Gesund wohnen im Neubau: Was ein Haus aus Holz und Stroh wirklich kann

Gesund wohnen im Neubau: Was ein Haus aus Holz und Stroh wirklich kann

Angesichts steigender ökologischer Anforderungen und begrenzter Rohstoffe rücken nachhaltige Baumaterialien wie Holz und Stroh vermehrt in den Fokus. Wir beleuchten die Vor- und Nachteile, zeigen ein Praxisbeispiel sowie wichtige Infos zu Förderungen. Erfahre, wie du deine Neubau-Immobilie so wohngesund wie möglich bekommst.

Wie gut eignen sich Holz und Stroh für den Hausbau?

Wenn das Wort „Hausbau“ fällt, denken die meisten zunächst an Ziegelsteine und Beton. Aber in einer Zeit, in der Nachhaltigkeit auch die Baubranche verändert, sind alternative Baustoffe gefragter denn je. Hier kommen Holz und Stroh ins Spiel. Doch wie gut eignen sich diese Materialien für den Hausbau?

Hohe Stabilität und Wärmedämmung

Holz ist von Natur aus stabil, belastbar und ein guter Wärmedämmer – Eigenschaften, die es ideal für den Hausbau machen. Sowohl Holz als auch Stroh binden während ihres Wachstums CO₂ und werden häufig regional verarbeitet, was sich positiv auf den ökologischen Fußabdruck auswirkt.

Stroh ist ein „Newcomer“ im modernen Hausbau, wurde aber schon in traditionellen Bauweisen verwendet – etwa in Lehmwänden oder als Dacheindeckung. Mit der Industrialisierung geriet es weitgehend in Vergessenheit. Seit den 1970er-Jahren erlebt der natürliche Rohstoff im Zuge des wachsenden Umweltbewusstseins und der Suche nach nachhaltigen Bauweisen eine Renaissance. In Form von hochverdichteten Strohballen bietet Stroh sehr gute Wärme- und Schalldämmwerte und eignet sich als regional verfügbares, schnell nachwachsendes Naturprodukt besonders für den ökologischen Hausbau.

Strohballen liegen auf einem abgeernteten Feld unter blauem Himmel mit Wolken.
Stroh – ein echtes „Multitalent“ – kann vielfältig eingesetzt werden: in der Tierhaltung, als Brennstoff in Biomassekraftwerken, als natürliches Verpackungsmaterial oder als Dämmmaterial im Hausbau. © Manfred Hofferer / pexels

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Gesundes Raumklima – ideal für Allergiker

Ein weiterer Vorteil von Holz und Stroh beim Hausbau: Sie regulieren die Luftfeuchtigkeit, indem sie Feuchtigkeit aus der Raumluft aufnehmen und bei Bedarf wieder abgeben. Das hilft nicht nur gegen feuchte Wände oder Schimmel, sondern reduziert auch Schadstoffe. Dadurch sind Holz-Stroh-Häuser besonders für Allergiker und empfindliche Personen eine gute Wahl.

Wie lange hält ein Haus aus Holz und Stroh?

Holzhäuser können bei guter Pflege über Jahrhunderte bestehen – Fachwerkbauten in deutschen Altstädten sind ein gutes Beispiel dafür. Auch Stroh als Dämmmaterial überzeugt mit Langlebigkeit, wenn es fachgerecht verbaut wird. Entscheidend ist dabei ein sorgfältiger Feuchtigkeitsschutz wie eine gute Abdichtung und dampfdiffusionsoffene Materialien, um Schimmel und Bauschäden zu vermeiden. Oft wird zudem die Frage nach Schädlingen gestellt – auch hier gibt es Entwarnung: Da Baustrohballen dicht gepresst sind und in der Regel keine Körner enthalten, bieten sie weder Nahrung noch Unterschlupf für Mäuse oder Insekten.

Historisches Fachwerkhaus mit rotem Ziegeldach und kleiner Sitzgruppe vor der Tür.
Charmante Fachwerkhäuser in Schieder-Schwalenberg, Nordrhein-Westfalen: Fachwerkbauten in deutschen Altstädten sind ein Paradebeispiel für die Langlebigkeit von Holz als Baumaterial. © Wolfgang Weiser / pexels

Brandschutz – wie leicht fängt ein Holz-Stroh-Haus Feuer?

