Wie wir wohnen, verändert sich mit der Zeit und ist abhängig von unseren Ansprüchen und Bedürfnissen. Du möchtest erfahren, was heute beim Hausbau zählt? In diesem Beitrag schauen wir uns 5 aktuelle Trends beim Hausbau an – in Bezug auf Architektur, Grundrisse, Baumaterialien und Künstliche Intelligenz.
Trend 1: Flachdächer
Ein architektonischer Trend bei Neubauprojekten – ob Wohnquartier, Mehr- oder Einfamilienhaus – sind klare Linien und geometrische Formen. Dazu gehören Flachdächer, die vor allem bei größeren Quartieren mit mehreren hunderten Wohnungen eine kosteneffektive und zeitsparende Wahl des Bauens darstellen. Ein weiterer Vorteil von Flachdächern: Sie lassen sich begrünen, wodurch ein gutes Mikroklima und gleichzeitig Lebensräume für Tiere entstehen.
Doch woher stammt die Idee der puristischen Architektur, die aktuell vermehrt Anklang findet? Es ist keine neue Erfindung. Diese Bauform basiert auf dem Bauhausstil (1919-1933), der von Walter Gropius in Weimar gegründet wurde. Sie sollte ein Gegenentwurf zum Historismus sein, bei dem künstlerische Ornamente aus vergangenen Epochen in der industriellen Massenproduktion nachgeahmt wurden. Das Ziel von Gropius war es, eine handwerklich geprägte Formensprache zu schaffen, die sich besser für die industrielle Produktion eignete, mit dem Leitgedanken – wie er im Gründungsmanifest des Bauhauses von 1919 festgehalten ist – „Das Endziel aller bildnerischen Tätigkeit ist der Bau“. Der Bauhausstil steht demnach für eine Kombination aus Funktionalität, Ästhetik und klarer Formensprache.
Beispiele, wie der Bauhausstil heute aussehen kann, findest du auf neubau kompass – darunter das Neubauprojekt BUWOG Dahmebogen. Bei diesem liegt der Fokus auf einer Architektur mit klaren Linien, zurückversetzten Staffelgeschossen und begrünten Dächern mit Photovoltaik-Anlagen.
Photovoltaik erobert Dächer und Fassaden
Die Vorteile von Flachdächern liegen also auf der Hand: Nicht nur ist eine Begrünung möglich, was dem Klima und der Biodiversität zugute kommt, sondern sie sind auch ideal für die Installation von Photovoltaik-Modulen (PV). Auf Flachdächern lassen sich PV-Module – unabhängig von der Gebäudeausrichtung – in optimaler Sonnenlage platzieren. Anders ist es bei Schrägdächern, die einen festen Winkel und eine feste Ausrichtung haben.
Ein weiterer Trend beim Hausbau sind sogenannte Solar-Dachziegel. Diese unterscheiden sich kaum von herkömmlichen Dachziegeln in Bezug auf ihr Design, ihr Gewicht und ihre Tragfähigkeit und erzeugen gleichzeitig nachhaltigen Strom.
Im Kommen ist außerdem die harmonische Integration von PV-Modulen in Hausfassaden. Zwar ist hier die Sonneneinstrahlung niedriger, aber da die Module immer günstiger und effizienter werden, ist der genaue Standort nicht mehr so wichtig wie früher.
Trend 2: Fertighäuser
Ein klarer Trend in Deutschland ist die zunehmende Beliebtheit von Fertighäusern. Im Jahr 2012 lag der Fertighaus-Anteil bei Ein- und Zweifamilienhäusern noch bei 15,3 Prozent, 10 Jahre später – 2022 – sind es bereits 23,5 Prozent1.
Fertighäuser – wie der Name bereits vermuten lässt – punkten vor allem durch ihre schnelle Fertigstellung. Die Bauteile, welche überwiegend aus Holz bestehen, werden vorgefertigt auf die Baustelle geliefert und innerhalb weniger Tage zusammengesetzt.
