Tiny House selber bauen

Tiny House selber bauen

Du möchtest dein eigenes Tiny House bauen, weist aber nicht, wo du am besten anfängst? Wir beantworten dir Fragen rund um die Planung, die Grundstückssuche und das nötige Know-How für den Bau. Eines vorweg: Dein Tiny House kannst du kostengünstig selber bauen, allerdings sind ein paar extra Hände sowie ein Elektriker und Heizungsbauer von Vorteil.

Tiny Houses als Lösung für Wohnungsmangel?

In Deutschland stehen dem Wohnungsbau einige Hürden im Weg: steigende Materialkosten und Zinsen, geringe Förderungen und teilweise zu wenig Ausweisung von Bauland. Tiny Houses liegen schon länger im Trend, stehen sie doch für einen minimalistischen und dadurch meist günstigeren Lebensstil. Somit haben die Kleinsthäuser das Potenzial, den Wohnungsmangel zumindest etwas zu reduzieren.

Ein schlüsselfertiges Tiny House kostet laut comobau.de rund 40.000 bis 80.000 Euro. Doch legt man selbst Hand an, lässt sich der Traum des minimalistischen Wohnens auch günstiger umsetzen. Dazu solltest du jedoch ein wenig handwerkliches Geschick mitbringen oder Freunde bzw. Handwerker miteinbeziehen, die dich beim Bau unterstützen können. Im Folgenden bieten wir dir einen Überblick zu den nötigen Schritten, um dein Tiny House selber zu bauen.

Durch Probewohnen auf den Geschmack kommen

Zunächst ist es sinnvoll, für einige Tage oder Wochen probezuwohnen, bevor du dein eigenes Tiny House baust. Denn das langfristige Wohnen auf nur rund 20 m² ist nicht für jeden geeignet. Zum Probewohnen gibt es einige Möglichkeiten. Ein paar Orte in Deutschland finden sich auf Seiten wie:

Probewohnen in einem Minihaus
Du möchtest dein Tiny House selber bauen? Dann ist das Probewohnen eine gute Idee. Bild: unsplash / Nachelle Nocom

Beratung das A und O

Du hast dir bereits in Gedanken einen Plan für dein Tiny House zurechtgelegt oder bist von der Idee begeistert, aber weist nicht, wo du anfangen sollst? In beiden Fällen ist es hilfreich, zunächst eine lokale Ortsgruppe aufzusuchen. So kannst du dich über Ideen austauschen oder inspirieren lassen. Auch Online-Plattformen sind ein guter Anhaltspunkt wie z.B. das tinyhouseforum. Zwei grundlegende Fragen, wenn du dein Tiny House selber baust sind:

Welche Art von Tiny House ist das Richtige für dich?

  1. Ein Tiny House auf Rädern, das direkt auf dem Anhänger verbaut ist (ähnlich wie ein Wohnwagen)
  2. Ein Tiny House, das als Ladung auf einem Anhänger transportiert wird
  3. Ein Tiny House, das fest auf einem Grundstück verbaut ist
Tiny House auf Rädern
Mit dem Minihaus auf Rädern bist du flexibel was deinen Wohnort anbelangt. Bild: Pexels / Melike Benli

Wie möchtest du dein Tiny House bauen?

  1. Mit einem vorgefertigten Bausatz (dieser lässt sich i. d. R. innerhalb von ein paar Tagen zusammensetzen)
  2. Mithilfe eines kostenlosen / kostenpflichtigen Bauplans und eigenen Materialien
  3. Mit einem Plan, den du zusammen mit einem Architekten, Zimmerer oder Schreiner entworfen hast

Hast du diese Fragen für dich beantwortet, solltest du vor dem „Spatenstich“ am besten erst noch einen passenden Workshop besuchen. Denn auch beim Bau eines Tiny Houses gilt: „Eine gute Vorbereitung ist die halbe Miete.“ Dazu sind die folgenden Websites eine gute Anlaufstelle:

  • Die Tiny Foundation ist eine Agentur für soziale Nachbarschaft, die z.B. bei der Planung und beim Bau des Tiny Houses unterstützt und Workshops sowie Vorträge zum Thema anbietet.
  • Wohnwagon bietet dir zahlreiche Workshops rund um das Thema Tiny House – von der Grundstückssuche über Tiny House-Grundlagen bis hin zur autarken Energieversorgung.
  • Der englischsprachige Videokurs How to build My Tiny House von Andrew Morrison stellt 12,5 Stunden geballtes Expertenwissen zur Verfügung, um das eigene Tiny House zu bauen.