Holz-Stroh-Häuser sind entgegen der weit verbreiteten Annahme nicht besonders feuergefährdet. Dicht gepresste Strohballen enthalten wenig Sauerstoff und brennen daher nicht so leicht wie loses Stroh. In Kombination mit einer Holzrahmenkonstruktion und einer beidseitigen Verputzung aus Lehm oder Kalk entsteht eine widerstandsfähige Bauweise, die Feuer deutlich länger standhält als oft vermutet. Prüfungen haben gezeigt, dass solche Wände eine Feuerwiderstandsklasse von mindestens 30 Minuten (F30-B) erreichen, in manchen Fällen sogar über eine Stunde. Damit bieten sie in puncto Brandschutz eine Sicherheit, die mit vielen herkömmlichen Bauweisen vergleichbar ist.

Bürokratische Hürden

Doch wo Licht ist, fällt auch Schatten: Aktuell ist die Holz-Stroh-Bauweise in Deutschland nur bis Gebäudeklasse 3 (max. 7 m Firsthöhe) anerkannt. Bei Abweichungen (z. B. für höhere Gebäude oder lasttragende Konstruktionen) sind zusätzliche Nachweise zu Statik, Brandschutz und Dämmung erforderlich. Dies kann die Planung und Genehmigung verlängern.

Mangelnde Fachkräfte

Da Strohballenhäuser in Deutschland erst Ende der 1970er Jahre wieder an Beliebtheit gewonnen haben, ist nicht jedes Bauunternehmen oder Architekturbüro mit der Bauweise vertraut. Dies kann die Planung und Umsetzung aufgrund von mangelnden Fachkräften erschweren und die Bauzeit verlängern. Wer auf Stroh als Baustoff setzt, sollte frühzeitig nach spezialisierten Experten Ausschau halten.

Strohballen einsetzen – eine Frage der Geduld

Obwohl sich bei Holz-Stroh-Häusern viele Arbeiten in Eigenleistung erledigen lassen, ist der Bau mit Stroh zeitintensiv. Beim Einpassen und Verputzen der Ballen sind Geduld und Sorgfalt gefragt – insbesondere, wenn es um das lückenlose Stopfen und Abdichten geht.

Wetter im Blick behalten

Da Holz und Stroh empfindlich auf Nässe reagieren, sollte die Bauphase gut geplant sein. Regen und hohe Luftfeuchtigkeit können Verzögerungen verursachen und zusätzliche Schutzmaßnahmen notwendig machen. Ein durchdachter Zeitplan und ein witterungsgeschützter Bauablauf sind daher besonders wichtig.

Bauen mit Holz & Stroh: Vor- und Nachteile im Überblick

Pro
  • Nachwachsend
  • Kurze Transportwege
  • Gesundes Raumklima
  • Gute Dämmwerte
Kontra
  • Genehmigungsaufwand
  • Mangelnde Fachkräfte
  • Zeitintensiv
  • Wetterabhängig

Praxisbeispiel: Holzneubau mit strohgedämmter Fassade und Lehmputz

Projektdetails

Bauherr: Benediktinerabtei Plankstetten
Bauweise: Holzbau + Stroh
Baubeginn: 2020
Architekturbüro: Hirner Riehl Architekten

Haus St. Wunibald - ein länglicher Holzbau in der Benediktinerabtei Plankstetten.
Mit dem Erweiterungsbau „Haus St. Wunibald“ setzt die Benediktinerabtei Plankstetten auf nachwachsende Rohstoffe wie Holz und Stroh. © Klosterbetriebe Plankstetten GmbH

Die Benediktinerabtei Plankstetten in Bayern zeigt mit ihrem Erweiterungsbau „Haus St. Wunibald“, wie ökologisches Bauen mit natürlichen Materialien in der Praxis funktioniert. Die Benediktiner setzten gezielt auf nachwachsende Rohstoffe – allen voran Holz aus dem klostereigenen Forst und Stroh aus der eigenen Landwirtschaft.

Das Haus St. Wunibald bietet Platz für neue Gästezimmer, die Klosterverwaltung und einen 2-gruppigen Kindergarten. Über einen unterirdischen Verbindungsgang und Aufzug ist der Neubau mit den historischen Gebäuden verknüpft.

Blick in ein Klostergästezimmer im Haus St. Wunibald mit Holzboden und -decke sowie schwarzen Möbeln.
Gästezimmer im Haus St. Wunibald – mit Lehmputz sowie Fußböden, Decken und Möbeln aus klostereigenem Fichtenholz. © Klosterbetriebe Plankstetten GmbH

Bauweise & Materialien

Der Erweiterungsbau wurde als Holzständerbau mit Strohdämmung und Lehm für den Putz errichtet. Diese Bauweise schafft gute Dämmwerte und gleichzeitig ein angenehmes Raumklima. Der Betonanteil beschränkte sich auf die statisch notwendigen Bauteile.

