Nachhaltiges Bauen oder Sanieren muss nicht teuer sein – wer klug plant, kann sowohl Kosten sparen als auch die hohen DGNB-Standards erfüllen. DGNB-Experte Ralf Pimiskern erklärt, worauf du achten solltest, wenn du gleich zu Beginn in Kooperation mit deinem Bauträger mit anpacken willst, um deinen Neubau so energieeffizient wie möglich zu halten.
1. Weniger ist mehr: Auf unnötige Details verzichten
Schon bei der Planung des Anbaus, Ausbaus oder der Sanierungsmaßnahme sollte überlegt werden: Welche Materialien werden wirklich benötigt? Architekt Ralf Pimiskern, Abteilungsleiter für den Bereich DGNB-Zertifizierung bei der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB), hat beim Gespräch mit neubau kompass gleich diesen ersten Tipp mit im Gepäck.
Zunächst sollten Bauherren sich fragen: Welche Materialien und wie viel Raum brauche ich wirklich im umweltfreundlichen Neubau? Kann auf unnötige Extras zugunsten einer höheren Qualität verzichtet werden? Dafür sind die Baustoffe an anderer Stelle hochwertig und ressourcenschonend; der allgemeine Kostenumfang bleibt aber dank Minimaleinsatz an Baustoffen niedrig.
Tipp: Je früher nachhaltige Aspekte in die Immobiliengestaltung einfließen, desto geringer ist auch der finanzielle Aufwand.
2. Regionale Unternehmen beauftragen
Die Materialien, die für den Hausbau, den Anbau oder die Sanierung nötig sind, sollten möglichst von regional ansässigen Firmen bezogen werden. Dann entfallen neben den oft teuren Transportkosten quer durch Deutschland, Europa und Länder aus Übersee nebenbei auch die dabei entstehenden Treibhausgasemissionen, unterstreicht Ralf Pimiskern. Zudem steigt die Akzeptanz des Bauprojekts in der Bevölkerung, wenn lokal beauftragt wird.
Praxistipp: Viele Bauträger ermöglichen Käufern eine frühzeitige Mitgestaltung ihrer Immobilie. Also zögere nicht und sprich das Vertriebsteam der jeweiligen Baufirma einfach zu Beginn an, um zu klären, ob du bei der Ausstattung der Immobilie noch mitgestalten kannst. Wer sich aktiv einbringt, kann nachhaltige Optionen mit beeinflussen. Vielleicht kannst du bei der Gelegenheit auch Tipps für regionale Firmen einbringen. Frage auch im Freundes- und Bekanntenkreis mal, ob jemand gute Erfahrungen mit einem Anbieter in der Region gemacht hat.

3. Für Qualität zahlen – nicht für das Label
Hochwertige Baustoffe müssen nicht teuer sein. Markenprodukte sind oft kostenintensiv, weil für den Namen bezahlt wird – dabei gibt es gleichwertige Alternativen von kleineren Herstellern. Ein im ersten Moment unbeachteter Handwerksbetrieb oder eine nicht so bekannte Herstellerfirma kann ein Produkt herstellen, das zu keinen überteuerten Herstellungspreisen verkauft werden muss.
Pimiskerns Tipp: „Somit zahlen Bauherren lediglich für die Qualität der Baustoffe, nicht aber für das Label“, betont der DGNB-Experte.
4. Schon jetzt in der Zukunft sparen
Ein Neubau sollte nicht nur in der Anschaffung, sondern auch im Betrieb kosteneffizient sein. Immobilienkäufer sollten bedenken, dass sie durch eine umweltfreundliche Ausstattung gemäß DGNB-Kriterien in Zukunft bares Geld sparen. Denn: Nachhaltigkeit rechnet sich langfristig.
Beispiel: Wenn der Lebenszyklus eines Wohnzimmerbodens mindestens 50 Jahre dauert, dann ist dies auch für den Geldbeutel besser als ein mit Weichmachern versehener PVC-Belag, der nach zehn Jahren abgenutzt ist und ersetzt werden muss, unterstreicht DGNB-Experte Pimiskern.

5. Moderne Technik senkt Energiekosten
Und zu guter Letzt: Umweltfreundliche Technik verringert kontinuierlich hohe Energiekosten, was sich ebenfalls auf jahrzehntelange Sicht bemerkbar macht und auf eine langfristige Nutzung angelegt wird, betont Ralf Pimiskern.
Wichtig: Diese klimafreundliche Nutzung kann sehr langfristig nötig sein, denn ab 2045 soll Deutschland laut Klimaschutzgesetz klimaneutral werden, ab 2050 sollen europaweit keine Treibhausgase mehr emittiert werden. Ein energieeffizienter Neubau ist daher eine Investition in die Zukunft. Immobilienkäufer sollten daher schon heute an morgen denken. Wie entwickeln sich Strom- und Wasserpreise in den nächsten Jahren? Welche klimatischen Szenarien könnten sich ereignen?
Sinnvolle Maßnahmen:
✓ Photovoltaikanlagen decken eins zu eins den Stromverbrauch des eigenen Hauses und senken die Energiekosten.
✓ Regenwassermanagement spart Wasser und reduziert Gebühren. Es übernimmt vollständig die Toilettenspülung und Gartenbewässerung deines Anwesens und du bist bestens vor möglichen Wasser-Engpässen als Folge des Klimawandels geschützt.
✓ Intelligente Heizsysteme optimieren den Energieverbrauch. Durch moderne Technik wie Smart Home sparst du Heizkosten und schützt die Umwelt.
Zusätzlicher Vorteil: Klimafreundliche Technik und Bauweise begünstigen den eigenen Geldbeutel auch dahingehend, dass finanzielle Fördergelder beim Kauf einer solchen Immobilie durch den Bund und die KfW ermöglicht werden.
Fazit: Kosteneffizient nachhaltiges DGNB-Bauen ist möglich
Mit cleveren Entscheidungen lassen sich nachhaltige Bauweisen mit überschaubaren Kosten verbinden. Wenn du frühzeitig planst, regionale Ressourcen nutzt und auf Qualität statt Marken setzt, hast du die Chance, dir eine umweltfreundliche und DGNB-konforme Immobilie zu sichern, die langfristig wirtschaftlich bleibt!
Weitere klimafreundliche Neubauprojekte mit Fördermöglichkeiten findest du auf neubau kompass.
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