & Co. sowie des Grafenberger Walzwerks, in dem Feinbleche für Porsche hergestellt wurden, hatte schon immer industriellen Charakter. Vergessen werden soll all das nicht. Ein Stück der Geschichte bleibt auch mit der Entwicklung des Neubauquartiers erhalten durch einen sorgfältig ausgewählten Mix an Materialien. Im nördlichen Teil erinnern glasierte Backsteine in verschiedenen Farben an das Schminke-Werk, Gebäude im südlichen Bereich erhalten besondere Balkone. Sie sind skulptural gestaltet aus feuerverzinktem Stahl und behalten so das ehemalige Walzwerk in Erinnerung. Die Tragwerkskonstruktion wird, auch wegen der Klimaneutralität, aus Holz gebaut. Eine Wiederverwertung von Materialien beim Rückbau bestehender Gebäude richtet noch mehr den Fokus darauf, die historische Bestimmung von Flingern nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Auf Beton hingegen soll, soweit möglich, verzichtet werden.
Bis 2027 Planungsrecht schaffen
Wie sieht der Zeitplan aus? In Abstimmung mit der Landeshauptstadt Düsseldorf soll bis 2027 Planungsrecht geschaffen werden. Die Bürger und Bürgerinnen der Stadt werden um ihre Meinung gebeten. Der Metro-Markt und der Media-Markt bleiben bis dahin, wo sie sind. Die Flächen, die im Eigentum der Metro bleiben, integrieren sich gestalterisch in das neue Quartier. So kann auf lange Sicht ein großes Ganzes entstehen, das sich für die Düsseldorfer zu einem lebenswerten Wohnort wandelt.
Ebenfalls in Flingern entsteht das Neubauprojekt Hinz & Kunz von SPOHRMANN REAL ESTATE.
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Text: Andrea Hunkemöller
Titelbild: ACME / Stadt Land Fluss / Kieran Fraser Landscape Design