Immer mehr Menschen leiden nach einem Umzug unter Allergien, Nervosität und plötzlich auftretenden körperlichen Symptomen wie Schwindel oder Atembeschwerden. Nicht selten ist der Grund dafür in Schadstoffen innerhalb der Wohnung zu finden. Seit einigen Jahren ist „Wohngesundes Bauen“ nicht nur ein Thema für umweltbewusste Käufer, sondern immer mehr Bauherren greifen das Thema auf.
Was ist „Wohngesundes Bauen“
Der Begriff „Wohngesundes Bauen“ stammt ursprünglich aus dem Jahr 2005 und befasst sich mit Möglichkeiten, um gesundheitsschädliche Emissionen aus Baustoffen und handwerklichen Arbeiten zu vermeiden. Dazu gehören allergieauslösende und als gesundheitsgefährdend geltende Baustoffe, die so genannten VOC-Emissionen (flüchtige organische Emissionen innerhalb der Baumaterialien).
Dazu können Fußboden,- Wand- und Deckenmaterial zählen sowie Farben, Lacke oder Klebstoffe. Sie sondern im Laufe der Zeit die oben genannten VOC-Emissionen ab, welche bei empfindsamen Menschen – und das werden immer mehr – zu körperlichen Reaktionen führen können.
Neubau-Immobilien sind in der Regel hervorragend abgedichtet. Enthält die Immobilie allerdings keine Lüftungsanlage, so zirkuliert die Luft im Raum bei Abwesenheit nicht genügend und die Schadstoffe können umso intensiver wirken. Kurioserweise kann deshalb die Schadstoffbelastung in einem energetisch hochwertigen Bau sogar höher sein als im Außenbereich.
Richtlinien für wohngesundes Bauen
Damit ein Neubau als „wohngesund“ eingestuft werden kann, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein, welche das Institut für Baubiologie und Ökologie definiert hat. Dazu zählen die Lage des Hauses: der Bau sollte sich abseits von Hauptverkehrsstraßen und Industriezentren befinden. Die eingesetzten Baustoffe müssen unverfälscht und natürlich und die Räume sollten atmungsaktiv sein.
Optimal ist, wenn der Neubau so geruchsneutral wie möglich gestaltet ist und auch die Raumformen organisch sind. Weitere Kriterien sind eine geringe Neubaufeuchte sowie naturgemäße Licht- und Farbverhältnisse.
Schädliche Baustoffe und ihre Vermeidung
Experten für Wohngesundheit empfehlen die Verwendung anorganischer Baumaterialien wie Ziegel, Betonsteine, Gips- und Kalkputze. Diese nehmen die Raumfeuchtigkeit sowie Schadstoffe auf und tragen zu einer Verbesserung des Klimas im Gebäude entscheidend bei. Ein sehr gutes Baumaterial ist Holz aber Achtung: hier sollten keine gesundheitsschädlichen Holzschutzmittel eingesetzt werden.
Häufig ist der Bodenbelag ein Grund für Allergien. Ratsam ist deshalb die Verwendung von Kurzflorteppichen, Holz und Laminat. Abzuraten ist hingegen von Teppichbelägen aus Langflor. Ein Auslöser von Allergien und Krankheitssymptomen können auch die zum Befestigen eingesetzten Klebstoffe sein. Optimal ist Klicklaminat – hier wird beim Befestigen des Bodenbelags auf Kleber komplett verzichtet.
Tipp: Vermeiden Sie „besonders günstige“ Materialien und achten Sie auf den Einsatz von Gütesiegeln (zum Beispiel Natureplus-Siegel für den Bodenbelag oder das GuT-Siegel für Teppiche).
Gefährlich: Radon
Ein weiterer Gefahrenpunkt ist das im Boden vorhandene radioaktive Edelgas Radon. Dieses kommt vergleichsweise häufig an Standorten im Süden Deutschlands vor und gelangt über das Fundament bzw. das Kellergeschoss ins Innere von Gebäuden. Ist Radon einmal im Haus vorhanden, wird es eingeatmet und das kann schwere gesundheitliche Folgen haben. Derzeit wird geschätzt, dass zwischen 5 und 15 Prozent aller Lungenkrebs-Fälle auf Radon zurückgehen. Darum sollte insbesondere in entsprechend gefährdeten Gebieten auf eine radonsichere Bauweise geachtet werden.
Elektrosmog
Auch das Vermeiden von Elektrosmog zählt zum Thema „Baugesundheit“. Entsprechend dem Standard der Baubiologischen Messtechnik lässt sich dieser mit einigen Maßnahmen jedoch wesentlich reduzieren. Dazu zählen die Verwendung von abgeschirmten Leitungen und eine gezielte Auswahl der Beleuchtung. Auch Verteilerkästen und Wechselrichter von Solaranlagen sollten einige Meter abseits von Schlaf-, Kinder- und Wohnzimmern implementiert werden.
Verzichten Sie weitestgehend auf WLAN – es strahlt durch Wände und Decken – sondern verwenden Sie soweit wie möglich kabelgebundene Netzwerke. Ebenfalls gut dran ist, wer auf schnurlose Telefone und Handys im Haus verzichten kann.Welche Möglichkeiten es gibt, wohngesundes Bauen in Neubau-Immobilien zu fördern, erklärt der Bauträger krieger + schramm in unserem Interview.
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Titelbild: Green Living Kelkheim (Raymond Schüttke freier Handelsvertreter der LBS GmbH)