Für Individualisten sind Fertighäuser eine gute Wahl. Von der Entscheidung des bevorzugten Haustyps über perfekt auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnittene Grundrisse bis hin zu den Baumaterialien und der Innenausstattung sind den eigenen Vorstellungen kaum Grenzen gesetzt. Hobbyhandwerker können auf dem Weg zum Eigenheim sparen, indem sie Eigenleistung einbringen. Mehr hierzu lesen Sie in unserem Ratgeber „Ausbaustufen“.
Doch sind die Vorzüge von Einfamilienhäusern in Massivbauweise nicht zu unterschätzen. Zum Beispiel bieten diese eine äußerst lange Lebensdauer, haben einen hohen Wiederverkaufswert und verfügen in der Regel über einen guten Wärme- und Schallschutz.
Trend 3: Künstliche Intelligenz
Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Baubranche bringt einige Vorteile mit sich, darunter die Beschleunigung von Arbeitsabläufen und die damit verbundene Zeitersparnis. Konkrete Anwendungsfälle sind u.a. die automatisierte Bauflächenerkennung, die schnelle, digitale Baugenehmigung sowie KI-basierte Baustellen-Roboter. Diese Neuerungen stecken allerdings noch in den Kinderschuhen. Lese mehr dazu im neubau kompass Magazin Ausgabe 1/2024.
Um die Vorteile effektiv auszuspielen, müssen Unternehmen in neue Software und ggfs. Hardware (z.B. die erwähnten Baustellen-Roboter oder KI-gestützte Helmkamerasysteme für die Baudokumentation) investieren. Die Software kann nur sinnvoll genutzt werden, wenn Prozesse und Dokumente digital vorliegen. In Architekturbüros beispielsweise, in denen viel mit händischen Bauplänen gearbeitet wird, kann die Umstellung auf eine digitale Plattform demnach eine Herausforderung darstellen.
Erwähnenswert ist an dieser Stelle das sogenannte BIM (Building Information Modeling), eine Plattform für das interdisziplinäre Zusammenarbeiten an Bauprojekten. Durch BIM können Projektbeteiligte einen digitalen Entwurf eines Neubauvorhabens mit allen wichtigen Informationen zu Bauplänen, Kosten, Baustoffmengen etc. erstellen. KI kann die Daten aus BIM nutzen, um z.B. Bieterangebote für Bauleistungen zu vergleichen und das am besten geeignete Angebot in kürzester Zeit zu ermitteln.
Ein weiterer Bereich, in dem KI eingesetzt wird, ist der Designprozess. Auch hier geht es um die Effizienzsteigerung. Möglich ist das durch ein Verfahren namens „Generative Design“. In diesem werden mithilfe von zuvor festgelegten Parametern zahlreiche Designvorschläge generiert, aus denen der Nutzer die optimale Lösung wählen kann. Ob bei der Grundrissplanung, Materialauswahl oder dem Interieur – mit Generative Design lassen sich diese zeitaufwendigen Aufgaben beschleunigen und gleichzeitig die wirtschaftlichste Option schnell finden.
Trend 4: Grundrisse
Wenn es um die Grundrissplanung geht, sind besonders drei Trends im Hausbau zu beobachten: Barrierefreiheit, Offenheit und Effizienz. Es macht Sinn, wenn man sein Eigenheim plant, eines im Hinterkopf zu behalten: Wie muss mein Grundriss gestaltet sein, damit ich mich auch im Alter wohlfühle? Daher liegt bereits bei der Planung ein besonderer Fokus auf Barrierefreiheit – etwa breite Türrahmen, Rampen und bodengleiche Übergänge.
Offenheit im Haus ist ein weiterer Trend und steht für modernes Wohnen. In vielen Neubauwohnungen gibt es daher einen offenen Wohn-Ess-Kochbereich, der als Herzstück der Wohnung oder des Hauses dient. Für ein Gefühl der Offenheit sorgen auch hohe Räume, Galerien und bodentiefe Fenster. Diesen Details kommt heutzutage ein hoher Stellenwert zu, da sie ein angenehmes Wohngefühl schaffen.