Grundstück für Tiny House finden

Der wohl schwierigste Schritt auf dem Weg zum eigenen Tiny House ist die Grundstückssuche. In Deutschland gibt es diesbezüglich einige Vorschriften. Der Bau des Tiny Houses auf einem regulären Grundstück ist oftmals nicht rentabel oder erlaubt. Denn: In Deutschland sind Grundstücke meist mindestens 400 m² groß und ein Tiny House benötigt nur 150 bis 200 m². Demnach würde sich der Kauf eines Grundstücks nicht lohnen. Zudem geben Gemeinden Bebauungspläne für Wohngebiete vor – zum Beispiel, dass nur ein bestimmtes Dach erlaubt ist, wie viele Stockwerke die Häuser haben oder auch in Bezug auf die Raumhöhe oder Gestaltung der Fassade.

Grundstücke für die Kleinsthäuser sind selten
Tiny House Grundstücke sind Mangelware, jedoch entstehen zunehmend neue Siedlungen für die Kleinsthäuser. Bild: pixabay / WinnieC

Doch sind die Hürden bei der Grundstückssuche kein Grund, den Traum des Tiny Houses platzen zu lassen. In Deutschland gibt es mittlerweile vermehrt Initiativen für Tiny House-Siedlungen mit Stellplätzen. Auch Investoren haben das Thema entdeckt und versuchen Flächen dafür zu entwickeln. Eine Übersicht, wo in Deutschland Tiny House-Grundstücke entstehen, gibt es hier:

Tiny House auf Rädern bauen

Das Tiny House auf Rädern ist eine beliebte Form des Wohnens, weil es ein besonderes Gefühl der Unabhängigkeit ermöglicht – den Anhänger ans Auto und schon geht’s zum nächsten Campingplatz. Für das Abstellen auf dem Campingplatz ist keine Baugenehmigung notwendig. Dauercamper sollten sich allerdings schlaumachen, ob der Campingplatz entsprechende Stellplätze anbietet und ob die Nutzung als Erst- bzw. Zweitwohnsitz erlaubt ist. Denn das dauerhafte Wohnen auf Campingplätzen ist in Deutschland an vielen Orten nicht gestattet. Bezüglich der Kosten: Für einen ganzjährigen Campingplatz-Stellplatz werden laut tc.de zwischen 1000 und 2000 Euro fällig.

Günstig und schnell baust du dein Tiny House mit einem vorgefertigten Bausatz, den du in wenigen Tagen zusammensetzen kannst. Allerdings solltest du zumindest ein bis zwei Helfer mit an Bord holen, damit der Zusammenbau problemlos über die Bühne geht. Ein Basis-Bausatz für ein Tiny House auf Rädern (mit Fahrgestell, Ständerkonstruktion, Dämmung und Holzverkleidung) bietet die Zimmerei Holzbau Pletz bereits ab 15.999 Euro an. Je nach Ausbaustufe kann ein kompletter Bausatz auch wesentlich mehr kosten. Tiny House Bausätze finden sich beispielsweise hier:

Tiny House mit Bauplan selber realisieren

Baust du dein Tiny House mit einem individuellen Plan selber, ist das meist etwas komplizierter und zeitaufwendiger, allerdings hast du dadurch auch mehr Raum für eigene Wünsche. Doch aufgepasst: Da viele Baupläne aus dem englischsprachigen Raum stammen, musst du oftmals Anpassungen vornehmen. Zum einen orientieren sich die Größenangaben nicht immer am metrischen System, zum anderen gelten in Deutschland bestimmte Größen- und Gewichtsvorgaben, wenn du das Tiny House auf Rädern baust (siehe Abschnitt „Was du beim Bau beachten solltest“). Bei Verwendung eines Bauplans und eigenen Materialien kann die Bauzeit etwa 1-2 Monate betragen.

