Digitale Bauanträge in Deutschland – wie weit sind wir wirklich?

Digitale Bauanträge in Deutschland – wie weit sind wir wirklich?

Digitalisierung prägt unser Leben: E-Mails lösen Briefe ab, Streaming ersetzt DVDs, Musik hören wir auf dem Smartphone. Doch digitale Bauanträge sind in deutschen Behörden noch keine Selbstverständlichkeit. An was das liegt und welche Bundesländer die Nase vorne haben, erfährst du in diesem Beitrag!

Bevor wir uns näher mit dem Thema „digitale Bauanträge“ befassen, ist eine kurze Erklärung des Begriffs sinnvoll. Vereinfacht gesagt, handelt es sich hierbei um die Online-Antragstellung und den elektronischen Versand des Bauantrags (meist als PDF) an die Bauaufsichtsbehörde. Ziel ist, den Genehmigungsprozess für Bauvorhaben zu vereinfachen und zu beschleunigen. Auch bei der Suche nach einer neuen Wohnung oder einem Haus geht vieles einfacher auf digitale Art und Weise. Auf neubau kompass kannst du mit wenigen Klicks deine Traumwohnung oder ein neues Haus finden – bequem und online.

Wie weit ist der digitale Bauantrag in Deutschland?

Die gute Nachricht vorweg: Bauanträge digital einzureichen, ist in Deutschland aktuell vielerorts möglich, wird aber je nach Bundesland und Kommune unterschiedlich gehandhabt. 2017 hat der Bund das Onlinezugangsgesetz (OZG) verabschiedet, das Bund, Länder und Kommunen dazu verpflichtet, das Bauantragsverfahren bis Ende 2022 zu digitalisieren.

Ausgenommen von Hamburg und Baden-Württemberg, wo elektronische Bauanträge verpflichtend sind, ist das digitale Verfahren allerdings noch nicht überall möglich. Der Hauptgrund für die schleppende Umsetzung könnte sein, dass Kommunen keine Sanktionen drohen, wenn sie die Vorgaben nicht einhalten. Anstatt zur Pflicht zu werden, bleibt die digitale Bauantragstellung in einigen Regionen ein freiwilliges Angebot. Ein Blick auf die Website deiner lokalen Bauaufsichtsbehörde gibt dir Aufschluss über den Stand in deiner Region.

Welche Vorteile bietet der digitale Bauantrag?

Mit dem digitalen Bauantrag möchte der Bund den Genehmigungsprozess für Bauvorhaben vereinfachen und beschleunigen. Papierformulare entfallen, da alle erforderlichen Baupläne und Dokumente in elektronischer Form hochgeladen werden können. Dadurch lässt sich nicht nur der Bearbeitungsaufwand reduzieren, sondern auch die Geschwindigkeit des gesamten Genehmigungsverfahrens erhöhen. Bauherren, Behörden und Planer profitieren von einer effizienteren, reibungsloseren Zusammenarbeit, was die Abwicklung von Bauprojekten spürbar beschleunigt und transparenter gestaltet. Ein weiterer Vorteil: Nutzer des digitalen Verfahrens können den Status ihres Antrags in Echtzeit verfolgen. Dadurch können sie sich über Fortschritte und mögliche Rückfragen sofort informieren und entsprechend reagieren.

Visualisierung: Drei Ingenieure schauen auf einen Bauplan, im Hintergrund ist eine große Bauzeichnung zu sehen.
Digitale Bauanträge bieten einen klaren Vorteil: Papierformulare entfallen. Das ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern ermöglicht auch eine effizientere Zusammenarbeit. © Gerd Altmann / Pixabay

Trendsetter: Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg und Baden-Württemberg

In Deutschland nimmt die Digitalisierung zwar an vielen Stellen nur langsam Fahrt auf, doch gehen einige Städte als Vorbild voran. So hat der Bund im Rahmen des „Einer für alle“-Prinzips (Efa) die Verantwortung für die Entwicklung eines Portals zur digitalen Baugenehmigung an das Bundesland ​​Mecklenburg-Vorpommern übertragen und dafür auch die Finanzierung bereitgestellt. Seit dem 13. Dezember 2022 akzeptiert Schwerin nun ausschließlich digitale Bauanträge, die über das Schweriner Serviceportal eingereicht werden müssen.

