Steigende Miet- und Energiekosten sowie ein umkämpfter Immobilienmarkt machen gemeinsames Wohnen attraktiver denn je. Mehrgenerationen-Wohnen bietet nicht nur finanzielle Vorteile, sondern auch soziale Sicherheit – und optimal genutzten Wohnraum über Jahrzehnte hinweg. Wie du das baulich erfolgreich umsetzen kannst, zeigen unsere Umbau-Tipps.
- Lebenslange Nutzung einer Immobilie: Vorteile und Planungsgrundlagen
- Definition: Was bedeutet Mehrgenerationen-Wohnen?
- Suche nach Mehrgenerationen-Haus: Worauf achten?
- Rechtliche und finanzielle Grundlagen – lebenslanges Wohnrecht
- Finanzierung und staatliche Fördermöglichkeiten
- Steuerliche Vorteile beim Mehrgenerationen-Wohnen
- Umbau für generationengerechtes Wohnen – Schritt für Schritt
- Planung & Bestandsaufnahme
- Fazit
Lebenslange Nutzung einer Immobilie: Vorteile und Planungsgrundlagen
Wer beim Hauskauf auch an das Alter denkt, profitiert langfristig: Ein Einfamilienhaus mit Einliegerwohnung ermöglicht eigenständiges Wohnen bis ins hohe Alter. Millennials zeigen laut Studien eine hohe Kompromissbereitschaft, wenn es um das Eigenheim geht – vielleicht gerade auch, weil oft das nötige Startkapital fehlt. Dafür sind viele Boomer bereit, genau hier zu unterstützen: mit Erfahrung, Verständnis und finanzieller Hilfe. So entsteht eine Symbiose zwischen den Generationen – mit einem echten Mehrwert für beide Seiten.
Warum also nicht gemeinsam in ein Eigentum investieren? Mach dir die Power mehrerer Generationen zunutze!
Wichtige Fragen vor dem Kauf:
- Bestehende Immobilie oder Neubau?
- Wer steht im Grundbuch?
- Finanzierung und Kostenaufteilung?
- Welche Rechte (Wohnrecht, Nießbrauch, etc.) werden eingeräumt?
Definition: Was bedeutet Mehrgenerationen-Wohnen?
Ob Großfamilie oder generationsübergreifende Wohngemeinschaft (WG) – mehrere Generationen teilen sich Haus, Garten und Gemeinschaftsräume. Das können auch Freunde und Gleichgesinnte unterschiedlichen Alters sein. Mehrgenerationen-Wohnen ist auch besser bekannt als Wohnen wie früher.
Mehrgenerationen-Wohnen bietet zahlreiche Vorteile für Jung und Alt, denn schon eine freundliche Bezugsperson fördert die Entwicklung von Kindern und bietet Unterstützung im Alltag. Das haben Forschungen ergeben. Wenn die Eltern, beispielsweise aus beruflichen Gründen, „ausfallen“, sind immer noch die Großeltern da. Positiver Nebeneffekt: Oma und Opa fühlen sich gebraucht und können ihr Wissen weitergeben.
Suche nach Mehrgenerationen-Haus: Worauf achten?
Nicht jedes Elternhaus bietet sich für Mehrgenerationen-Wohnen an. Daher kann es sinnvoll sein, sich nach den folgenden Kriterien ein Haus zu suchen und ggf. zu kaufen:
- Flexible Grundrisse für veränderte Wohnbedürfnisse
- Ausreichende Pkw-Stellplätze inkl. Erweiterungsoption auf Grundstück
- Bestenfalls Wohnort zwischen bisherigen Lebensmittelpunkten aller Beteiligten
- Zukünftige Umbaukosten einplanen
- Kein abrupter Standortwechsel sowohl für die Jungen als auch für die Älteren
Rechtliche und finanzielle Grundlagen – lebenslanges Wohnrecht
Ein Mehrgenerationen-Haus kann mit Geldern verschiedener Personen gekauft werden. Diese Anteile können bereits durch Verträge und den Grundbucheintrag fixiert werden. Wenn von vornherein klar ist, dass die junge Generation 70 Prozent finanziert und die älteren 30 Prozent, so können diese Eigentumsverhältnisse analog im Grundbuch festgehalten werden.

Alle Bewohner, die Geld zur Immobilie geben und Miteigentümer sein möchten, sollten im Grundbuch stehen. Andererseits, wenn Streitigkeiten mit anderen Kindern bzw. Angehörigen vermieden werden sollen, ist es auch möglich, darüber nachzudenken, ob die Eltern zwar einen Teil der Immobilie mitfinanzieren, nicht aber als Eigentümer im Grundbuch aufgeführt werden. Das hat den Hintergrund, dass später, nach dem Tod, nicht noch Geschwister o.a. ausbezahlt werden müssen. Im Gegenzug könnten die Begünstigten den Eltern ein lebenslanges Wohnrecht einräumen.