  • Holzständerbauweise mit lokalem Holz
  • Dämmung mit gepresstem Stroh (ca. 300 m³)
  • Lehmputz für ein gesundes Raumklima
  • Minimaler Einsatz von Beton
Kran setzt Wandelement aus Holz in den entstehenden Neubau der Benediktinerabtei Plankstetten ein.
Aus dem Wald direkt ins Haus: Die Holzständerbauweise mit lokalem Holz spart Transportwege, ermöglicht kurze Bauzeiten und sorgt für ein gesundes Raumklima. © Klosterbetriebe Plankstetten GmbH

Herausforderungen während der Bauphase

  • Hanglage & statische Sicherung: Das Gebäude wurde an einem Hang errichtet, der sich stetig bewegt. Um das historische Klostergebäude zu schützen, musste der Hang aufwendig stabilisiert werden. Während der Bauphase kam es zu unerwarteten Erdbewegungen, die den Fortschritt zeitweise stoppten.
  • Wirtschaftliche Faktoren: Die Baumaßnahmen mussten so erfolgen, dass das Tagungszentrum während der gesamten Bauzeit in Betrieb bleiben konnte, da es eine wirtschaftliche Grundlage des Klosters darstellt.
  • Materialverarbeitung: Die Strohballen wurden in spezielle Formate umgepresst, um die baulichen Anforderungen zu erfüllen. Das erhöhte den Arbeitsaufwand, stellte aber sicher, dass das Material zum Hausbau geeignet war. 
  • Brandschutz & Bauvorschriften: Um die Strohdämmung nutzen zu können, wurde das Gebäude als Gebäudeklasse 5 eingestuft, was spezielle Fluchtmöglichkeiten erforderlich machte. 

Erfolgserlebnisse

  • Nachhaltige Bauweise: Durch die Verwendung regionaler und natürlicher Materialien wurde ein ökologisches Vorzeigeprojekt geschaffen. Die Energiewerte 0,14 W/m²K für die Wand und 0,12 W/m²K für das Dach entsprechen fast dem Passivhaus-Standard.
  • Gesundes Raumklima: Die Kombination aus Strohdämmung und Lehmputz sorgt für ein angenehmes Raumklima. Lehm wirkt feuchteregulierend und nimmt Schadstoffe auf.
  • Regionale Wertschöpfung: Lokale Handwerker waren an der Umsetzung beteiligt, und die Bauweise unterstützt das Prinzip der Autarkie des Klosters.

Vorbildcharakter: Das Projekt zeigt, dass der Einsatz von Holz und Stroh in größerem Maßstab realisierbar ist und eine nachhaltige Alternative zu konventionellen Baustoffen darstellt.

Holzfassade mit gepresster Strohdämmung während der Bauphase des Hauses St. Wunibald.
Stroh aus klostereigener, ökologischer Landwirtschaft: gepresst und passgenau in die Holzfassade eingebettet. © Klosterbetriebe Plankstetten GmbH

Zwei wegweisende Holzbauprojekte in Deutschland

Gesundes Wohnen, Nachhaltigkeit und moderne Ausstattung sind dir wichtig? Dann lohnt sich ein Blick auf die folgenden beiden Neubauprojekte: ROOTS HAMBURG, das höchste Holzhochhaus Deutschlands, sowie WILHELM & RAABE in München. Beide vereinen eine nachhaltige Holzbauweise, einen reduzierten CO₂-Fußabdruck und zeitgemäßen Wohnkomfort.

ROOTS HAMBURG

Mit 18 Stockwerken ist ROOTS das höchste Holzhochhaus Deutschlands und prägt das Zentrum des Stadtteils HafenCity in Hamburg. Das Bauvorhaben umfasst insgesamt 128 Eigentumswohnungen. Dank Massivholzdecken und -innenwänden in allen Obergeschossen werden rund 5.500 m³ Nadelholz verbaut, was den CO₂-Fußabdruck deutlich reduziert und für ein gesundes Raumklima sorgt.

WILHELM & RAABE

Im Münchner Stadtteil Milbertshofen entsteht ein freistehendes Vollholzgebäude mit Lehmdecken sowie Dach- und Fassadenbegrünung. Photovoltaikanlage und Erdwärmepumpe sorgen für eine nachhaltige Energieversorgung im KfW-40-Standard (Klimafreundlicher Neubau). Natürliche Bau- und Ausstattungsmaterialien verbessern das Raumklima zusätzlich und senken den CO₂-Ausstoß auf ein Minimum.