Darüber hinaus – hauptsächlich bedingt durch die Pandemie – hat sich in den letzten Jahren der Trend des Arbeitens aus dem Home Office etabliert. Aus diesem Grund ist auch beim Hausbau ein Umdenken an der Tagesordnung, da sich der Arbeitsplatz für viele in die eigenen vier Wände verschoben hat. Nun benötigt man hier einen zusätzlichen Raum oder muss den Grundriss im Voraus flexibel planen, damit ein Zimmer im Bedarfsfall als Heimbüro genutzt werden kann.
Nicht zuletzt spielt das Thema Effizienz beim Hausbau eine entscheidende Rolle – vor allem vor dem Hintergrund gestiegener Grundstückspreise. Es ist wichtiger als je zuvor, dass Grundrisse gut durchdacht und effizient geschnitten sind, damit keine Wohnfläche verschwendet wird. Hierbei kann für Projektplaner, wie oben erwähnt, Künstliche Intelligenz ein Hilfsmittel sein.
Trend 5: Baumaterialien
Holz, ein nachwachsender Rohstoff, gilt schon länger als beliebtes Baumaterial. Es wird heutzutage oft bei Fertighäusern verwendet und vermehrt auch bei Hochhäusern, wobei in letzterem Fall häufig eine hybride Bauweise aus Holz, Stahl und Beton zum Einsatz kommt. Bald könnte sich das jedoch ändern, und Holz könnte das Hauptmaterial für mehrstöckige Gebäude werden.
Ein Vorzeigeprojekt in diesem Bereich ist das Holzmodulwerk in Eberswalde, Brandenburg. Dort sollen künftig jedes Jahr bis zu 2.000 Holzmodule für den Bau mehrstöckiger Gebäude in Berlin und Brandenburg produziert werden. Das Besondere daran ist, dass die Holzmodule fast vollständig ausgestattet auf die Baustelle geliefert werden – mit Küche, Bad und auf Wunsch auch mit Parkettboden – und dort wie Legosteine zusammengebaut werden.
Ein ungewöhnliches Baumaterial, das aber dennoch großes Potenzial für den Häuserbau hat, ist die Hanfpflanze. Der Vorteil: Hanf ist ein nachwachsender Rohstoff, wächst äußerst schnell auf fast jedem Boden und hat optimale bauphysikalische Eigenschaften. In ersten Neubauprojekten kommt Hanf als Baumaterial zum Einsatz.
Wie das funktioniert? In einem besonderen Verfahren werden Hanfschäben mit Naturkalk und Wasser gemischt und in einer Ziegelmaschine in Formen gepresst. Die fertigen Steine sind nicht nur nachhaltig, sondern verfügen auch über hervorragende Dämmeigenschaften. Bei einer Mauerdicke von 40 cm erreichen Hanfhäuser – ohne zusätzliche Dämmung – den höchsten Klimahaus-Standard.
Weitere Materialien, die vermehrt in den Fokus rücken, sind Lehm (sorgt für ein angenehmes Raumklima), Flachs- und Kokosfasern sowie Schafwolle (gute Dämmeigenschaften). Mehr zu nachhaltigen Baumaterialien kannst du in unserem Magazin-Artikel „Baumaterialien der Zukunft“ in der Ausgabe 1/2024 lesen.
Fazit
In diesem Beitrag haben wir dir einen Einblick in die aktuellen Trends beim Hausbau verschafft – von den Vorzügen moderner Architektur und der zunehmenden Beliebtheit von Fertighäusern über nachhaltige Baumaterialien bis hin zu Künstlicher Intelligenz zur Effizienzsteigerung beim Hausbau. Die Liste der Trends befindet sich ständig im Wandel, und wir sind zusammen mit dir gespannt, welche Innovationen im Hausbau als nächstes auf uns zukommen.
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