Ein Bauplan mit aussagekräftigen Illustrationen
Ein guter Bauplan enthält aussagekräftige Illustrationen. Bild: Pexels / Thirdman

Was macht einen guten Tiny House Bauplan aus?

  1. Gute Übersicht zu Materialien und ungefähren Kosten
  2. Illustrationen
  3. Im besten Fall Sketchup-Dateien (Aufbau in 3D)

Kostenlose Tiny House Baupläne findest du hier:

Was du beim Bau beachten solltest

Wenn du dein Tiny House mithilfe eines selbst gezeichneten Bauplans errichtest, empfehlen wir die Zusammenarbeit mit einem fachkundigen Zimmerer oder Schreiner. Dieser kann bei der Auswahl der benötigten Materialien helfen, sicherstellen, dass die Gewichtsvorgaben nicht überschritten werden und ein Auge auf die richtige Reihenfolge beim Zusammenbau halten. Ansonsten ist Frustration vorprogrammiert. Wie anfangs erwähnt: Auch bei der Elektrik und Sanitärinstallation sind fachkundige Hände gefragt.

Tiny House mit eigenem Bauplan realisieren
Beim Bau nach eigenem Plan solltest du einen fachkundigen Handwerker mit an Bord holen. Bild: Unsplash / James Kovin


Beim Tiny House auf Rädern gilt ein besonderes Augenmerk dem Gesamtgewicht sowie der Gewichtsverlagerung. Der Schwerpunkt muss auf der Achse bzw. Deichsel liegen, nicht dahinter. Es ist wichtig, im Vorfeld das Gewicht der Baumaterialien und der Innenausstattung sehr genau zu berechnen. Denn: Für eine Straßenzulassung darf das Minihaus max. 4 Meter hoch und 2,55 Meter breit sein und inklusive Anhänger nicht mehr als 3,5 Tonnen wiegen. Andernfalls darf es nur per Tieflader transportiert werden, nicht mit regulärem Führerschein.

Fazit – Tiny House selber bauen

Wir halten fest: Dein Tiny House kannst du selber bauen, allerdings solltest du dich durch Ortsgruppen, Online-Plattformen und Workshops im Vorfeld gut informieren und/oder das Projekt zusammen mit einem Architekten bzw. Fachhandwerkern realisieren. Vor allem bei der Elektrik, Sanitär- und Heizungsinstallation solltest du Experten hinzunehmen, damit du im Winter nicht unerwartet in der Kälte sitzt oder das Tiny House aufgrund einer falschen Verkabelung in Flammen aufgeht.

Weiteres zum Thema liest du in unserem Beitrag Tiny-House-Siedlung „Elborado“ in Bleckede an der Elbe: Interview mit Projektleiter Daniel Lippke.

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Janek Müller

Janek Müller ist ausgebildeter Redakteur mit einer Leidenschaft für technische Themen. Durch sein Auslandsstudium in Südafrika mit Schwerpunkt auf Medien und Kommunikation, seine redaktionelle Ausbildung bei einem IT-Verlag… Janek Müller ist ausgebildeter Redakteur mit einer Leidenschaft für technische Themen. Durch sein Auslandsstudium in Südafrika mit Schwerpunkt auf Medien und Kommunikation,… Janek Müller ist ausgebildeter Redakteur mit einer Leidenschaft für technische Themen. Durch sein Auslandsstudium in Südafrika mit Schwerpunkt auf Medien und Kommunikation, seine redaktionelle Ausbildung bei einem IT-Verlag in München sowie ein Fernstudium… Janek Müller ist ausgebildeter Redakteur mit einer Leidenschaft für technische Themen. Durch sein Auslandsstudium in Südafrika mit Schwerpunkt auf Medien und Kommunikation, seine redaktionelle Ausbildung bei einem IT-Verlag in München sowie ein Fernstudium…

Title Image:   © HildaWeges/ iStock

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