Förderprogramme für den Holzbau in Deutschland

Keine Frage: Bauen mit Holz ist sinnvoll – aber wie realistisch ist das im großen Stil? Damit hierzulande mehr mit nachhaltigen Materialien gebaut wird, sind staatliche Förderprogramme ein wichtiger Anreiz. Ohne wirtschaftliche Unterstützung wird der Wandel hin zu einer ökologischen Bauweise nur langsam vorankommen. Erste Schritte in diese Richtung gibt es bereits – teils in Form allgemeiner Zielvorgaben für Städte, teils durch konkrete Förderprogramme, u.a. für Privatpersonen.

Geldscheine, Münzen, ein Schlüsselbund mit Hausanhänger und ein Taschenrechner auf einem Tisch.
In Deutschland sind Förderprogramme ein zentraler Hebel, um den Bau ökologischer Gebäude anzustoßen. © Jakub Żerdzicki / unsplash

Berlin

Nachhaltigkeit auf dem Bau: Berlin baut mit Holz: Das Programm fördert Holzbauprojekte mit dem Ziel, Berlin bis 2050 klimaneutral zu machen. Im Fokus stehen dabei Forstwirtschaft, Handwerk, Industrie, Wissenschaft und private Akteure.

Baden-Württemberg

Holzbau-Offensive BW: Das Land fördert klimafreundliches Bauen mit Holz und setzt Impulse für eine nachhaltige Entwicklung des Bausektors.

Holzbau-Förderprogramm der Stadt Freiburg: Seit Januar 2020 unterstützt Freiburg Neubauten in Holzbauweise ab vier Wohneinheiten sowie Anbauten und Aufstockungen, sobald dabei mindestens eine neue Wohnung entsteht.

Bayern

Bayerisches Holzbauförderprogramm: Gefördert werden Neubauten und Erweiterungen mehrgeschossiger Wohngebäude ab drei Wohneinheiten und mindestens 300 m² Bruttogrundfläche (bei einer Aufstockung mindestens zwei Wohneinheiten mit 100 m² Bruttogrundfläche). Pro Tonne gebundenem Kohlenstoff gibt es 500 €, maximal 200.000 € pro Bauprojekt.

Nordrhein-Westfalen

Zusatzdarlehen „Bauen mit Holz“: Haushalte mit mindestens einem Kind oder einer schwerbehinderten Person können ein zinsgünstiges Darlehen von bis zu 15.000 € pro Wohneinheit beantragen (0,80 €/kg verbautes Holz).

Fazit: Bauen mit Zukunft – nachhaltig und gesund

Ein Neubau aus Holz und Stroh bietet einige Vorteile – insbesondere ein gesundes Raumklima und die Nutzung von regionalen, nachwachsenden Rohstoffen. Trotz einiger Hürden, wie einem teilweise höherem Genehmigungsaufwand und Fachkräftemangel, zeigen Projekte wie die Benediktinerabtei Plankstetten, das Holzhochhaus ROOTS Hamburg sowie Wilhelm & Raabe in München, dass diese Bauweise nicht nur möglich, sondern zukunftsfähig ist.

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Janek Müller

Janek Müller ist ausgebildeter Redakteur mit einer Leidenschaft für technische Themen. Durch sein Auslandsstudium in Südafrika mit Schwerpunkt auf Medien und Kommunikation, seine redaktionelle Ausbildung bei einem IT-Verlag… Janek Müller ist ausgebildeter Redakteur mit einer Leidenschaft für technische Themen. Durch sein Auslandsstudium in Südafrika mit Schwerpunkt auf Medien und Kommunikation,… Janek Müller ist ausgebildeter Redakteur mit einer Leidenschaft für technische Themen. Durch sein Auslandsstudium in Südafrika mit Schwerpunkt auf Medien und Kommunikation, seine redaktionelle Ausbildung bei einem IT-Verlag in München sowie ein Fernstudium… Janek Müller ist ausgebildeter Redakteur mit einer Leidenschaft für technische Themen. Durch sein Auslandsstudium in Südafrika mit Schwerpunkt auf Medien und Kommunikation, seine redaktionelle Ausbildung bei einem IT-Verlag in München sowie ein Fernstudium…

Title Image:   © anandoart / iStock

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