In Zeiten von steigenden Energiepreisen und dem Ausbau der erneuerbaren Energien, z. B. durch Photovoltaikanlagen und Wärmepumpen, rücken die Energie und Heizungsart bei immer mehr Immobilieneigentümern in den Fokus. Viel Komfort bietet die Nah- und Fernwärme: Sie brauchen keinen Heizungskeller, die Wärme kommt zu Ihnen nach Hause und kann auch klimafreundlich gewonnen werden. Ein Ratgeber über das Heizen mit Fernwärme sowie die Vor- und Nachteile. Das müssen Sie wissen:
- Was ist Fernwärme?
- Heize ich mit Fernwärme klimafreundlich?
- Wie unterscheiden sich Nah- und Fernwärme?
- Welche Vorteile bietet mir das Heizen mit Fernwärme?
- Kann ich an meinem Wohnort Fernwärme beziehen?
- Warum hat jedes Fernwärmeunternehmen ein lokales Monopol?
- Was kostet mich Fernwärme?
- Fazit? Ihre Entscheidung muss gut überlegt sein!
Was ist Fernwärme?
Fernwärme ist Wärme, die über ein Rohrleitungssystem geliefert wird, definiert der Energieeffizienzverband für Wärme, Kälte und KWK e. V. (AGFW). Der Unterschied zu einer Öl-, Gas- oder Pelletsheizung ist, dass die Energie nicht im Haus, sondern in einem Kraftwerk erzeugt wird: Wärme aus der Ferne. Durch ein Trägermedium – meistens Heißwasser oder Dampf – wird die Wärme über Fernwärmeleitungen transportiert und in der Hausübergabestation übergeben. Das z. B. abgekühlte Wasser wird dann aus dem Gebäude an das Netz zurückgegeben.
Heize ich mit Fernwärme klimafreundlich?
Rund 85 % der Fernwärme in Deutschland wird durch die kombinierte Erzeugung von Strom und Wärme (Kraft-Wärme-Kopplung) erzeugt, berichtet der AGFW. Anders als bei getrennter Strom- und Wärmeerzeugung wird die Energie bei der Kraft-Wärme-Kopplung effektiver ausgenutzt und die Energieausbeute ist höher. Die Energieeinsparung bei Kraft-Wärme-Kopplung liegt zwischen 30 % und 50 % (Quelle: AGFW).
Eine weitere Möglichkeit für die Erzeugung von klimafreundlicher Fernwärme ist die Nutzung von erneuerbaren Energien. Nach AGFW-Angaben werden zunehmend klimaschonende Brennstoffe wie Biomasse oder Biogas als erneuerbare Wärmeerzeuger eingesetzt, aber auch Umweltwärmequellen oder Abwärmequellen sind Optionen.
Wie unterscheiden sich Nah- und Fernwärme?
Eine Sonderform der Fernwärme ist die Nahwärme, klärt der AGFW als Spitzenverband der Kraft-Wärme-Kopplung, (Fern)Wärme und Kälte auf. Die Bezeichnung Nahwärme soll klarstellen, dass es sich technisch um Fernwärme handelt, nur eben aus der Nähe.
In der Praxis ist von beiden Begriffen die Rede. Ein Beispiel:
Die Projektverantwortlichen des Immobilienunternehmens PANDION sprechen über ihren Neubau PANDION VERDE 2 in München-Neuperlach von „Fernwärme der Landeshauptstadt München”, während laut INSTONE REAL ESTATE DEVELOPMENT das neue Stadtquartier Neckar.Rooms in Rottenburg am Neckar (Baden-Württemberg) „durch Nahwärme der Stadtwerke Rottenburg am Neckar versorgt wird”.
Gut zu wissen: Ob von Nah- oder Fernwärme die Rede ist – beide Begriffe sind im Rechtssinne gleichzusetzen, klärt der Energieeffizienzverband für Wärme, Kälte und KWK auf. Bei Nahwärme ist, wie der Name schon verrät, in der Regel die Leitungslänge kürzer.
Welche Vorteile bietet mir das Heizen mit Fernwärme?
Der größte Vorteil von Fernwärme ist, dass die Wärme für Ihre Wohnung oder Ihr Haus nicht vor Ort in Ihrem Zuhause gewonnen wird (z. B. durch eine Öl- oder Gasheizung oder durch erneuerbare Energie über eine Wärmepumpe oder Pelletsheizung), sondern dezentral in der Ferne (Heizkraftwerk). Dadurch haben Sie keine Reparatur- und Wartungskosten einer Heizungsanlage, abgesehen von der Abhängigkeit von Handwerkern. Bei der Heizungsart Fernwärme ist kein Heizungskeller erforderlich, denn es ist kein Raum zur Lagerung der Brennstoffe nötig.