Der gemeinsame Immobilienkauf erfordert klare Verträge:
- Eigentumsanteile im Grundbuch fixieren
- Kaufnebenkosten (Notar, Grundbucheintrag, Grunderwerbsteuer und ggf. Maklerprovision) – 10-15 % des Kaufpreises – gerecht aufteilen
- Individuelle Nebenkostenabrechnung bei gemeinsamer Immobiliennutzung
- Wohnrecht oder Nießbrauch sichern Rechte von Senioren bzw. Großeltern
Unser Tipp: Auch Miet- oder Wohnverträge unter Familienangehörigen sollten professionell aufgesetzt werden. Damit dies später nicht zu Streitigkeiten oder Erinnerungslücken führt. Hierbei kann die Aufteilung der Nebenkosten sowie eine Hausordnung schriftlich fixiert werden.
Finanzierung und staatliche Fördermöglichkeiten
Ein Mehrgenerationen-Haus kostet meist mindestens 500.000 Euro. Am besten ist es natürlich, wenn ihr viel Eigenkapital in das Projekt Mehrgenerationen-Wohnen mitbringt. Wenn mehrere Parteien mitfinanzieren, ist es am besten, den Kredit, wenn Fremdkapital nötig – wie oft üblich – ist, so schnell wie möglich abzuzahlen. Auch zuteilungsreife Bausparverträge oder der Verkauf des Elternhauses, wenn die Immobilie nicht zum Mehrgenerationen-Wohnen taugt, können sinnvoll sein. Oder ihr versucht es über das klassische Annuitätendarlehen – zu einem möglichst niedrigen Bauzins.
Eure Optionen:
- Eigenkapital stärken (z.B. durch Bausparverträge und Immobilienverkauf)
- Staatliche Förderprogramme wie KfW 124 und KfW 159 oder städtische und landesspezifische Förderprogramme nutzen
- Möglichst schnelle Kredittilgung mit der Bank vereinbaren
- Steuerliche Vorteile durch Mieteinnahmen nutzen
Der Vorteil bei einer solchen Immobilie ist natürlich, dass eine höhere Finanzierungssumme zur Verfügung steht, weil viele Wohnparteien bezahlen. Allerdings kann es sein, dass Kreditinstitute die Großeltern gar nicht mehr in die Finanzierung und damit verbundene formale Abwicklung einbinden und den Kreditvertrag lediglich mit den Jungen abschließen. Grund: Banken scheuen das Alter sowie das Risiko der Erbfolge und unüberichtlichen Rechtslage.

Trotzdem können ältere Geldgeber privat einbezogen werden, indem sie jährlich den Kredit mitabzahlen und sich somit das lebenslange Wohnrecht sichern. Dann ist für junge Kreditnehmer auch die beste Option, die Eltern eine Miete zahlen zu lassen, damit noch steuerliche Vergünstigungen möglich werden.
Steuerliche Vorteile beim Mehrgenerationen-Wohnen
Am klügsten ist es, wenn eine Immobilie für mehrere Generationen von den Eltern oder Großeltern als Alleineigentümer gehalten wird. Die jeweils andere Wohnpartei zahlt dann Miete. Die Eigentümer setzen dann sowohl die Renovierungs-, Modernisierungs- und Erhaltungskosten als auch 20 Prozent des Handwerkerlohns, Materialkosten sowie Kreditzinsen bei der Steuererklärung beim Finanzamt ab.
Wichtig: Sind die Instandhaltungskosten rund um die Immobilie höher als die eingenommene Miete, können Vermieter diese Ausgaben sogar als Verluste mit ihren anderen Einkünften verrechnen und somit ihre gesamte Steuerlast verringern.
Außerdem profitieren Neubaukäufer u.U. von der sechs Jahre dauernden Abschreibungsmöglichkeit der Kaufkosten durch die degressive AfA.
Umbau für generationengerechtes Wohnen – Schritt für Schritt
Planung & Bestandsaufnahme
Ihr habt bereits ein Haus, das für Mehrgenerationen-Wohnen infrage kommt? Dann geht es jetzt an die nächsten Schritte. Ein Projekt wie der Umbau oder Ausbau des Eigenheims sollte gut geplant sein. Die folgenden Fragen helfen dir, einen klaren Plan zu entwickeln.
- Welche Räume sind vorhanden und kommen infrage für einen Um- oder Ausbau?
- Welche Anforderungen/Bedürfnisse soll das Projekt erfüllen?
- Option 1: Barrierefreiheit (schwellenlose Übergänge, Treppenlift, etc.)
- Option 2: Wohnraumerweiterung (Schlaf-, Kinder- oder Arbeitszimmer)
- Option 3: Einliegerwohnung
- Wer kann bei dem Vorhaben unterstützen?
- Familie, Freunde, Architekt und Bauingenieur
- Welche Kosten fallen an?