Auch Hamburg hat das Verfahren für Baugenehmigungen vollständig digitalisiert. Seit dem 1. Januar 2024 müssen alle Bauanträge online über das Portal Bauantrag 2.0 eingereicht werden. Alle beteiligten Behörden bearbeiten die Anträge digital über eine zentrale elektronische Akte, um das Verfahren zu beschleunigen und die Planungssicherheit zu verbessern. Die neue Regelung soll zudem die Kosten für Bauherren senken und die Bauwirtschaft entlasten.

In Baden-Württemberg setzt Bauministerin Nicole Razavi den Baurechtsämtern eine Frist: Nur noch bis Ende 2024 dürfen sie Bauanträge in Papierform annehmen, danach nur noch in digitaler Version.

Wie stellt man einen digitalen Bauantrag?

Um einen digitalen Bauantrag einzureichen, muss sich der Entwurfsverfasser – in der Regel der Architekt oder Bauingenieur – zunächst online authentifizieren. Dafür gibt es aktuell verschiedene Methoden. Langfristig sollen die BundID für Einzelpersonen und ELSTER für Unternehmen eingesetzt werden. Zudem gibt es das System „di.BAStAI“, ein digitales Identifikationsverfahren, das Architektenkammern der Architektenmitgliedschaft anbieten.

Wie bereits erwähnt, soll der digitale Bauantrag den Genehmigungsprozess von Bauvorhaben vereinfachen. Dabei unterstützen sogenannte Online-Assistenten, die im Internet Schritt für Schritt durch den Ausfüllprozess führen. Am Ende ist es möglich, die Unterlagen als PDFs hochzuladen. Das Gute: Eine Unterschrift oder digitale Signatur ist nicht erforderlich – es reicht, wenn der Entwurfsverfasser (oder Fachplaner) angegeben wird. Das ist besonders praktisch für große Bauzeichnungen: Diese müssen nicht ausgedruckt werden, sondern lassen sich direkt aus dem CAD-Programm hochladen.

Nachdem der digitale Bauantrag abgesendet wurde, landet dieser bei der zuständigen Bauaufsichtsbehörde. Dort wird der Antrag geprüft. Gegebenenfalls stellt die Behörde Rückfragen oder fordert weitere Unterlagen an. Gut zu wissen: Je nach Bundesland kann die digitale Bauantragstellung abweichen.


Unterschrift für sicherheitsrelevante Unterlagen

Für bestimmte Bau-Unterlagen – etwa zum Brandschutz oder der Statik – ist eine Unterschrift notwendig. Allerdings reicht es, einen Scan des unterschriebenen Dokuments hochzuladen. Die Bauaufsichtsbehörde kann jedoch verlangen, dass das Original vorgelegt wird.

Blick in die Zukunft: Bauantrag in 3D?

Frau hält ein Tablet in den Händen, auf dem ein 3D-Haus zu sehen ist und im Hintergrund ein analoger Bauplan.
Die Zukunft des Bauantrags? Modellbasierte Anträge könnten den Prozess weiter beschleunigen. © Gerd Altmann / Pixabay

Aktuell ist es beim digitalen Bauantrag möglich, die Unterlagen in 2D und als PDF hochzuladen. In Zukunft könnten modellbasierte Anträge (Building Information Modeling, kurz: BIM) den Prozess weiter beschleunigen. BIM – ein digitales, dreidimensionales Abbild des Bauvorhabens – umfasst nicht nur geometrische Daten, sondern auch detaillierte Informationen über die Materialien, die Bauprodukte, den Zeitplan und die Kosten.

Mit der rasanten Entwicklung von KI-Technologien treten wir zudem in ein Zeitalter, in dem Bauanträge durch Automatisierung noch schneller bearbeitet werden können. Wir sind gespannt, welche weiteren Möglichkeiten sich mit dem Fortschritt Künstlicher Intelligenz für die Bauwelt eröffnen.

Spannend, was sich beim digitalen Bauantrag alles tut, oder? Doch der Bauantrag ist nur der erste Schritt – danach gilt es, das passende Zuhause zu finden. Auf neubau kompass gibt es zahlreiche Wohnungen und Häuser – nur einen Klick entfernt.

Text:   Janek Müller
Title Image:   © Charnchai / iStock

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