Anfang 2019 berichteten wir über erste Pläne, auf dem nördlichen Teil des Siemens Parkplatzes in Neuperlach über 700 Neubauwohnungen zu realisieren. Bis zu 1.500 Menschen könnten hier, im Südosten der Landeshauptstadt, nach Fertigstellung des Neubau-Quartiers wohnen. Nicht überall stieß der Plan allerdings auf Zustimmung. Bürgerinitiativen fanden insbesondere den geplanten Wohnturm alles anderes als positiv. Nun steht der Siegerentwurf des Städtebaulichen Wettbewerbs fest. Er begeisterte die Jury – vor allem, weil es gelungen ist, einen architektonischen Kompromiss zu schließen, der Gegner und Befürworter des Projekts versöhnt. Wir stellen zentrale Elemente des Siegerentwurfs vor.
Das vor wenigen Tagen einstimmig gekürte städtebauliche Konzept stammt vom Münchner Architekturbüro Professor Biedermann Architekten, ergänzt um den Entwurf von Mathias Wolf Landschaftsarchitekt aus Fürstenfeldbruck. Insgesamt 45 Büros haben sich am öffentlichen Wettbewerb beteiligt.
Die RFR Development GmbH als Projektentwicklerin wird als nächstes in Kooperation mit der Stadt München das Bebauungsplanverfahren in Angriff nehmen. Einer der ersten Schritte wird sein, die bislang als Parkplatz genutzte Fläche an der Ecke Carl-Wery-Straße / Otto-Hahn-Ring zu entsiegeln.
Das überzeugte die Jury
Zum Neubau-Quartier in Neuperlach gehören nicht nur Neubauwohnungen, sondern auch mehrere Kitas, kleine Geschäfte, ein zentraler Quartiersplatz, ein Ärztehaus und gastronomische Angebote in den Erdgeschossen. Für RFR Development war ausschlaggebend, dass eine attraktive Aufenthaltsqualität im neuen Wohngebiet gegeben ist und es passende Anschlüsse zu angrenzenden Grünflächen und Siedlungen gibt. Anlässlich der Vorstellung des Entwurfs sagte RFR-Chef Thomas Hohwieler: „Die parkähnliche Struktur als Verbindung zur angrenzenden Einfamilienhaus-Siedlung stellt eine harmonische Verbindung dar und bietet beiden Wohngebieten eine attraktive Aufenthaltsqualität. Der einstimmig gekürte Entwurf greift damit viele Wünsche der Bürgerinnen und Bürger vor Ort auf.“
Besonders die Grünflächen sind im neuen Entwurf ein zentrales Element. Wie auf der Skizze in diesem Post zu sehen, sind sie großräumig und zusammenhängend angelegt und bilden einen dezenten Übergang zur Nachbarschaft, die im Norden von Einfamilienhäusern geprägt ist. Entlang des Otto-Hahn-Rings im Süden werden höhere Gebäude mit fünf bis acht Geschossen entstehen. Der Ring sowie die Carl-Wehry-Straße sind zentrale Verkehrsachsen. Deshalb werden Maßnahmen zum Schallschutz erforderlich sein. Entsprechende Schallschutz-Loggien für die Wohnbebauung sind bereits im Gespräch.
Knackpunkt des Entwurfs ist der Wohnturm. Dieser sollte ursprünglich rund 60 Meter hoch werden. Nachbarn fürchteten eine Verschattung und Beeinträchtigung des Stadtbildes. Im aktuellen Konzept von Prof. Biedermann und Kollegen ist der Turm nur noch 35 Meter hoch. Damit zeigen sich sowohl Projektentwickler als auch Vertreterinnen und Vertreter der Bürgerbeteiligung zufrieden. Umweltbewusste sind zudem erfreut, dass es – Stand heute – keine Straßen in dem Neubau-Quartier geben wird. Die künftigen Bewohner erreichen ihre Wohnungen direkt über das quartierseigene Parkhaus. Auch im Osten des Siemens-Areals sollen neue Parkhäuser entstehen – diese sind als Ersatz für die nunmehr in absehbarer Zeit wegfallenden Parkmöglichkeiten im Norden gedacht.
Das Gewinner-Team: Prof. Biedermann Architekten aus München
Selten wird ein städtebaulicher Entwurf einstimmig entschieden. Beim Konzept zur Gestaltung des derzeitigen Siemens‘ Parkplatzes ist das nun der Fall. Das „Gewinner-Büro“ Prof. Biedermann Architekten um den Ingenieur und Innenarchitekt Rupprecht Biedermann, haben in den vergangenen Jahren zahlreiche Projekte in und um München entworfen. Dazu gehören neben modernen Wohnanlagen in der Isarmetropole auch der Neubau vom „Haus der Musik“ in Grünwald und der Büro- und Gewerbepark im Westend.
Ausstellung der Wettbewerbsentwürfe vom 15. bis 21. Juni in der Muffathalle
Wer sich von den Qualitäten des Sieger-Konzeptes und weiterer eingereichter Entwürfe überzeugen möchte, kann dies vom 15. bis 21. Juni in der Muffathalle, Zellstraße 4, zwischen 10 und 18 Uhr tun. Die Ausstellung dürfte für jeden interessant sein, der einen Blick auf aktuelle Ansätze zur Planung eines Neubau-Quartiers in München werfen möchte.
Als nächster Schritt im Parkplatz-Areal in Neuperlach steht die Entwicklung des Bebauungsplans an, den die Stadt auf Basis des Konzeptes von Prof. Biedermann München zusammen mit der RFR Development GmbH angehen wird.
Nicht zuletzt mit diesem Neubauprojekt setzt Neuperlach einen weiteren Meilenstein hin zu einem gefragten Wohn-Quartier in München. Das war nicht immer so. In den 60er Jahren „aus dem Boden gestampft“, galt das Viertel lange als Satellitenstadt im oft sehr glatt geputzten München. Nun setzen eine Reihe städtebaulicher Maßnahmen und neue Wohnanlagen frische Akzente.
In Waldperlach, das ebenso wie Neuperlach zum 16. Stadtbezirk Ramersdorf-Perlach gehört, entsteht in der Zwischenzeit das Neubauvorhaben „Wohnen im grünen Märchenviertel“ mit 4 neuen Doppelhaushälften.
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Titelbild: Prof. Biedermann Architekten/Wolf Landschafsarchitekt