- Erstelle selbst einen Kostenplan oder beauftrage einen Architekten, der dir eine realistische Kostenschätzung und Pläne für dein Projekt erstellen kann.
Option 1: Barrierefreiheit
Damit man im Alter in den eigenen vier Wänden bequem und selbstbestimmt leben kann, ist ein barrierefreies Wohnkonzept unverzichtbar – seien es schwellenlose Übergänge, rutschfeste Böden, digitale Türöffner oder Treppenlifte.
Schwellenlose Übergänge sind das A und O der Barrierefreiheit. Störende Türschwellen und -anschläge können abmontiert oder mit einer Fräse entfernt werden. Eine zeitsparende Alternative sind Rampensysteme. Diese ermöglichen stolperfreie und rollstuhlgerechte Übergänge.
Rutschfeste Böden und Griffsysteme helfen, Unfälle zu vermeiden. Haltegriffe, etwa links und rechts neben dem WC, sind eine sinnvolle Anschaffung im Badezimmer, genauso wie rutschfeste Böden.
Smarte Türschlösser erleichtern den Alltag, da sich die Haustür bequem per Fingerabdruck, App oder Zahlencode öffnen lässt.
Treppenlifte, auch Sitzlifte genannt, führen entlang der Treppe und sorgen somit für Barrierefreiheit. Allerdings sind sie nicht rollstuhlgerecht, Plattformlifte dagegen schon.

Option 2: Wohnraumerweiterung
Ein ausgebautes Dachgeschoss, ein renovierter Keller oder ein Wintergarten sind Möglichkeiten, wie du mit überschaubarem Aufwand neuen Wohnraum in deinem Eigenheim gewinnst. Ein Dachbodenausbau bietet dir zusätzliche Fläche für ein Schlaf-, Kinder-, Arbeitszimmer oder Hobbyraum. Mit etwas handwerklichem Geschick kannst du viele Arbeiten selbst erledigen und somit Kosten sparen. Lies dazu unsere Schritt-für-Schritt-Anleitung.
Du möchtest dir einen gemütlichen Rückzugsort einrichten und gleichzeitig dein Wohnzimmer vergrößern? Das ist mit einem Wintergarten möglich. In unserem Ratgeber Wintergarten bauen und planen erfährst du das Wichtigste dazu – von Baugenehmigung über Materialien bis hin zu Kosten.
Option 3: Einliegerwohnung
Ob für pflegebedürftige Angehörige, erwachsene Kinder oder zur Vermietung: Die Nutzung einer Einliegerwohnung ist flexibel. Hierbei handelt es sich um eine zusätzliche, in sich geschlossene Wohneinheit im eigenen Haus, meist mit separatem Eingang. Der große Vorteil? Mehr Privatsphäre für alle Beteiligten – plus mögliche Mieteinnahmen und eine Wertsteigerung deiner Immobilie.
Eine Einliegerwohnung kannst du z.B. im Keller oder Dachgeschoss umsetzen. Voraussetzung ist, dass der Bebauungsplan zwei Wohneinheiten erlaubt. Gesetzlich anerkannt wird eine Einliegerwohnung ab 23 m² Wohnfläche (§ 181 Abs. 9 BewG) – mit eigenem Wohnbereich, Küche, Bad und Schlafzimmer.
Wichtig sind auch Aspekte wie Schallschutz, Wärmedämmung und getrennte Anschlüsse für Strom, Wasser und Heizung sowie – im Fall einer Vermietung – eine eigene Klingel und Briefkasten. Für eine rechtssichere Planung empfiehlt sich die Beratung durch Architekt und Steuerberater.
Checkliste
- Bestandsaufnahme – Geeignete Räume für Umbau oder Ausbau identifizieren
- Anforderungen – Barrierefreiheit, Wohnraumerweiterung oder Einliegerwohnung
- Budget – realistischen Kostenplan erstellen
- Helfer – Fachleute oder Freunde ins Boot holen
Fazit
Generationengerechtes Wohnen beginnt mit einer durchdachten Planung. Wer frühzeitig die eigenen Bedürfnisse klärt, bauliche Möglichkeiten prüft und fachliche Unterstützung einholt, lebt später komfortabel, flexibel – und schafft Raum für mehr Miteinander und gegenseitige Unterstützung im Alltag.
Da die finanziellen und steuerlichen Vorteile überwiegen, ist Mehrgenerationen-Wohnen durchaus eine zukunftsgewandte und erfolgreiche Lösung auf einem angespannten Wohnungs- und Mietmarkt. Doch sollten sich alle Einzugsparteien darüber im Klaren sein, dass steuerliche und finanzielle Gesichtspunkte nicht allein darüber entscheiden, ob sie glücklich unter einem Dach leben, sondern auch, ob es zwischenmenschlich auf Dauer funktioniert.
Text: | Melanie Ludwig und Janek Müller |
Title Image: | © Drazen Zigic / iStock |