Unter Umständen steht Ihnen eine Förderung für den Anschluss an das Fernwärmenetz zu: Denn die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) fördert Eigentümer von selbstgenutzten Einfamilienhäusern beim „Kauf und Einbau einer neuen, klimafreundlichen Heizung” (Zuschuss 458). Die KfW bezuschusst u.a. „den Anschluss an ein Gebäude- oder Wärmenetz” – Stichwort Fernwärmenetz.
Unser Tipp: Informieren Sie sich auch bei Ihrem Bundesland, Ihrer Kommune oder Ihren regionalen Stadtwerken über lokale Förderprogramme.
Wo es Vorteile gibt, sind aber auch negative Aspekte zu finden. Nachfolgend beantwortet unser Ratgeber die wichtigsten Fragen zu Nachteilen, die das Heizen mit Fernwärme hat:
Kann ich an meinem Wohnort Fernwärme beziehen?
Sie möchten Fernwärme beziehen oder interessieren sich grundsätzlich dafür? Checken Sie zunächst, ob Sie an Ihrem Wohnort überhaupt Fernwärme beziehen können, denn in ländlichen Regionen außerhalb von Städten, Metropolen und Ballungsgebieten sind nicht überall Fernwärmeleitungen verlegt.
Warum hat jedes Fernwärmeunternehmen ein lokales Monopol?
Wichtig für Sie zu beachten: Als Bezieher von Fernwärme muss Ihnen bewusst sein, dass jedes Fernwärmeunternehmen ein lokales Monopol hat und Sie nicht zu einem anderen Versorger – wie z. B. bei Gas – wechseln können, betonen die Berater der Verbraucherzentrale Bundesverband. Denn der Aufbau einer doppelten Infrastruktur mit Kraftwerk und Fernwärmenetz ist unwirtschaftlich, heißt es aus der Verbraucherzentrale.
Was kostet mich Fernwärme?
Wenn Sie an Ihrem Wohnort Fernwärme beziehen können und bevor Sie sich dafür entscheiden, sollten Sie sich unbedingt über die Preise informieren. Die Energieberater der Verbraucherzentrale berichten, dass sich die Fernwärmepreise aus zwei Bestandteilen zusammensetzen: Dem Arbeitspreis in Cent pro Kilowattstunde und dem Grundpreis pro Kilowatt angeschlossener Leistung (übrigens: der Grundpreis wird auch Anschlusswert oder Leistungspreis genannt).
Der Arbeitspreis gibt die Kosten für den tatsächlichen Wärmeverbrauch an. Unter dem Grundpreis versteht man einen jährlichen Fixpreis, der anteilig die Kosten am Kraftwerk und dem Fernwärmenetz umfasst. Den durchschnittlichen Preis für Fernwärme beziffert die Verbraucherzentrale mit 16 Cent pro Kilowattstunde (Stand: 06.03.2024).
Fazit? Ihre Entscheidung muss gut überlegt sein!
Informieren Sie sich über die Preise bei Ihren Stadtwerken. Wenn der Preis für Sie gut ist und Sie den Komfort einer Fernwärmeheizung schätzen, muss Ihnen dennoch bewusst sein: An Ihrem Wohnort sind Sie an einen Versorger gebunden und können nicht wechseln, wenn beispielsweise die Preise steigen. Die Entscheidung für Fernwärme und Ihren regionalen Anbieter treffen Sie anders als bei einem Stromversorger für viele Jahre.
Daher ist es wichtig, gut abzuwägen und sich vorab umfassend beraten zu lassen. Unterstützung erhalten Sie bei den unabhängigen Energieberatern der Verbraucherzentralen, die Sie neutral über das Thema Fernwärme als Heizungsart für Ihre Immobilie informieren.
Apropos Immobilie: Wenn Sie umziehen und eine Wohnung oder ein Haus an einem Standort mit Fernwärme kaufen, besteht teils ein Anschluss- und Benutzungszwang von Fernwärme.
Wir hoffen, dass wir von neubau kompass Ihnen mit diesem Ratgeber zur Seite stehen können: Damit Sie mit einem guten Gefühl in Ihren eigenen vier Wänden wohnen können – wie auch immer Sie Ihr Zuhause heizen.
Text: | Felix Dehn |
Title Image: | Smederevac |